Im Königreich Marokko ist Homosexualität nach wie vor verboten (Bild: memnativ / flickr / by-sa 2.0)
Der eigene Vater hatte einen jungen Mann und seine Freunde wegen Homosexualität angezeigt – jetzt drohen ihnen mehrjährige Haftstrafen.
Sechs Marokkaner sind in der 200 Kilometer südöstlich von Casablanca gelegenen Stadt Fkih Ben Saleh vergangene Woche wegen Homosexualität verurteilt worden. Das berichtet der Nachrichtensender Al-Dschasira unter Berufung auf Menschenrechtsaktivisten. Dem Bericht nach hatte der Vater einer der Verurteilten die Männer angezeigt. Er habe erklärt, dass sein Sohn von den anderen in einen "abartigen" Lebensstil gedrängt worden sei.
Die Urteilsverkündung findet erst später statt. In Marokko können "unnatürlich Akte mit gleichgeschlechtlichen Partnern" nach Paragraf 489 des Strafgesetzbuches mit bis zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe geahndet werden.
Aktivist: Homosexualität wird härter bestraft als Kindesmissbrauch
Die sechs Männer sind vom Gericht außerdem wegen Prostitution und öffentlicher Trunkenheit verurteilt worden. Diese Anklagen sind laut der Menschenrechtsorganisation "Mouvement Alternatif pour les Libertés Individuelles" (MALI) typisch für Verfahren gegen Homosexuelle: "Die Richter glauben, dass ein solcher Akt nur wegen des Geldes gemacht wird", erklärte MALI-Mitgründerin Ibtissame Lachgar. "Sie können sich nicht vorstellen, dass es hier auch um Liebe geht."
Auch andere marokkanische Menschenrechtler beklagen die Verfolgung von Homosexuellen in ihrem Land. So erklärte Khadija Rijadi von der Gruppe "Association marocaine des droits humains" (AMDH), dass Kindesmissbrauch durch Ausländer in Marokko weniger hart bestraft werde als Homosexualität. "Es gibt viel Heuchelei hier", so Rijadi. "Viele Pädophile werden mit großer Nachsicht behandelt". Er verweist auf den Fall eines Spaniers, der 2011 mindestens elf Kinder vergewaltigt hatte. Er wurde jedoch nach seiner Verurteilung vergangenes Jahr vom marokkanischen König begnadigt, um die Beziehungen mit Spanien nicht zu belasten.
Homosexualität gilt innerhalb der marokkanischen Gesellschaft als Tabu, wird aber gerade in Touristen-Orten wie Marrakesch, Agadir oder Tanger toleriert. Dort sind regelrechte Kolonien schwuler Rentner aus Westeuropa entstanden (queer.de berichtete). (dk)
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