Ingrid Fischbach (Bild: Wiki Commons / Laurence Chaperon / CC-BY-SA-3.0-DE)
Am Mittwoch erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium für die Bundesregierung, es bedürfe keiner Therapie von Homosexualität.
Ingrid Fischbach, CDU-Abgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, hat in einer Fragestunde des Bundestags am Mittwoch Angebote zur "Heilung" Homosexueller abgelehnt. Auf eine Anfrage der Linken-Abgeordnete Kathrin Vogler sagte sie: "Die Bundesregierung, wie im Übrigen auch die Bundesärztekammer und der Weltärztebund, vertritt die Auffassung, dass Homosexualität keine Krankheit ist und keiner Therapie bedarf."
Würden trotzdem "fragwürdige Therapien angeboten, die geeignet sind, Patientinnen oder Patienten zu schädigen, dann sind die Ärztekammern oder die Approbationsbehörden gefordert, im Einzelfall berufsrechtliche Schritte einzuleiten", so Fischbach. Auf eine weitere Frage, welche Schritte die Regierung in der Frage plane, sagte Fischbach, die Aufsicht über die Berufsausübung liege bei den Ländern, auch gebe es Schlichtungsstellen bei Ärztekammern. Mit Materialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung biete man Jugendlichen wichtige Aufklärung im Selbstfindungsprozess, so die 57-Jährige auf weitere Fragen von Linken-Politikern (Plenarprotokoll, PDF S. 17-20).
Die Bundesregierung hatte sich bereits in der letzten Legislaturperiode im Rahmen der Diskussion um den Marburger Kongress von sogenannten Konversionstherapien distanziert. Im letzten Jahr hatte der Bundestag mit schwarz-gelber Mehrheit allerdings einen Antrag der Grünen abgelehnt, entsprechende Therapien an Minderjährigen zu verbieten (queer.de berichtete).
Anlass für die aktuelle Debatte ist ein TV-Bericht des Magazins "Panorama", in dem ein schwuler Reporter vorgeblich eine Behandlung für seine Homosexualität suchte und fand (queer.de berichtete), sowie ein Kongress in Kassel in diesen Tagen, an dem auch die führenden deutschen Vertreter einer Homo-"Heilung" teilnehmen (queer.de berichtete).
Die Linke bezeichnete die Antworten von Fischbach in einer Pressemitteilung als "ausweichend". Die Bundesregierung müsse "aktiv werden und die Bevölkerung vor den Gefahren solcher fragwürdigen Methoden zu warnen", so Katrin Vogler. "Eine Kampagne zur Stärkung des Selbstbewusstseins von Patientinnen und Patienten ist dringend erforderlich, auch, um sich gegen Therapieversuche zu wehren, die gar keinen ärztlichen Standards entsprechen." (nb)
Scheinheilig