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Demo geplant
Kassel: Alle außer CDU verurteilen Homo-"Heiler"
- 21. Mai 2014 3 Min.

Bei dem Kongress dürfen Referenten die These vertreten, dass Homosexualität eine Sünde und Krankheit ist, die geheilt gehört
In Kassel planen LGBT-Aktivisten eine Demonstration gegen einen evangelischen Kongress mit Homo-"Heilern" – auch der Stadtrat verurteilt die homophobe Veranstaltung, allerdings nicht einstimmig.
Gegen den am Donnerstag beginnenden Kongress "Sexualethik und Seelsorge" formiert sich Widerstand, weil in der vom Verband Weißes Kreuz e.V. organisierten Tagung auch Homo-"Heiler" als Referenten eingeladen worden sind. So hat das Kasseler Stadtparlament mit den Stimmen von SPD, Grünen, Linken, FDP, Freien Wählern und Piratenpartei am Montag eine "Resolution gegen Homophobie" verabschiedet, in dem es sich von dem Kongress distanziert. Darin heißt es, dass die Einstufung von Homosexualität als "Krankheit" das Selbstbestimmungsrecht "religiös verbrämt" in Frage stelle. Lediglich die CDU stimmte gegen die Resolution.
"Die sagen, Homosexualität ist eine Krankheit. So eine Haltung wollen wir in dieser Stadt nicht", begründete Ruth Fürsch von den Grünen die Erklärung. Sprecher der CDU erklärten, sie hielten zwar Konversionstherapien ebenfalls für Humbug, allerdings sei nur ein kleiner Teil der Veranstaltung diesem Thema gewidmet. "Homosexualität ist keine Krankheit", sagte Marcus Leitschuh von der christdemokratischen Fraktion. Aber: "Muss es deshalb diese Resolution geben?"
Hintergrund: Zum Kongress wurden unter anderem Christl Ruth Vonholdt vom "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG)" und Markus Hoffmann vom Homo-"Heiler"-Verband "Wüstenstrom e.V." eingeladen (queer.de berichtete). Beide werben dafür, Homosexuelle durch Therapie zu Heterosexuellen zu machen. Ärzteverbände warnen vor der sogenannten Konversionstherapie, da diese nutzlos sei und Homosexuelle in die Depression oder gar den Selbstmord treibe. So verabschiedete der Weltärztebund im vergangenen Jahr eine Stellungnahme, nach der Konversionstherapien "die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen" seien (queer.de berichtete) .
Demo für Freitag angekündigt
LGBT-Aktivisten wollen am Freitag gegen die Konferenz der Homo-"Heiler" auf die Straße gehen. Das Bündnis "Runder Tisch gegen Homophobie" ruft zur Teilnahme an der Kundgebung auf, die um 16 Uhr vor dem Hauptbahnhof beginnt. Er wirft dem Weißen Kreuz vor, Referenten "mit sexistischen und homophoben Einstellungen ein Forum zu bieten".
Da Weiße Kreuz ist Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche (EKD), das allerdings die Homophobie der Eiferer im Vorfeld der Konferenz kritisiert hat (queer.de berichtete). Die evangelikale Gruppe vertritt eine höchst konservative Sexualmoral und lehnt Homosexualität generell ab: So hat der Verband eine Handreichung zum Thema erarbeitet (PDF), in der Homosexualität mit Pädophilie gleichgesetzt wird ("einige lieben Kinder, Jugendliche oder Gleichaltrige"). Änderungswilligen Homosexuellen wird versprochen, "durch Therapie, Seelsorge oder Selbsthilfegruppen" heterosexuell zu werden.
Eine ähnliche Veranstaltung hatte bereits 2009 im hessischen Marburg zu Protesten geführt (queer.de berichtete). Damals verbreiteten Vonholdt und Hoffmann ebenfalls ihre Thesen. Schon damals verteidigten Politiker der CDU die homofeindlichen Einstellungen der Redner, während LGBT-Gruppen gemeinsam mit Parteien wie SPD und Grünen und der Aids-Hilfe gegen die Veranstaltung protestierten. (dk)















Ich komme direkt aus Kassel. Das wäre eine Möglichkeit, das erste Mal an solch einer Demo teilzunehmen. Vorher hab ich mich nie damit befasst, aber langsam geht es wirklich zu weit.