Auch Toiletten sind in Schweden oft geschlechtsneutral - hier ein Beispiel von der Universität Göteborg
Im schwedischen Duden wird es künftig nicht nur die Personalpronomen "er" und "sie" geben, sondern auch eine geschlechtsneutrale Variante.
Die Schwedische Akademie hat angekündigt, in der nächsten Ausgabe ihres Wörterbuchs ein drittes persönliches Fürwort aufzunehmen, das geschlechtsneutral verwendet werden kann. Neben "han" für er und "hon" für sie soll es dann neben Begriffen für "es" auch das Wort "hen" geben. Das Wörterbuch, das die gleiche Bedeutung im skandinavischen Land hat wie der Duden in Deutschland, soll im April 2015 erscheinen.
Das Wort "hen" ist bereits seit den 1960er Jahren in Schweden im Umlauf, als es von Linguisten erfunden wurde. Damit sollte der Geschlechterdiskriminierung entgegengewirkt werden. Allerdings ist "hen" erst um die Jahrtausendwende zunächst von Transgendern genutzt worden und schließlich im Mainstream angekommen.
Es gab in den letzten Jahren viele kontroverse Debatten um das Wort. So wurden 2012 in einem populären Kinderbuch erstmals alle geschlechtlichen Personalpronomen durch "hen" abgelöst. Manche Linguisten zeigten sich besorgt, dass das neue Wort Kinder verwirren könnte.
Auch in der Parteipolitik ist "hen" angekommen: Die schwedischen Grünen benutzen in ihrem neuen Parteiprogramm ausschließlich das erfundene Wort. Während manche Befürworter argumentieren, dass "hen" Transgender beschreiben könne oder Personen, deren Geschlecht nicht bekannt ist, setzen sich andere Politiker und Aktivisten insbesondere in linksalternativen Kreisen dafür ein, geschlechtliche Personalpronomen gänzlich abzuschaffen.
"Keine Modeerscheinung"
Sven-Göran Malmgren (Bild: Göteborgs universitet)
Professor Sven-Göran Malmgren, der Chefredakteur des schwedischen Wörterbuchs, erklärte bei "Sveriges Radio", warum die Akademie mit der Eintragung des Wortes viele Jahre gewartet habe: "Wir wollten sicherstellen, dass es nicht nur eine Modeerscheinung ist.". Jetzt sei es aber etabliert und habe eine klar definierte Funktion.
Im Deutschen gibt es ein derartiges Wort bislang nicht, ebenso wie die Anerkennung eines dritten Geschlechts. Einwohnermeldeämter verlangen hierzulande immer die Information "männlich" oder "weiblich" – einzige Ausnahme sind seit vergangenem Jahr intersexuelle Kinder, deren Geschtszugehörigkeit in der Geburtsurkunde freigelassen werden kann (queer.de berichtete).
Allerdings gibt es gegen die starre Zweigeschlechtlichkeit Widerstand: So hat eine 25-jährige Person aus der Nähe von Hannover beim Standesamt beantragt, die Angabe "weiblich" zu streichen und stattdessen "inter/divers" einzutragen. Zur Not will die Person bis zum Bundesverfassungsgericht ziehen, um die Änderung zu erstreiten. (dk)
Na also, geht doch! Da könnte sich die ewiggestrige 'Bundesmutti' und ihre Diskriminierungsregierung mal eine dicke Scheibe abschneiden!