Der Arbeitskreis "Homosexuelle in der AfD" bringt den Regenbogen ins Parteilogo
AfD-Mitglieder wollen sich für LGBT-Rechte einsetzen, verteidigen dabei aber offen homophobe Politiker in den eigenen Reihen. Parteivorstand Bernd Lucke zeigt sich entzückt von der Neugründung, obwohl er selbst mit homophoben Klischees spielt.
Von Dennis Klein
Erst vergangenen Monat attestierte eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung der Alternative für Deutschland, sich zu einer Partei entwickelt zu haben, die offen Stimmung gegen Homosexuelle macht. Dem will der am Wochenende gegründete "Bundesarbeitskreis Homosexuelle in der AfD" entgegenwirken. Die Gruppe unter dem Vorsitz des Kölners Torsten Ilg hat nach Angaben von Sprecherin Veronika Bronder bereits 100 Mitglieder, 20 von ihnen hatten sich am Samstag zur Gründungsveranstaltung in einem Lokal in der Kölner Innenstadt versammelt. In der kurzen Präambel des neuen Arbeitskreises heißt es, Homosexuelle seien "absolut gleichzustellen".
Die Gründung mitten im Wahlkampf soll sogar in der Parteispitze positiv eingeschlagen haben: "Das finde ich toll", soll Parteigründer Bernd Lucke nach Angaben von AfD-Pressesprecher Christian Lüth über die Gründung erklärt haben. Die AfD habe schließlich den Anspruch, "eine kleine Volkspartei" zu sein, so Lüth.
Neben Ilg und Bronder gehören zum erweiterten Vorstand Mirko Welsch (Dudweiler, Stellvertreter), Walter Klicker (Dudweiler, Schriftführer), Kacem Bitich (Rösrath), Matthias Müller (Hamburg) und Torsten Jungbluth (Bergisch Gladbach). Drei von ihnen sind heterosexuell, darunter auch Bronder, die bereits zuvor bei den Schwusos aktiv gewesen ist. Sie trat insbesondere wegen der Unterstützung der Deutsch-Türkischen Kulturolympiade durch den schwulen Wiesbadener SPD-Bürgermeister aus der Sozialdemokratischen Partei aus. Das Festival sei von Islamisten unterwandert gewesen, so ihre Begründung.
Kampf gegen Bildungsplan & Co.
Mitglieder im Arbeitskreis: Der Kölner Torsten Ilg ist Vorsitzender, die Saarländerin Veronika Bronder Pressesprecherin (Bild: Veronika Bronder)
Selbst im schwul-lesbischen Arbeitskreis wird unumwunden zugegeben, dass es einige homophobe AfD-Mitglieder, auch in der Führungsmannschaft, gibt: "Wir sind eine neue Partei und natürlich gibt es hier auch Homophobe. Das ist in anderen Parteien nicht anders", erklärte Arbeitskreis-Sprecherin Bronder. Schuld am homophoben Image der AfD seien ihrer Meinung nach aber die Mainstream-Medien, die ständig der Partei Schaden zufügen wollten: "Wenn es um Homosexualität geht, wird die AfD von den Medien negativ dargestellt, indem Frau von Storch zitiert wird. Aber ich versichere ihnen: Die Mehrheit der Kandidatinnnen und Kandidaten für die Kommunalparlamente sind nicht homophob".
Allerdings stehen auf den sicheren ersten vier Listenplätzen der Partei zur Europawahl drei Kandidaten, die mit Homophobie auf Stimmenfang gehen: So kämpft die von Bronder angesprochene Beatrix von Storch seit Jahren gegen die Rechte von Homosexuellen (queer.de berichtete), ihr Ehemann betreibt die Webseite zu den Demos der "Besorgten Eltern".
Auf Platz drei setzte die Partei einen weiteren erbitterten Gegner von Homo-Rechten: Der baden-württembergische Landesvorsitzende Bernd Kölmel hatte wiederholt Stimmung gegen den Bildungsplan im Ländle gemacht, der die Akzeptanz von Schwulen und Lesben zu einem Thema im Unterricht machen sollte. Dies könne zu einer "ideologischen Umerziehungskampagne" führen, warnte Kölmel – und malte damit das Bild vom bösen Schwulen an die Wand, der es auf kleine Kinder abgesehen hat. "Die Bürger Baden-Württembergs lassen sich dies nicht mehr gefallen – und das ist gut so!" freute sich Kölmel in der Rechtsaußen-Zeitung "Junge Freiheit". Auch Bronder verteidigte gegenüber queer.de die AfD-Mär, dass es beim Bildungsplan darum gehe, Kinder zu sexualisieren.
Homophobe Wahlkampfsprüche
Bei den drei homophoben Demos gegen den Bildungsplan in Stuttgart trat neben der Partei Bibeltreuer Christen insbesondere die AfD mit Plakaten hervor (Bild: Guido Klein)
Spitzenkandidat Bernd Lucke ("Das finde ich toll") hat ebenfalls wiederholt mit homophoben Klischees gespielt. So kritisierte er im Januar das Coming-out des ehemaligen Fußballprofis Thomas Hitzlsperger, den er aufforderte, sich zu "Ehe und Familie" zu bekennen (queer.de berichtete). Im "Spiegel"-Interview wiederholte der Meister-Populist im April den Vorwurf, dass es wichtiger sei, "sich um die Situation von Familien in unserem Land zu kümmern als darum, ob ein Einzelner schwul ist". Er nutzt dabei die typische Taktik von homofeindlichen Politikern, so zu tun, als ob die Gleichstellung von Schwulen und Lesben Heterosexuellen Rechte entziehen würde.
Erhielte die AfD bei der Europawahl wie in neuesten Umfragen vorhergesagt rund fünf Prozent, könnte sie sich vier Sitze im Europaparlament sichern – und drei Viertel der Sitze würden an Leute gehen, die mit Homophobie Wahlkampf machen.
Na prima... Hätte man bloß keine schlafenden Hunde geweckt. Gibt es ein Statement von Durchlaucht von Klapperstorch dazu?