Cédric Puisney / flickr / cc by-nd 2.0 (Bild: Das Europaparlament in Straßburg)
Rund 400 Millionen Wahlberechtigte stimmen am Sonnntag über die Sitzverteilung im Europäischen Parlament ab. Offizielle Ergebnisse gibt es erst ab 23 Uhr, aber bereits zuvor gibt es Hochrechnungen und Prognosen aus diversen Ländern.
Live-Ticker (abgeschlossen, chronologisch)
Hier wird irgendwann in der Nacht die Liste mit den gewählten Kandidaten veröffentlicht. Es gibt derzeit noch unterschiedliche Angaben, ob Martin Sonnenborn es ins Parlament geschafft hat – oder ob die Freien Wähler auf zwei Sitze kommen. Auch bei der Union, die als einzige Partei Landeslisten hat, ist etwa offen, ob der Berliner Kandidat Joachim Zeller seinen Sitz verliert. Er war einer von zwei Unionsabgeordneten, die in der letzten Legislaturperiode zu null Prozent für Vorlagen stimmten, die für LGBT wichtig waren. Der andere Nullprozenter, der CDU-Abgeordnete Bernd Posselt, ist auf CSU-Listenplatz 6 ebenfalls ein Wackelkandidat.
Wir wollen den Ticker hiermit beenden und bieten noch zwei Begriffe für den nächsten Politik-Party-Talk: PETO und Castrillo Matajudios.
Während in Deutschland gerade etwas Unklarheit über die endgültige Sitzverteilung herrscht, melden die Kollegen von Pink News, das mit David Coburn der erste offen schwule Abgeordnete aus Schottland nach Straßburg zieht. Seine Partei: Die rechtspopulistische und europaskeptische UKIP. Für die gleiche Partei zieht aus der englischen Region East Midlands auch Roger Helmer erneut ins Parlament, er war durch mehrere homophobe Sprüche aufgefallen. Homosexuelle verdienten keinen Respekt, hatte er einst gesagt, die Öffentlichkeit sollte das Recht haben, sie nicht zu mögen.
Das Ergebnis aus Deutschland nach Auszählung aller Wahlkreise: CDU 30,0 Prozent (-0,6), SPD 27,3 (+6,5), Grüne 10,7 (-1,4), FDP 3,4 (-7,6), Linke 7,4 (-), CSU 5,3 (-2), Freie Wähler 1,5, Tierschutz 1,2, Familie 0,7, Piraten 1,4, ÖDP 0,6, AfD 7, NPD 1,0, Partei 0,6.
Noch sind europaweit nicht alle Sitze vergeben, das nächste Europaparlament wird aber in etwa so aussehen wie dessen aktuelle Prognose:

Großbritannien: Das Ergebnis aus Englands Nordwesten ist noch nicht verkündet, aber einer der Schockgewinner der letzten EU-Wahl, Nick Griffin, hat bereits eingestanden, dass er seinen Sitz verloren hat. Der Boss der British National Party hatte immer wieder durch ausländerfeindliche und homophobe Sprüche auf sich aufmerksam gemacht.
In Schottland kommt UKIP mit zehn Prozent offenbar nur auf den vierten Platz, das könnte aber noch immer für einen Sitz reichen; die SNP liegt deutlich vor Labour und Konservativen. In England liegt UKIP nach rund einem Drittel der Wahllokale bei 29 Prozent, Labour liegt mit 24 Prozent vor den Konservativen mit 23 Prozent.
Das offizielle Endergebnis aus Deutschland wird man gleich hier finden, samt den absoluten Zahlen. Fünf Wahlkreise fehlen noch, und die AfD kommt auf 7,0 Prozent, dafür waren 1,953 Millionen Stimmen nötig – Die CSU kommt nur auf 1,5 Millionen. 218.000 Menschen in Deutschland wählten NPD, 108.000 Republikaner. Weitere absolute Zahlen, die in Prozent weniger dramatisch klingen: Die Partei Bibeltreuer Christen hatte 54.000 Anhänger, AUF mit Spitzenkandidatin Christa Meves 49.400. Die Satiriker der Partei erzielten übrigens 164,000 Stimmen – das wird offenbar doch noch für einen Sitz reichen.
In Spanien landen die regierenden Konservativen mit rund 26 Prozent auf dem ersten Platz, die Sozialisten erzielen 23 Prozent. Auf dem dritten Rang landen die Linken mit gut zehn Prozent.
Großbritannien: UKIP könnte bei den Stimmen landesweit auf Platz 1 gelandet sein, vor den Sozialdemokraten und Konservativen. Das Ergebnis in Sitzen wird noch dauern: Die Engländer haben ein komplexes, nach Regionen geordnetes System. So lagen bei der Europawahl vor fünf Jahren die Grünen deutlich vor der rechtsextremen BNP, holten aber weniger Sitze. Die Ergebnisse werden nach und nach verkündet, obwohl die Briten bereits am Donnerstag gewählt haben. Britische Medien durften bis um 23 Uhr nicht mal die Ergebnisse aus anderen Ländern vermelden.
Italien: Die regierenden Sozialdemokraten kommen auf 33 Prozent, die Grillo-Partei auf 26,5 Prozent und Forza Italia auf 18.
Rechte und euroskeptische Parteien könnten mit bis zu 130 Sitzen je nach Fraktionsbildung drittstärkste Fraktion werden. Zur Bildung einer Fraktion sind Abgeordnete aus sieben Ländern nötig.

In Deutschland kann man wohl nach wie vor mit Rechtspopulismus Erfolge feiern.