Am Dienstag gehisst, wehte die Regenbogenfahne nur kurz am Hafen in Boizenburg (Bild: CSD Schwerin e.V.)
Unbekannte ersetzten in der westlichsten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns die Pride-Flagge durch eine Deutschlandfahne auf Halbmast.
Der von CDU-Innenminister Lorenz Caffier ausgelöste Regenbogenfahnen-Streit in Mecklenburg-Vorpommern hat offensichtlich auch den homophoben Mob mobilisiert. Wie der CSD Schwerin e.V. mitteilte, wurden sowohl in Boizenburg als auch in Wismar die anlässlich der CSD-Kulturtage in Westmecklenburg gehissten Pride-Flaggen von Unbekannten gestohlen.
In Boizenburg an der Elbe, der westlichsten Stadt des Bundeslandes, wurde die am vergangenen Dienstag gehisste Regenbogenfahne in der Nacht zum Mittwoch entwendet und durch eine Deutschlandfahne auf Halbmast ersetzt. "Dies zeigt, dass Teile der Bevölkerung noch immer in der Akzeptanz von Vielfalt, von Lesben und Schwulen die absurde Gefahr des Unterganges von Deutschland sehen", kommentierte der LSVD-Landesvorsitzende Sascha Priebe den Vorfall.
In Wismar wurde die am 20. Juni gemeinsam von Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) und Vertretern der lesbisch-schwulen Vereine Westmecklenburgs gehisste Regenbogenfahne ebenfalls von Unbekannten entwendet. Nähere Einzelheiten zum Diebstahl wurden nicht bekannt. Die gestohlene Flagge wurde am Freitag durch eine neue ersetzt.
Den Feldzug gegen Regenbogenfahnen begann der Innenminister
Den vermutlich homophoben Vorfällen im Nordosten der Bundesrepublik ging ein politischer Streit auf Landesebene voraus: Per Erlass hatte es Mecklenburgs-Vorpommers Innenminister Lorenz Caffier (CDU) den Städten und Kommunen verboten, Regenbogen- und andere "Flaggen privater Organisationen" an öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern zu hissen (queer.de berichtete). In seiner Anordnung kurz vor dem CSD Schwerin berief er sich formal auf die Flaggenverordnung.
Während Schwerins Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow (Die Linke) den Erlass einfach ignorierte und die bunte Fahne in der vergangenen Woche trotzdem direkt am Rathaus aufzog (queer.de berichtete), hielten sich Boizenburgs Bürgervorsteherin Heidrun Dräger (SPD) und Wismars Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) an die Anordnung: Beyer hatte die Fahne an einem Mast auf dem Marktplatz angebracht – in ausreichendem Abstand zum Rathaus. Dräger wiederum hisste die Flagge am Hafen "als farbenfroher Gruß für die Gäste, die die Elbestadt auf dem Wasserweg erreichen", wie das "Hagenower Kreisblatt" schrieb.
Höhepunkt der CSD-Kulturtage in Westmecklenburg ist die Parade am Samstag, den 5. Juli in der Landeshauptstadt Schwerin. Sie startet um 14 Uhr am Südufer des Pfaffenteichs und zieht durch die Innenstadt. Im Anschluss findet ein politisches Straßenfest mit Live-Musik, Reden und Diskussionsrunden statt. (cw)