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Fundi-Treffen auch in München und Kassel
Bildungsplan-Gegner: Vierte Demo in Stuttgart angekündigt
- 03. Mai 2014 4 Min.

So sah es in Stuttgart zuletzt mehrfach aus (Bild: Guido Klein)
Während der Streit um Schulaufklärung in Baden-Württemberg in die nächste Runde geht, formieren sich in München und Kassel Gegenproteste gegen die Fundamentalisten.
Von Norbert Blech
Das Aktionsbündnis "Demo für alle" hat für den 28. Juni zur bereits vierten Demo gegen den Bildungsplan in Stuttgart aufgerufen. Auf der dazugehörigen Internetseite, die vom Ehemann der AfD-Europakandidatin Beatrix von Storch verantwortet wird, wird gefordert, dass sich der "Vorrang von Ehe und Familie" in der Politik sowie im Erziehungs- und Bildungswesen "künftig deutlich abbilden" solle.
Zwar sei es "für uns ein erster großer Erfolg", dass die grün-rote Landesregierung den Bildungsplan um ein Jahr verschoben habe, so das Aktionsbündnis. "Aber das reicht nicht." Denn eine "staatlich organisierte Sexualisierung der Schulkinder" sei weiterhin geplant. Das "Gender Mainstreaming" und die damit einhergehenden Symptome "Auflösung der Geschlechterunterschiede, Abwertung von Ehe und Familie, Verstörung und Sexualisierung unserer Kinder" seien bereits Realität.
Zu dem Aktionsbündnis, das bereits die letzte Demo in der baden-württembergischen Landeshauptstadt organisiert hatte, gehören neben der AfD/Storch-eigenen "Initiative für Familienschutz" mit der bekannten Sprecherin Hedwig Freifrau von Beverfoerde auch die ebenfalls homophobe Publizistin Gabriele Kuby, der Evangelische Arbeitskreis der CDU-Kreisverbände Heilbronn, Mannheim und Rems-Murr, die "Aktion Kinder in Gefahr" oder der Verein "Frau 2000 plus" der Publizistin Birgit Kelle.
Protest und Gegenprotest in München

Aufruf zur Gegenkundgebung in München
Bereits am nächsten Samstag kommt es derweil erstmals in München zu einer Demo "gegen Gender-Ideologie, Pädophilie und Frühsexualisierung unserer Kinder an Kitas und Grundschulen" (queer.de berichtete). Auch hier heißt die Kundgebung nach den französischen Massenprotesten gegen die Ehe-Öffnung für homosexuelle Paare "Demo für alle".
Ausrichter ist die Initiative "Besorgte Eltern", die in Köln bereits zwei Demos veranstaltet hatte. In einem längeren Flyer (PDF) behauptet die Initiative neben vielem weiterem Unsinn, dass Kinder gezwungen würden, sich für eine sexuelle Neigung zu "entscheiden" (!), und dass Aufklärung über Homosexualität dazu führe, dass Kinder ihre Unschuld verlieren und letztlich nicht mehr in der Lage seien, eine feste Beziehung zu führen.
In der bayerischen Landeshauptstadt wird es am nächsten Samstag eine Gegenkundgebung unter dem Namen "Vielfalt statt Einfalt" geben, die von allen wichtigen Parteien inklusive der CSU-Stadtratsfraktion sowie vielen Organisationen und Verbänden getragen wird (Details bei der Rosa Liste). Beginn ist um 13.30 Uhr am Reiterdenkmal am Odeonsplatz.
Protest gegen Homoheiler-Kongress

Flyer zum Homoheiler-Kongress
Derweil haben in Kassel die Planungen für einen Protest zu einem Kongress "Sexualethik und Seelsorge" des Weißen Kreuzes begonnen, auf dem Ende Mai die führenden Vertreter einer Homo-Heilung in Deutschland sprechen, darunter Christl Ruth Vonholdt vom "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG)".
Markus Hoffmann von Wüstenstrom will gar ein Referat über "Sexuelle Identitätsstörungen in der Beratung" anbieten. Bei einem früheren Referat hießen Unterpunkte dazu "Menschen mit sex. Identitätsstörungen (Homosexualität, Pädophilie, Transsexualität) verstehen" sowie "Sexuelle Identitätsstörungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten".
Michael Diener, der mit der Politik gut vernetzte Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, wird dazu eine Andacht halten. Generalsekretär der evangelikalen Allianz ist übrigens Hartmut Steeb, der als Gegner des Bildungsplans mehrfach ins Fernsehen geladen wurde.
Auf seiner Facebook-Seite verlinkte Steeb in diesen Tagen auch eine Erklärung vom Weißen Kreuz, in der es in Bezug auf einen queer.de-Artikel heißt, man könne nicht nachollziehen, "wie Angehörige der schwul-lesbischen Interessensgruppen ihrerseits Menschen diskriminieren, die sich mit ihrer homosexuellen Orientierung im Rahmen der von ihnen beanspruchten gesellschaftlichen Freiheit nach Veränderung sehnen und hierzu Beratung in Anspruch nehmen wollen". Seelsorger würden "von Denk- und Redeverboten seitens der einschlägigen Szene überzogen".
Bei einem ersten Treffen des Aktionbündnisses gegen den Kongress sei ihnen zudem kein Rederecht erteilt worden, kritisiert das Weiße Kreuz. Sobald es konkrete Planungen des Bündnisses gibt, werden wir darüber berichten.
Nachtrag 20.45h: Reaktionen
In Stuttgart haben heute rund 170 Menschen, offenbar Anhänger der Linksjugend, für den Bildungsplan demonstriert, berichtet die Stuttgarter Zeitung.














