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- 13. Juli 2014 2 Min.

Felix Rexhausen (1932 – 1992)
Der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) hat am Sonntag die Nominierungen für seinen diesjährigen Journalistenpreis bekannt gegeben. Der Felix-Rexhausen-Preis, der ein "besonderes publizistisches Engagement bei der Berichterstattung über Lesben, Schwule und Bisexuelle" würdigen soll, wird seit 1998 vergeben.
Nominiert wurden Philipp Brandstädter und Paul Wrusch für "Verliebt, niemals verlobt", der in der letztjährigen CSD-Ausgabe der "taz", der "homo-taz" erschienen ist; die beiden besten Freunde, der eine hetero, der andere schwul, schildern aus ihrer jeweiligen Perspektive ihre Beziehung zueinander.
Ebenfalls nominiert wurde die Reportage "Am Ende des Regenbogens" des Russland-Korrespondenten des "Stern", Johannes Voswinkel, die im Magazin von Amnesty International erschienen ist und die Verschlimmerung der Lage von LGBT in dem Land anhand von Personen genau nachzeichnet.
Das WDR-5-Feature "Und wir nehmen uns unser Recht!" schließt die Nominierungen ab; Monika Mengel erinnert dabei an eine gleichnamige ARD-Dokumentation über die Lesbenbewegung, die vor 40 Jahren lief, und besucht die Akteurinnen von damals.
Eine Rückschau bietet auch ein ZeitZeichen des WDR von Thomas Pfaff, das von der Jury mit einem Sonderpreis geehrt wird und sich ebenfalls mit einer vor 40 Jahren ausgestrahlten Sendung befasst: In einer WDR-Hörfunksatire hatte sich der schwule Journalist Felix Rexhausen (der heute dem BLSJ-Preis seinen Namen gibt) mit einem Ausschluss Bayerns aus der Bundesrepublik befasst.
Der Preis wird am 20. Juli im Rahmen des Frankfurter CSD übergeben – erstmals mit einer auf 1.000 Euro verdoppelten Dotierung; der Sonderpreis ist undotiert. Tim Frühling vom Hessischen Rundfunk wird die Preisverleihung um 15.30 Uhr auf der Hauptbühne moderieren.
Die siebenköpfige Jury wählte die Nominierungen anhand von eingereichten Vorschlägen aus, woran sich jeder beteiligen konnte. Der "Nollendorfblogger" Johannes Krams hatte sich etwa dafür stark gemacht, dass die ZDF-Satiresendung "heute show" den Preis bekommen sollte (eine Idee, auf die dann immerhin der Berliner CSD kam, der die Satiresendung im Rahmen der CSD-Gala mit dem "Soul of Stonewall Award" auszeichnete). Im Jahr zuvor hatte die Jury noch drei TV-Beiträge gleichzeitig nominiert.
Zuletzt hatte es im BLSJ einen heftigen Streit gegeben, ob der Preis seinen Namen behalten könne. Einige Mitglieder bewerteten einen unter Pseudonym des Journalisten verfassten Roman aus den Sechzigern als "pädokriminell", andere nicht. In Folge des Streits war es zu Rücktritten im Vorstand des Vereins gekommen, der derzeit nur kommissarisch besetzt ist. (nb)















An den Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen e.V.
Postfach 19 01 39
50498 Köln
München, 21.6.2014
Plädoyer für eine Umbenennung des Felix-Rexhausen-Preises
Vor einigen Wochen wurde an das Forum Homosexualität München e.V. der Wunsch herangetragen, das Forum möge sich zum Streitfall im BLSJ zur Namensnennung des Medienpreises äußern. Die Person des Namensgebers des Preises, Felix Rexhausen, ist durch seine vielfältigen Verdienste als Schriftsteller, Journalist und als AI-Sektion Deutschland Mitgründer auch als Menschenrechts-Aktivist hervorgetreten. Frühzeitig schrieb er auch für Schwulenzeitschriften. Das prädestinierte ihn zum Namensgeber des lesbisch-schwulen Journalistenpreises.
Durch Texte, die er in seinem Roman Berührungen pseudonym veröffentlichte, werden Phantasien eines Ich-Erzählers deutlich, die sexuelle Handlungen mit 14-Jährigen Jugendlichen thematisieren. Die Problematisierung dieses Sachverhalts führte zu einem Streit innerhalb des BLSJ, der offenbar nicht gelöst werden konnte. Nun sind Protagonist*innen des BLSJ, die für eine Umbenennung des Preisnamens eintreten, mit der Bitte an das Forum herangetreten, sie in ihrer Aktion zu unterstützen. Das ist eine ungewöhnliche Bitte an einen Verein, der sich um regionale Kultur- und Geschichtsforschung bemüht und sich nicht in Probleme anderer Vereine einmischt. Das Forum hat rein formal nichts mit dem Journalistenpreis zu tun, jedoch sahen es insbesondere einige journalistisch tätige Mitglieder des Vereins als seine Aufgabe an, hier Stellung zu beziehen.
Dem Forum liegen als Basis zur Stellungnahme ein Plädoyer für die Umbenennung vor, verfasst von Dorothee Winden, BLSJ-Mitglied und ein Gegenplädoyer von Detlef Grumbach, Weder fragwürdig noch pädophil, sowie das indizierte Buch selber.
Die Argumentationslinie Grumbachs zielt darauf, dass der Text aus einer ironischen Distanz heraus geschrieben zu verstehen ist, der sich gegen den bleiernen Zeitgeist der 1960er Jahre mithilfe von erotischen Fiktionen eine geistige Freiheit zu schaffen versucht. Die Vertreter der Gegenseite argumentieren, dass Rexhausen im Vorwort selber schreibt, dass alles selbst erlebt und nichts frei erfunden sei.
Eine solche Feststellung wäre bei einer ironischen Distanz jedoch nicht nötig gewesen. Man fragt sich außerdem, weshalb die Provokation des Establishments und der Moralhüter über pädophile Phantasien laufen muss, wenn es zahlreiche weitere Spielarten der Sexualität gibt die Rexhausen wohl zum Teil auch aufgreift. Hauptargument ist wohl, dass der damalige Zeitgeist nicht anstößiges an diesen Texten gefunden hat. Eine Debatte, die jüngst auch die grünen und liberalen Politiker getroffen hat, die in sexualaufklärerischen Texten der 1970er Jahre Texte und Forderungen geäußert hatten, die auf eine erhebliche Senkung der Schutzaltersgrenze hinausgelaufen wären.
Diese Debatte hat sich jedoch heute einem neu ausgerichteten Zeitgeist zu stellen. Daher können wir dem Argument, es sei eine Hexenjagd oder Rufmord, wenn heutige Maßstäbe angelegt werden, um einen Preis zu vergeben, der auch heutigen Standards genügen soll, nicht folgen.
Der Vorschlag des Forums lautet daher, dass erstens wegen des offenbar vergifteten Klimas innerhalb des BLSJ im Jahr 2014 keine Preisvergabe stattfinden soll. Zweitens soll eine Umbenennung des Preisnamens eine Aufgabe für die nächsten BLSJ-Sitzungen sein.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand des Forum Homosexualität München e.V.
Albert Knoll ,Christine Schäfer, Siri Kuminowski, Peter Grill