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Film von Denis Côté
Zwei lesbische Ex-Knackis im Wald
- 27. Mai 2014,

Vic und Flo beginnen in der franko-kanadischen Wildnis ein neues Leben. Zu spät merken die beiden Frauen, dass ihre Rückzugsidylle trügerisch ist (Bild: Salzgeber)
Jetzt auf DVD: In dem bösen Märchen "Vic + Flo haben einen Bären gesehen" gerät ein Neuanfang in Freiheit zum Albtraum.
Der Film von Denis Côté lässt sich schwer in eine Schublade stecken. "Vic + Flo haben einen Bären gesehen" ist eine Mischung aus Mystery, Thriller, Märchen, Sozialdrama, Psychostudie und Queer Cinema. Alle drei Hauptfiguren sind homosexuell, aber das spielt im Film nicht wirklich eine Rolle.
Die Story ist schnell erzählt: Victorias lebenslängliche Gefängnisstrafe wurde auf Bewährung ausgesetzt, auch wenn wir nie erfahren, warum sie verurteilt wurde. Voller Hass auf die Menschen zieht sie sich in die Hütte ihres stummen Onkels an einem Waldrand zurück. Ihre Geliebte Florence, die ebenfalls lange im Knast saß, kommt bei ihr unter.
Ein Schatten aus Flos Vergangenheit taucht plötzlich vor dem Haus auf

Der Film von Denis Côte lief im März bei der L-Filmnacht. Jetzt ist er bei Salzgeber auf DVD erschienen
Zunächst läuft alles nach Plan: Von guten Ratschlägen des schwulen und recht nervigen Bewährungshelfers Guillaume begleitet, bauen sich Vic und Flo ein neues Leben auf – sie gärtnern, leben in den Tag hinein, unternehmen Ausflüge und Streifzüge durch den Wald.
Doch die lesbische Wiedereingliederungs-Idylle währt nicht lange. Flo sehnt sich zum Ärger von Vic auch nach Affären mit Männern und verschwindet immer wieder in Kneipen der Umgebung, darüber hinaus entpuppt sich die freundliche Gärtnerin von nebenan als ein dunkler Schatten der Vergangenheit. Der Wald wird immer gefährlicher, die kauzigen Dorfbewohner immer mysteriöser, kurz: die Katastrophe bahnt sich an…
"Vic + Flo haben einen Bären gesehen" ist etwas schwere und auch verstörende Kost, teils unverständlich, streckenweise langweilig, aber dank der beiden mürrischen Heldinnen doch irgendwie spannend bis zum Schluss. Immerhin: Bei der Berlinale 2013 erhielt das Psychodrama den Alfred-Bauer-Preis für die Eröffnung neuer Perspektiven der Filmkunst. (cw)

Vic + Flo haben einen Bären gesehen. Originaltitel: Vic + Flo ont vu un ours. Drama. Kanada 2013. Regie: Denis Côté. Darsteller: Pierrette Robitaille, Romane Bohringer, Marc-André Grondin, Marie Brassard, Georges Molnar, Olivier Aubin. Laufzeit: 95 Minuten. Sprache: französische Originalfassung. Untertitel: Deutsch (optional). FSK 16. Salzgeber Medien
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Es ist allen Lesben zu wünschen, dass sie viele Bären sehen...