Mexikanische Fans nach der zwischenzeitlichen Führung ihrer Mannschaft gegen die Niederlande (Bild: Screenshot ARD)
Nachdem die FIFA mexikanischen Fans einen Freibrief für homophobe Sprechchöre gegeben hat, beschimpften die Anhänger auch im letzten ihre Gegner als "Schwuchteln".
Am Sonntag haben Anhänger der mexikanischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft Spieler des Achtefinalgegners Niederlande mit "Puto" beschimpft, wie Videoaufnahmen des Spiels aus Fortaleza belegen. Mexikanische Fans standen bereits in den ersten drei Gruppenspielen in der Kritik, weil sie immer wieder dieses Wort als Beleidigung benutzten. Allerdings befand die FIFA, dass die Nutzung dieses Wortes in Zusammenhang mit Fußball keine beleidigende Äußerung darstelle – und ermutigte so die mexikanischen Fans, das Wort weiter zu nutzen (queer.de berichtete).
"Puto" wird in der Hauptbedeutung "Schwuchtel" eindeutig gegen männliche Homosexuelle genutzt; ein nationales Lexikon definiert den Begriff als "Mann, der Sex mit Männern hat". Andere Bedeutungen hat demnach das Wort nur als Adjektiv, andere Wörterbücher geben noch "Stricher" als Möglichkeit an. Das Wort ist offenbar in mexikanischen Stadien so verbreitet, dass sich kaum noch Widerstand dagegen regt.
In der mexikanischen Presse war in den letzten Tagen immer wieder zu lesen, dass das Wort zwar in der echten Welt gegen Schwule gerichtet sei, aber während Fußballspielen als harmlos eingestuft werden könne. So schrieb eine Journalistin der Zeitung "Milenio" am Montag: "Wir mussten drei Wochen lang erklären, dass wir ein Recht auf das Wort 'Schwuchtel' haben. Wir haben auf tausende Arten erklärt, dass das ein Schrei der Euphorie ist und keine homophobe Beleidigung". LGBT-Aktivisten setzen sich dagegen dafür ein, homophobe Sprache genauso zu ahnden wie rassistische Ausdrücke, gegen die die FIFA rigoros vorgeht.
US-Sender warnen vor homophoben Sprüchen
In den USA sind die WM-Fernsehsender ESPN und Univision inzwischen dazu übergegangen, vor Mexiko-Spielen die Zuschauer zu warnen, dass es während der Übertragung zu beleidigenden Äußerungen durch Fans kommen könne. Während der englischsprachige Sportkanal ESPN die Sprechchöre verharmlosend als "Tradition" bezeichnet, verurteilt der spanischsprachige Sender Univision ausdrücklich derartige Fan-Äußerungen: "Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Berichterstattung und unsere Kommentare respektvoll gegenüber allen Menschen sind und das schließt die Gay Community ein", so der in Los Angeles angesiedelte Sender in einer Pressemitteilung. Da man keine Kontrolle über die von FIFA gelieferten Bilder und die Tonspur habe, sei es schwierig, diese Gesänge auszublenden.
Immerhin scheint sich das Problem mit den mexikanischen Fans auf dem Spielfeld gelöst zu haben. Die Niederlande besiegten die Mittelamerikaner mit 2:1, nachdem das Oranje-Team noch bis drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit zurückgelegen hatte. Damit ist Mexiko zum sechsten Mal in Folge im Achtelfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft ausgeschieden. (dk)