Während die katholische Kirche verpartnerte Homosexuelle weiterhin nur als Sünder ansieht, spricht sich der Chef der evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau für die Gleichbehandlung aus (Bild: EKHN)
Während die Union weiterhin am Adoptionsverbot für Homo-Paare festhält, sind Teile der evangelischen Kirche schon weiter.
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat sich am Donnerstagabend für ein generelles Adoptionsrecht eingetragener Lebenspartnerschaften ausgesprochen. Bei den Karlsruher Verfassungsgesprächen sagte er, dass es wichtig sei, Kindern "emotionale Stabilität" zu geben. Dies könne auch eine verantwortlich gelebte gleichgeschlechtliche Partnerschaft leisten. Deshalb sei das volle Adoptionsrecht aus Sicht Jungs für homosexuelle Paare möglich. Bisher können sie nur das bereits adoptierte oder das leibliche Kind des Lebenspartners mitadoptieren.
Grundsätzlich gelte es, alle Adoptionen zuerst am Kindswohl auszurichten, so Jung. Er sprach sich auch für eine Erweiterung des Grundgesetzes aus, in dem künftig das Kindeswohl noch deutlicher verankert sein müsse. Die Aufzeichnung der Veranstaltung aus Karlsruhe mit Kirchenpräsident Jung wird am Sonntag um 13 Uhr im TV-Sender "Phoenix" ausgestrahlt.
Jung fordert gesellschaftlichen Kulturwandel "hin zu mehr Familie"
Jung forderte bei der Diskussion auch, das Ehegattensplitting zu überprüfen und Alleinerziehende besser zu fördern. "Das Splitting muss umgestaltet und an die Lebenssituation angepasst werden", so Jung. Familien würden zudem "nicht durch moralische Apelle, sondern bessere Bedingungen gestärkt". Außerdem müsse es einen gesellschaftlichen Kulturwandel "hin zu mehr Familie" gebe. Familien müssten vor der "Durchökonomisierung des Lebens" besser geschützt werden.
Die 14. Karlsruher Verfassungsgespräche standen unter dem Titel "Gesellschaft im Umbruch: Wie viel Schutz brauchen Ehe und Familie?". Bei den Gesprächen werden seit 2001 aktuelle, für Staat und Gesellschaft zentrale Kontroversen aufgegriffen. An der Veranstaltung nahmen dieses Jahr unter anderem auch der Münchener Kardinal Reinhard Marx teil, der die katholische Bischofskonferenz anführt. Außerdem dabei: Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die wie Marx die Gleichbehandlung von Homosexuellen im Adoptionsrecht ablehnt, sowie der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck.
Zeitgleich zu den Gesprächen lehnte der Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Adoptionsrecht ab (queer.de berichtete). In der Debatte begründete eine CDU-Rednerin die Entscheidung damit, dass Homosexuelle möglicherweise das Kindeswohl gefährden könnten.
Volker Jung gilt als einer der LGBT-freundlichsten Amtsträger in den deutschen Kirchen. Deshalb wird ihm in gut einem Monat die Kompassnadel des Schwulen Netzwerks NRW verliehen (queer.de berichtete). Mit dem Preis werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Homosexuellen besonders verdient gemacht haben. Im queer.de-Interview erklärte Jung im März, dass die Kirche "kein homophober Block" sei, sondern sich gerade in Hessen-Nassau intensiv für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eingesetzt habe. (dk)
Man kann ihn durch Kirchenaustritt in dieser Position angenehm wirksam unterstützen.
Ganz direkt, ganz ohne Wahl durch ein kirchliches Gremium.
Die eingesparte Kirchensteuer, oder einen Teil davon , an Organisationen spenden, die Jungs Ansichten propagieren und steuermindernde Spendenbescheinigungen ausstellen dürfen.