Conchita Wurst wurde von den russischen Zuschauern auf Platz drei gewählt - doch eine Demo der "bärtigen Frauen und Männer" ist zu viel für die Obrigkeit
Wie erwartet scheiterte der Moskauer CSD-Organisator mit einer Anmeldung für einen Homo-Protest. Der soll nun im alljährlichen Pride integriert werden.
Der Moskauer CSD-Organisator Nikolai Aleksejew hat von den Behörden der russischen Hauptstadt keine Genehmigung für einen für den 27. Mai geplanten "Marsch der bärtigen Frauen und Männer" erhalten. An dem Tag jährt sich die Abschaffung des Paragrafen, der homosexuelle Handlungen bestrafte, zum 21. Mal.
Aleksejew wollte damit die positive Resonanz der Bevölkerung auf Conchita Wurst nutzen – beim Eurovision Song Contest am Samstag wählten sie die russischen TV-Zuschauer auf Platz drei – und zugleich die Behörden vorführen. Der Aktivist kündigte an, den Bärtemarsch in seinen diesjährigen CSD-Protest zu integrieren.
Der Moscow Pride soll am Samstag, den 31. Mai stattfinden, einen Genehmigungsantrag will Aleksejew dazu am Freitag bei den Behörden einreichen. Trotz Urteilen des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, wonach CSD-Verbote illegal sind, wurde der Pride bislang nie erlaubt und endete immer in kurzzeitigen Festnahmen der Teilnehmer sowie in Gewalt durch Gegendemonstranten.
Der Sieg von Conchita Wurst hatte zu einigen heftigen Ausfällen von russischen Politikern und der orthodoxen Kirche geführt (queer.de berichtete) – dass das russische Fernsehen aus dem Contest aussteigt, wie von einem kommunistischen Politiker gefordert, gilt aber als unwahrscheinlich.
Rainbow-Flashmobs geplant
Nikolai Aleksejew hat 2006 erstmals den CSD in Moskau organisiert (Bild: Wiki Commons / Rownosci / CC-BY-SA-3.0)
Derweil rüstet sich die russische LGBT-Szene für den Internationalen Tag gegen Homophobie an diesem Samstag – in mindestens elf Städten soll es Rainbow Flashmobs oder ähnliche Kundgebungen geben.
Vor allem in St. Petersburg könnte es dabei zu Problemen kommen: Vor zwei Jahren war es zu heftigen Ausschreitungen gekommen (queer.de berichtete), die im letzten Jahr von der Polizei verhindert werden konnten, die dafür aber
den Protest vorzeitig abbrach (queer.de berichtete). Der Stadtrats-Abgeordnete Vitali Milonow, verantwortlich für das lokale Gesetz gegen Homo-Propaganda, hat bereits via Twitter angekündigt, den LGBT-Protest auflösen zu wollen.
Wie in den anderen Städten informierten die LGBT-Aktivisten die Stadt und die Polizei über die Aktion, suchten dafür aber keine Genehmigung. Berichte, die Stadt Chabarwosk hätte erstmals einen Homo-Protest erlaubt, sind dementsprechend falsch und wurden von den Behörden inzwischen dementiert. (nb)
wie desolat muß meine Situation sein, wenn ich mich "vor einem unrasierten Mann im maßgeschneiderten Kleid" so ängstige ?!