Rauchen wird von der US-Gesundheitsbehörde inzwischen als eine der größten Gesundheitsrisiken im Land angesehen (Bild: littlesourire / flickr / by 2.0)
Eine aktuelle Studie der US-Gesundheitsbehörde zeigt, dass Schwule und Lesben weit häufiger zu Flachmann oder Fluppen greifen.
Die sexuelle Orientierung hat offenbar einen großen Einfluss auf Alkohol- und Tabakkonsum: Laut der am Mittwoch veröffentlichten National Health Interview Survey (NHIS) der amerikanischen Gesundheitsbehörde haben sich 33 Prozent der erwachsenen Schwulen und Lesben in den zwölf Monaten zuvor mindestens einmal betrunken. Bei Bisexuellen waren es sogar 40 Prozent. Dagegen liegt der Anteil bei Heterosexuellen bei nur 22 Prozent. Generell trinken Männer mehr als Frauen, sowohl bei Hetero- als auch bei Homosexuellen.
Zudem gibt es unter Schwulen und Lesben weit mehr Raucher: So konsumierten 26 Prozent der Homosexuellen regelmäßig Zigaretten, bei Heteros waren es nur 18 Prozent. Interessant ist, dass Schwule und Lesben praktisch den gleichen Anteil an Rauchern haben, während heterosexuelle Frauen weit weniger qualmten als Hetero-Männer.
In vorhergehenden Studien war allerdings teilweise der Anteil der schwulen und lesbischen Raucher weit höher geschätzt worden, etwa in einer Studie der Universität von Colorado im Jahr 2012. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Homosexuelle und Transsexuelle doppelt so häufig zu Zigaretten griffen als Heteros (queer.de berichtete). Allerdings wurden hier die LGBT-Teilnehmer insbesondere in rauchaffinen Orten wie Bars oder Discos rekrutiert.
Besondere "Stressfaktoren" für hohen Konsum verantwortlich
Als wahrscheinlichen Grund für die höhere Nutzung von potenziell schädlichen Genussmitteln führen die Forscher "gesellschaftliche Stressfaktoren" für sexuelle Minderheiten an. "Es gibt mit Sicherheit mehr Stress für Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung schlechter behandelt werden als andere", erklärte Forscherin Kari Greene. So sei es an vielen Orten schwieriger für Schwule und Lesben, eine Krankenversicherung zu erhalten, weil es in vielen Staaten keine Partnerversicherung für Homo-Paare gibt.
Die Studie kam auch zum Ergebnis, dass Schwule und Lesben häufiger unter psychischen Problemen litten als Heterosexuelle. Auch dies sei auf Diskriminierungserfahrungen zurückzuführen.
Es gibt aber auch gute Nachrichten in der Studie, so setzen etwa Schwule und Lesben die Empfehlungen der US-Behörden für körperliche Ertüchtigung besser um: 57 Prozent der Homosexuellen erfüllen sie, aber nur die Hälfte der Heterosexuellen. Schwule Männer sind mit einem Anteil von rund zwei Dritteln am aktivsten, während heterosexuelle Frauen am wenigsten sportliche Aktivität an den Tag legen.
Nur 2,3 Prozent sehen sich als schwul, lesbisch oder bisexuell an
Die jetzt veröffentlichte Umfrage wurde im Jahr 2013 unter 35.000 Erwachsenen durchgeführt. Die jährliche Umfrage berücksichtigte erstmals auch die sexuelle Orientierung der Befragten. Demnach identifizierten sich 96,6 Prozent der repräsentativ ausgewählten Teilnehmer als heterosexuell. 1,6 Prozent waren schwul oder lesbisch, 0,7 Prozent bisexuell. Diese Ergebnisse schwanken wegen unterschiedlicher Eigenwahrnehmung, unterschiedlichen Fragestellungen sowie der Angst vor einem Outing in Studien stark: Bei einer Gallup-Umfrage im Jahr 2012 war ein Anteil von 3,4 Prozent an Homo- und Bisexuellen in den USA gemessen worden. Einer Studie der Universität von Indiana geht unter Männern sogar von acht Prozent Schwulen aus. Allerdings bezeichnen sich in diesen Umfragen oft Männer als heterosexuell, obwohl sie regelmäßig gleichgeschlechtlichen Sex haben. (dk)