Es gibt viel Empörung nach den homophoben Äußerungen des SPD-Lokalpolitikers Joachim Kretschmann (Bild: FB)
Die Schwusos wollen nicht länger Joachim Kretschmann in ihrer Partei dulden, weil der Lokalpolitiker "widernatürliche" Homosexuelle "heilen" will.
Der Landesverband Baden-Württemberg der Arbeitsgemeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD (Schwusos) will gegen homophobe Äußerungen eines Genossen vorgehen: Wie Schwusos-Chef Hans-Dieter Straup am Donnerstag mitteilte, hat der Verband ein Parteiordnungsverfahren gegen den Lokalpolitiker Joachim Kretschmann aus Villingen-Schwenningen angestrengt, der gegen Homosexuelle Stimmung gemacht hatte (queer.de berichtete). Die nötigen Unterlagen seien an die Schiedskommission des SPD-Kreisverbandes Schwarzwald-Baar geschickt worden.
Das "vorurteilsmotivierte Handeln" Kretschmanns sei mit den Grundwerten der SPD nicht vereinbar, erklärte Straup. Deshalb sei das erklärte Ziel des Verfahrens der Parteiausschluss des Lokalpolitikers.
Kretschmann hatte Anfang Juni mit einem Leserbrief im "Südkurier" für eine Welle der Empörung gesorgt. Darin kritisierte er eine "Schwul-Ist-Gut-Lüge", weil sie der Bibel widerspreche. Er warb auch dafür, Homosexuelle zu "heilen": Schwulen und Lesben sollten nach dem Willen des christlichen Genossen eine "wiederhergestellte heterosexuelle Identität" anstreben und damit ihre "widernatürliche homosexuelle Identität" überwinden. Der SPD warf er vor, von der "Homo-Lobby" kontrolliert zu werden. Vergangene Woche trat er nach Kritik von seinen Ämtern als Schriftführer und Kreisdelegierter zurück.
Kretschmann wirbt für Homo-"Heilung" mit "Gottes Hilfe"
Auf seiner Website und seiner Facebook-Seite macht Kretschmann weiter Stimmung gegen Schwule und Lesben und erklärt dort auch, dass er viel Unterstützung von anderen Genossen bekommen hätte, die trotz des Drucks aus der Partei "entschiedene Christen" blieben. So warb er nach seinem Rücktritt weiter für die Homo-"Heilung" und erklärte, er kenne "Ehepaare, die als ehemalige Homosexuelle dank Gottes Hilfe und aus eigener Entscheidung nun als Heterosexuelle ein Leben als glückliche Familie" führten.
Freilich warnen Ärzteverbände seit Jahren vor den sogenannten Konversionstherapien, da diese nutzlos seien und Homosexuelle in die Depression oder gar den Selbstmord trieben. Im vergangenen Jahr verabschiedete der Weltärztebund eine Stellungnahme, nach der Konversionstherapien "die Menschenrechte verletzen und nicht zu rechtfertigen" seien. "Es gibt [für diese Methoden] keine medizinische Indikation und sie stellen eine ernste Gefahr für die Gesundheit und die Menschenrechte von denen dar, die behandelt werden", so die Argumentation der internationalen Vereinigung, der mehr als 100 nationale Ärzteverbände angehören.
Ob das Parteiausschlussverfahren wirklich zum Erfolg führt, ist fraglich: So ist 2011 der Parteiausschluss des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin gescheitert, obwohl sich dieser in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" abwertend über ethnische Minderheiten geäußert hatte und sogar über ein jüdisches Gen philosophierte. Auch gegen Homosexuelle und Regenbogenfamilien durfte der Sozialdemokrat Sarrazin poltern, ohne sein Parteibuch zu verlieren (queer.de berichtete). (dk)
die Schwusos wollen wieder mal so tun, als sei die SPD eine homofreundliche Partei. Und dann werden sie von der Parteispitze zurückgepfiffen und sobald das Thema aus den Schlagzeilen raus ist, ist das auch für die Schwusos vergessen...
Die halten uns echt für dumm, wenn sie meinen, wir würden das nicht durchschauen...