Für 25 Franken kann man sich in der Schweiz den Mann ansehen, der am liebsten zum Mord an Schwulen aufruft
Wie bereits bei vorherigen Konzerten versichert Elephant Man vor seinen Auftritten in Europa, nicht zur Gewalt gegen Homosexuelle aufzurufen – diese Versprechen halten aber in der Regel nur bis zur Abreise.
Vor Auftritten in der Schweiz, Deutschland und Schweden hat der jamaikanische Reggae-Künstler Elephant Man (bürgerlich: O'Neil Bryan) erklärt, auf homophobe Äußerungen oder Mordaufrufe gegen Schwule zu verzichten. Vor dem ersten Konzert im Kanton Zug, das am Mittwochabend stattfinden soll, unterschrieb er auch den "Reggae Compassionate Act", in dem er sich unter anderem verpflichtet, die Rechte von Homosexuellen zu achten.
Außerdem hat er ein 90-sekündiges Video auf Facebook veröffentlicht, in dem sich der Sänger weltoffen gibt: "Ich bin hier, um zu performen, nicht um Gewalt hierher zu bringen. Ich bin nicht hier, um jemanden zu sagen, wie er zu leben hat. Alles, was ihr tun müsst, ist zur Elephant-Man-Show zu kommen, und ihr werdet eine der besten Live-Shows erleben". Er erklärte weiter, dass ihm das Thema Homosexualität nicht am Herzen liegt: "In unseren Auftritten reden wir nicht über Meinungsverschiedenheiten bei Schwulen. Das ist nicht unser Thema. Unser Thema ist, dass du dein Geld für uns ausgibst und du dafür die Zeit genießt."
Youtube | Elephant Man gibt sich in einem extra für die Europa-Tournee veröffentlichten Video friedlich
Versprechen haben kurze Halbwertszeit
Freilich hat Elephant Man, wie viele andere Hasssänger aus Jamaika, bereits in der Vergangenheit vor Konzerten in Europa oder Nordamerika versprochen, keine homophoben Aussagen mehr zu tätigen. Allerdings hat er bei seiner Rückkehr nach Jamaika umso mehr in Konzerten gegen Homosexuelle polemisiert. Mit seinen Versprechen hatte er stets Konzertabsagen vermeiden wollen, war aber nicht immer erfolgreich: So musste Elephant Man zuletzt 2012 wegen Protesten die gesamte Deutschland-Tournee absagen (queer.de berichtete).
Die schweizerische Schwulengruppe "Pink Cross" will trotzdem wegen den Versprechungen von Elephant Man auf Proteste gegen den Auftritt verzichten: "Pink Cross ist sich bewusst, dass Elephant Man und andere Sänger Teile des [Reggae Compassionate Act] in der Vergangenheit auch schon gebrochen haben. Trotzdem ist Pink Cross aufgrund der öffentlichen Distanzierung bereit, vorläufig von weiteren Schritten abzusehen", so der Verband. Man wolle trotzdem die Konzerte des Jamaikaners beobachten und eventuell die Behörden einschalten, sollte der Sänger seine Versprechungen in der Schweiz brechen.
Hamburger Veranstalter lobt "brennendste Lyriks"
Am 29. Mai ist auch ein Konzert von Elephant Man in Hamburg-St. Pauli geplant. Der Veranstalter "Terrace Hill" freut sich auf seiner Facebook-Seite in einem sehr positiven Artikel über die "brennendsten Lyriks" von Elephant Man. Der Lesben- und Schwulenverband hat wegen des geplanten Auftritts bereits das Polizeipräsidium in der Hansestadt eingeschaltet. Die Beamten sollen darauf achten, dass der 38-Jährige keine homophoben Lieder aufführt oder gegen Homosexuelle Stimmung macht.
Elephant Man ruft in Liedern wie "A Nuh Fi Wi Fault", "We Nuh like Gay" und "Log on" seine Zuhörer auf, schwule Männer mit einem Maschinengewehr zu töten. Diese Songs werden zwar normalerweise nicht in Europa aufgeführt, auf Jamaika gehören sie aber zu großen Klassikern. Elephant Man hat sich bislang nicht von den Titeln distanziert und verdient nach wie vor an deren Verkauf. (dk)
Ich bin Homo und freue mich auf das Konzert in Hamburg!
Jeder hat eine zweite Chance verdient! Auch Elephant Man