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Regenbogenfamilienkonferenz
Schwesig: "Anders" sein muss endlich normal werden
- 03. Mai 2014 3 Min.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) fordert das volle Adoptionsrecht für Lesben und Schwule: "Wo Kinder geliebt werden, wachsen sie auch gut auf" (Bild: Bundesregierung / Denzel)
In einer Videobotschaft an die Europäische Konferenz der Regenbogenfamilien sagte die Familienministerin, sie sei "einfach fassungslos, mit welchen Vorurteilen Homosexuelle heute immer noch zu kämpfen haben".
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig hat sich dafür ausgesprochen, dass Regenbogenfamilien "in ganz Europa als Normalität und Realität anerkannt werden". Dazu müssten auch die Lehrpläne an den Schulen geändert werden, forderte die SPD-Politikerin in einer Videobotschaft an die Teilnehmer der dritten Europäischen Konferenz der Regenbogenfamilien in Köln.
"Familien in Lehrbüchern bestehen meist noch aus Mutter, Vater, Kind. Gerade in Schulen müssen aber die Grundsteine für Offenheit, Anerkennung und Toleranz gelegt werden", so Schwesig. "Unsere Gesellschaft ist bunt, ist vielfältig. 'Anders' sein muss endlich normal werden, dann ist auch für Ausgrenzung kein Platz mehr."
"Auch in Deutschland will ich weiter vorankommen"
Indirekt sprach sich die Familienministerin erneut für ein volles Adoptionsrecht für Eingetragene Lebenspartner aus, das die Koalitionspartner CDU und CSU ablehnen: "Auch in Deutschland will ich weiter vorankommen. Erste Schritte sind wir schon gegangen, aber die reichen noch nicht." Für Schwesig sei klar: "Wo Kinder geliebt werden, wachsen sie auch gut auf. Und wo Kinder sind, da ist Familie. Die sexuelle Orientierung der Eltern ist dabei nicht entscheidend."
Allerdings sei es wichtig, den Kampf für Vielfalt und Toleranz nicht nur auf der rechtlichen, sondern auch auf der kulturellen Ebene zu führen, so die SPD-Politikerin: "Eine tolerante und weltoffene Gesellschaft entsteht ja nicht per Gesetz. Sie entsteht durch das Miteinander von Menschen." Schwesig weiter: "Es ist eine Frage der Haltung einer Gesellschaft. Diese Haltung ist es, die zu einem Klima der Offenheit führen muss. Da ist jede und jeder gefragt."
Sie sei oftmals "einfach fassungslos, mit welchen Vorurteilen Homosexuelle heute immer noch zu kämpfen haben", sagte die Familienministerin in der Videobotschaft. "Die Diskriminierung hier in Deutschland ist selten offen und aggressiv. Sie läuft meist sehr subtil und ist dadurch oft besonders verletzend."
Überall dort wo Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung "benachteiligt, angefeindet, schief angeschaut oder gar angegriffen" werden, bestehe Handlungsbedarf, so die Ministerin – "in Deutschland, in Ihren Heimatländern, in ganz Europa". Schwesig versprach den Konferenzteilnehmern, sie werde aktiv und engagiert mithelfen, dass Kinder überall "frei von Benachteiligung und Anfeindungen aufwachsen können".
Die dritte Europäische Konferenz für Regenbogenfamilien unter dem Motto "Different Families, Same Schools" hat am Donnerstag in Köln begonnen und läuft noch bis Sonntag. Eingeladen hat der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) in Zusammenarbeit u.a. mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums. Die Teilnehmer kommen aus 18 europäischen Ländern und Kanada. (cw)
Links zum Thema:
» Ausführliche Berichte zur Regenbogenfamilienkonferenz im LSVD-Blog















Und das ist ja genau eines der Probleme, dass nämlich auch wohlmeinende Politiker sehr wenig Ahnung davon haben, wie sich LGBTIs aufgrund der alltäglichen Diskriminierung fühlen, denn diese ist nicht selten so subtil, dass es durchaus schwierig ist, sie zu fassen und zu benennen. Manuela Schwesig ist aber eine der wenigen Spitzenpolitiker, die das zumindest erahnen können.
Trotzdem ist und bleibt es enttäuschend, dass sie und die SPD nun mit zwei Parteien in einer Koalition sitzen, die davon nicht den Hauch einer Ahnung haben und die unsere Gleichstellung schlichtweg als überzogene Forderung abtun.