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Streit eskaliert
Berlin: Grüne und LSU boykottieren "Stonewall-CSD"
- 06. Mai 2014 3 Min.

Die Stonewall-Parade schrumpft bereits, bevor der erste Wagen losgefahren ist (Bild: Norbert Blech)
Die Auseinandersetzung um den Hauptstadt-CSD geht in die nächste Runde: Jetzt ziehen sich die Grünen und die CDU von der Veranstaltung zurück.
Die LGBT-Verbände von Grünen und CDU wollen kommenden Monat nicht an der "Stonewall CSD Parade 2014" teilnehmen. Am Dienstag teilten sowohl die Landesarbeitsgemeinschaft QueerGrün als auch die Berliner Lesben und Schwulen in der Union (LSU) mit, dass sie sich nicht an der traditionsreichen Parade beteiligen wollten. Grund ist die neue Strategie des CSD e.V., die nicht genügend mit der Szene debattiert worden sei.
Hintergrund: Der CSD-Verein hatte Anfang diesen Jahres für Aufregung gesorgt, weil er die CSD-Parade in "Stonewall Parade" umbenennen wollte (queer.de berichtete). Auch das Vorhaben, den neuen Namen schützen zu lassen und von allen Beteiligten Lizenzgebühren zu kassieren, stieß auf Proteste. Der Streit führte Anfang Juli bereits zum Austritt der Berliner Aids-Hilfe aus dem Verein (queer.de berichtete).
"Community ignoriert"
"Es entspricht nicht unserem Demokratieverständnis, wenn die Wünsche und Sorgen der Community ignoriert werden", begründete QueerGrün-Sprecherin Maria Meisterernst die Entscheidung in einer Pressemitteilung. "Alle Versuche, die geplanten Veränderungen 2014 auszusetzen, um in Ruhe mit allen Beteiligten über das weitere Vorgehen zu diskutieren, wurde von den Verantwortlichen leider abgelehnt", bedauert Meisterernst.
Die Landesarbeitsgemeinschaft erklärte weiter, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Man wolle auch vorerst Mitglied des CSD e.V. bleiben. Der Verein müsse aber Diskussionen erlauben und dürfe nicht mehr ohne Absprache Tatsachen schaffen.
Am Dienstagnachmittag erklärte zudem der LSU-Landesvorsitzende Jurgen Daenens gegenüber queer.de, dass sich auch die Lesben und Schwulen in der Union von der Veranstaltung zurückziehen würden. Er mahnte den CSD-Verein an, sich dialogbereit zu zeigen "und endlich einen Kompromiss zu finden".
Bereits im letzten Jahr hatte der CSD-Verein für Unverständnis unter den Christdemokraten gesorgt, weil dieser die Teilnahme der CDU an der Parade zunächst verboten hatte (queer.de berichtete). Als Grund nannte CSD-Geschäftsführer Robert Kastl, dass die Christdemokraten die Gleichstellung blockierten und den CSD nur als Werbeveranstaltung vor der Bundestagswahl nutzen wolle. Am Ende durfte aber ein überarbeiteter LSU-Wagen mitfahren (queer.de berichtete).
Andere Parteien könnten sich Boykott anschließen

Einen LSU-Wagen wird man beim "Stonewall CSD" dieses Jahr vergeblich suchen (Bild: easy-berlin / flickr / by-nd 2.0)
Vertreter der LGBT-Gruppen aller fünf großen Parteien haben bereits im Februar diesen Jahres einhellig den CSD-Verein für seine neue Richtung kritisiert (queer.de berichtete). Daher könnten in den nächsten Tagen auch die LGBT-Gruppen von SPD, Linkspartei und FDP dem Boykott folgen.
Die Grünen und die LSU haben noch nicht bestätigt, ob sie sich statt am "Stonewall CSD" an der Parade des Aktionsbündnisses CSD Berlin 2014 beteiligen wollen, das im April gegründet wurde. Für den 21. Juni plant das Bündnis parallel zum Stonewall-CSD eine politische Demonstration, deren Route unter anderem an der ugandischen und russischen Botschaft sowie am Holocaustmahnmal vorbeiführen soll.
Der "Stonewall CSD" will unterdessen an seiner Route vom Kurfürstendamm zum Brandenburger Tor festhalten. Allerdings wurde die Strecke noch nicht genehmigt, da noch unklar ist, wie die Fanmeile der parallel stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft gesichert werden kann. (dk)
Links zum Thema:
» CSD Berlin (Stonewall)














