Stefan Kaufmann hat beim Thema Homo-Rechte in seiner Partei einen schweren Stand (Bild: CDU/CSU-Bundestagsfraktion)
Nach der Umsetzung der Sukzessivadoption will der schwule Stuttgarter CDU-Chef häppchenweise weitere Rechte – für die Grünen ist das ein Beweis, wie sehr die Christdemokraten dem Kindeswohl schaden.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann hat seine Partei aufgefordert, verpartnerten Schwulen und Lesben das Recht auf Volladoption zu gewähren, allerdings nur für eine bestimmte Gruppe. "Wir sollten im Rahmen einer Einzelfallprüfung die gemeinsame Adoption ermöglichen. Und zwar dann, wenn das Kind schon in der Betreuung des Paares war", so Kaufmann in der Freitagsausgabe der "Welt".
Am Donnerstagabend hatte der Bundestag – auf Anordnung des Bundesverfassungsgerichts – Lebenspartnern mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD bereits das Recht auf Sukzessivadoption gewährt (queer.de berichtete). Das bedeutet, dass ein eingetragener Lebenspartner das bereits adoptierte Kind seines Partners mitadoptieren kann. Laut Kaufmann sei dies ein "wichtiger Schritt in die richtige Richtung" gewesen, dem aber weitere folgen müssten.
Die Oppositionsfraktionen von Linken und Grünen hatten am Donnerstag die vollständige Gleichbehandlung von verpartnerten Paaren im Adoptionsrecht gefordert, ein entsprechender Antrag der Grünen war aber von Union und SPD abgelehnt worden.
Beck: "Verfassungswidrige Diskriminierung"
Volker Beck glaubt, dass die Union dem Kindeswohl schadet (Bild: Grüne NRW)
Der Grünenpolitiker Volker Beck kritisierte den Vorstoß von Kaufmann, weil damit die "gleichheitswidrige und deshalb verfassungswidrige Diskriminierung" von Homo-Paaren fortgeführt werde: "Karlsruhe verlangt Gleichbehandlung von Ehe und Lebenspartnerschaft, alles andere ist erneute Diskriminierung". Er warf der Union vor, die Rechte von Kindern in Regenbogenfamilien zu beschneiden: "Die Adoption von Pflegekindern zeigt exemplarisch, dass die Unionsdiskriminierungspolitik zwar im Gewande des Kindeswohl daher kommt, tatsächlich aber dem Kindeswohl schadet."
Stefan Kaufmann ist seit 2011 Kreisvorsitzender der Stuttgarter CDU und hat aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht. Er setzte sich wiederholt für LGBT-Rechte innerhalb seiner Partei ein: So gehörte er 2012 zu den "wilden 13" innerhalb seiner Bundestagsfraktion, die eine Gleichbehandlung von eingetragenen Lebenspartnern im Steuerrecht forderten (queer.de berichtete). (dk)
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