Bernd Fabritius wurde 2013 erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt. Seit 2010 war er bereits Vize-Chef des Bundes der Vertriebenen (Bild: Deutscher Bundestag/Achim Melde)
Im "Spiegel" wird erstmals über die Homosexualität des CSU-Abgeordneten Bernd Fabritius berichtet – und über Intrigen von Homo-Gegnern gegen den Bewerber um das Amt des Vertriebenen-Präsidenten.
Im November soll der bayerische Bundestagsabgeordnete Bernd Fabritius zum Präsidenten des Bundes der Vertriebenen (BdV) gewählt werden, muss aber wegen seiner Homosexualität mit Gegenwind rechnen: Wie der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe berichtet, hatten Unbekannte im Namen von Fabritius eine vermeintliche Einladung zu der Verlobung des 49-Jährigen mit seinem Partner an hochrangige Politiker wie Ministerpräsident Horst Seehofer oder den rumänischen Außenminister geschrieben. Mit dieser Aktion sollte offenbar unter homofeindlichen BdV-Mitgliedern Stimmung gegen Fabritius gemacht werden. Der "Spiegel"-Artikel trägt die Überschrift: "Privates als Waffe".
Die bisherige Vorsitzende des Vertriebenenverbands, die CDU-Politikerin Erika Steinbach, gilt als eine der erbittertsten Gegnerinnen von LGBT-Rechten. Sie erklärte unter anderem, dass eine Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben nicht "im Interesse des Staates" liege (queer.de berichtete).
Fabritius, der 1984 als Spätaussiedler von Rumänien nach Deutschland kam, ist verpartnert und mit seiner sexuellen Orientierung relativ offen umgegangen. So saß sein Lebenspartner bei der ersten Sitzung nach Fabritius' Wahl Ende 2013 auf der Tribüne im Bundestag. Er besuchte auch zusammen mit LSU-Aktivisten den CSD in Tel Aviv. Im "Handbuch des Deutschen Bundestages" ist angegeben, dass Fabritius in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt. Allerdings fehlt diese Angabe auf seiner Homepage oder der Seite des Bundestags.
Fabritius kritisiert Homo-Hasser
Fabritius sitzt er im Kuratorium der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Als Politiker hat der 49-Jährige in den letzten Monaten von seiner Partei gefordert, nicht mehr in alte homophobe Reflexe zurückzufallen. So kritisierte er im März die Äußerungen des Dominikanerpartners Wolfgang Spindler auf einer CSU-Veranstaltung, der die eingetragene Lebenspartnerschaft mit der Legalisierung von Sodomie gleichgesetzt hatte. Damals argumentierte er: "Die Hetze Spindlers ist entschieden zurückzuweisen".
Auch als Anwalt beschäftigt sich Fabritius mit Schwulen und Lesben: So hat er als eines seiner Spezialgebiete eingetragene Lebenspartnerschaften angegeben.
Debatte über Outing
Derweil gibt es Kritik am Vorgehen des "Spiegel": So erklärte das Magazin "Männer", es sei falsch, die sexuelle Orientierung des Politikers ohne dessen ausdrückliche Zustimmung an die große Glocke zu hängen. Wie andere Medien habe man selbst kein "Zwangs-Outing" verüben wollen. Immerhin sei der CSU-Politiker kein erbitterter LGBT-Gegner. "Fabritius ist kein Geheimniskrämer, trägt aber [seine sexuelle Orientierung] nicht zur Schau", hieß es.
Auch Fabritius kritisierte den "Spiegel"; es sei ein Bericht allein zu seiner inhaltlichen Arbeit "abgesprochen" gewesen. Zuvor hatte er "Männer" gesagt, er wolle nicht, "dass mein Privatleben in meine aktuelle politische Arbeit hineingetragen wird, es würde dort die Inhalte überlagern, für die ich mich einsetze."
Auf Facebook wurde zugleich "Männer" kritisiert, etwa wegen "Absprachen mit dem rechten Rand". Ist das Verschweigen der sexuellen Orientierung eines Politikers für ein schwules Magazin angemessen, vor allem, wenn die Person alles andere als heimlich schwul agiert und zugleich aus einer Partei und einem Verband stammt, in denen Homophobie weit verbreitet sind, wozu er überwiegend schweigt? Und ist das Thema nicht auch für den "Spiegel" legitim, wenn der Kandidat wegen seiner Homosexualität angegriffen wird?
Noch bleibt offen, ob die sexuelle Orientierung des Politikers im erzkonservativen BdV Einfluss auf seine Wahl im November haben wird. Fabritius selbst geht davon aus, dass jüngere und weltoffenere Mitglieder den überalterten Verband beleben würden. Auch könnte er als neuer Präsident Gegner des Bundes der Vertrieben besänftigen. Die sozialistische Tageszeitung "Neues Deutschland" attestierte bereits vor rund zwei Wochen, Fabritius sei ein "schlechteres Feindbild" als seine Vorgängerin Erika Steinbach. (dk)
Es war mal wieder klar, daß ein Intrigantenstadel losgetreten wird. Dennoch ist es zu wünschen, daß Herr Fabritius das Amt antritt und endlich frischer Wind weht.