Auf seiner Facebook-Seite zeigt sich Joachim Kretschmann stolz unter dem SPD-Logo
Zu Update springen: Kretschmann gibt Ämter auf
Im Schwarzwald-Baar-Kreis hetzt ein SPD-Schriftführer gegen die Anerkennung von Homosexuellen und propagiert Homo-"Heilung" – damit sorgt er für Forderungen nach einem Parteiausschlussverfahren.
Der erzreligiöse Politiker Joachim Kretschmann führt in der Provinz seinen persönlichen Kampf gegen die Anerkennung von Schwulen und Lesben. Am Dienstag hat der Schriftführer der SPD in Villingen-Schwenningen und Kreisdelegierte mit einem homophoben Leserbrief im "Südkurier" das Fass zum Überlaufen gebracht.
In dem Leserbrief hatte Kretschmann einen Pfarrer, der für die SPD im Stadtrat sitzt, scharf angegriffen, weil dieser zur Toleranz gegenüber Homosexuellen aufgerufen hatte. Kretschmann kritisiert die "Schwul-Ist-Gut-Lüge", die der Bibel widerspreche. Wer "Homosexualität als gottgegeben bezeichnet, der macht Jesu Erlösungswerk im Leben der Betroffenen zunichte, ja er ist im Grunde ein Glücksverhinderer des Menschen", so Kretschmann. Wer der "Homo-Lobby ergeben" sei und "Gottes Wort mit Füßen" trete, solle überlegen, warum er in der Kirche sei.
Homosexuelle sollten nach dem Willen des Genossen eine "wiederhergestellte heterosexuellen Identität" anstreben, im Gegensatz zur "widernatürlichen homosexuellen Identität".
Forderung nach Parteiausschluss
Der ehemalige SPD-Ortsvorsitzende Uwe Spille fordert nun die neue Parteiführung auf, den homofeindlichen Politiker aus dem Ortsverband zu werfen. Kretschmann habe eine "fundamentalistische und höchst menschenfeindliche Überzeugung" und könne daher nicht die Ziele der Sozialdemokratie vertreten, so Spille im "Südkurier".
Kretschmanns homofeindliche Ansichten werden auch auf seiner Homepage deutlich. Dort ereifert sich der Sozialdemokrat mit aggressiver Rhetorik über die Gleichstellung von Schwulen und Lesben. So beschreibt er Homosexualität als Krankheit: "Durch seelische Nöte in der Kindheit ist [der Homosexuelle] in seiner Entwicklung zum Mann- bzw. Frausein blockiert und müht sich unterbewusst ab, seine mangelnde Selbstrepräsentanz durch homosexuelle Kontakte als Ich-Stütze zu kompensieren".
Den von der grün-roten Landesregierung geplanten Bildungsplan, in dem eine umfassende Aufklärung über sexuelle Vielfalt vorgesehen ist, bezeichnet Kretschmann als "Frontalangriff auf das gesunde christliche Menschenbild". Er wolle verhindern, dass die "Lebensweisen" von Schwulen und Lesben zur "Normalität" erhoben werden. (dk)
Update 6.6., 9.00 Uhr: Kretschmann gibt Ämter auf
Nach weiteren Rücktrittsforderungen, etwa durch die örtliche SPD-Chefin Silvia Wölfle, hat Kretschmann seine beiden Ämter in der Partei, Schriftführer und Kreisdelegierter, niedergelegt. Gegenüber dem "Südkurier" wiederholte er zugleich seine Thesen: So kenne er "Ehepaare, die als ehemalige Homosexuelle dank Gottes Hilfe und aus eigener Entscheidung nun als Heterosexuelle ein Leben als glückliche Familie führen". Die SPD werde von einem "politischen Mainstream" regiert, "auf dessen Stuhl im Moment eben die Homo-Lobby sitzt". Er habe aus der Partei, in der es nicht nur die Schwusos gebe, auch Zuspruch bekommen; daher überlege er noch die Frage des Parteiaustritts.
die spd sollte den nicht nur wegen seiner massiven homophobie aus der partei schmeißen, sondern auch, weil er offenbar bronzezeitlichen aberglauben für wichtiger hält als demokratische diskussionsprozesse.