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Online-Petition gestartet

Homo-Gegner mobilisieren in Niedersachsen

  • 09. August 2014 49 4 Min.

Verkehrte Welt bei einer Demo gegen den Bildungsplan in Stuttgart: "Stoppt Heterophobie" fordert ein Teilnehmer. Jetzt schwappt die Welle nach Niedersachsen (Bild: Demo für Alle / flickr / by-sa 2.0)

Die rot-grüne Landesregierung will in den Schulen über sexuelle Vielfalt aufklären. Mit einer Online-Petition soll diese "Beeinflussung der sexuellen Orientierung" verhindert werden.

Von Micha Schulze

Nach Baden-Württemberg steht nun Niedersachsen ein Kulturkampf bevor. Mit einer homophob motivierten Online-Petition, die von fundamentalistischen Christen und Rechtsextremen unterstützt wird, sollen die bislang kaum bekannten Pläne der rot-grünen Landesregierung verhindert werden, in den Schulen über sexuelle Vielfalt aufzuklären.

Den Antrag "Schule muss der Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten gerecht werden – Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen fördern – Diskriminierung vorbeugen" (Drucksache 17/1333) hatten SPD und Grüne bereits im März gemeinsam in den Landtag eingebracht. Ende Juni wurde er erstmals im Kultusausschuss diskutiert.

In dem rot-grünen Entwurf heißt es u.a.: "Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität müssen an der Schule verbindlich thematisiert werden, um alle Kinder und Jugendlichen bei der Entwicklung ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität zu unterstützen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und Diskriminierung durch Ausgrenzung und Mobbing vorzubeugen". Sowohl Lehrpläne und Schulbücher als auch die Lehrerausbildung sollen vor diesem Hintergrund überarbeitet werden.

CDU und Kirchen halten sich in Niedersachsen zurück


Vorbild ist die "Demo für alle" aus Baden-Württemberg: Die neue Online-Petition verlinkt zu den homophoben Einpeitscherinnen Birgit Kelle und Gabriele Kuby

"In Niedersachsen rechnet niemand mit lautstarker Gegenwehr", schrieb die "Hannoversche Allgemeine" noch im Juni. "Ob Opposition, Schulleitungsverband, GEW oder die Kirchen: Grundsätzlich ist man sich einig, dass Diskriminierung geächtet werden muss." So forderte die CDU im Kultusausschuss etwa eine Anhörung, um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für das Thema zu gewinnen. Auch den Kirchen konnte die Tageszeitung keine Empörung entlocken: "Natürlich haben wir ein klares Bild davon, wie Ehe und Familie aussehen sollten", zitierte die "Hannoversche Allgemeine" Felix Bernard vom Katholischen Büro in Niedersachsen, "das heißt aber nicht, dass wir andere diskriminieren".

Der Protest gegen die rot-grünen Pläne sammelt sich nun – wie im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg – auf dem Petitionsportal change.org. Den an den Landtagspräsidenten gerichteten Aufruf "Wir lehnen die Absicht der Landesregierung ab, in Niedersachsen die sog. 'sexuelle Vielfalt' zum Unterrichtsthema an Grundschulen zu machen. Der rechtliche Status quo soll daher erhalten bleiben" haben bereits über 2.300 Menschen unterschrieben. Das gesetzte Ziel von 2.500 Unterschriften ist damit fast erreicht. Der Petitionsausschuss des Niedersächsischen Landtags habe bereits Ende Juli schriftlich zugesagt, sich mit der Eingabe zu befassen.

"Wir fürchten, dass die Grundschule durch Sexuelle Vielfalt, Gender-Ideologie und Frühsexualisierung 'auf den Kopf' gestellt wird", heißt es in der Petition. Darüber hinaus werden absurde Ängste formuliert, dass Schüler durch den Unterricht homo­sexuell werden könnten: "Im Rahmen des Sexualkundeunterrichts darf keinerlei Beeinflussung auf Kinder und Jugendliche bezüglich ihrer sexuellen Orientierung ausgeübt werden." Der Grundsatz der Schule müsse lauten, "dass die Sexualität eine höchst private Angelegenheit ist, aus der sich Staat und Interessensgruppen heraus zu halten haben".

- w -

Homosexualität als "neurotische Fehlentwicklung"


Solche Schulbücher verführen zur Homosexualität, glaubt Petitions-Initiator Gerriet Kohls

"Die Art von sexueller Erziehung verbiegt und verwüstet die kindliche Seele", heißt es bei den Hunderten Kommentaren unter der Petition, die sich oft auf Gott oder die Bibel berufen. "Wir sterben bald aus weil die Köpfe unserer Kinder von Klein auf in sexueller Orientierung durcheinander gebracht werden", schreibt etwa Anna Klauser. Offen kann sich dort auch ein homophober Mob austoben: "Es ist ein Unsinn, vom Staat neurotische Fehlentwicklungen zu fördern", meint Dr. Claus Ruda aus Berlin. Auch Wolfgang Delventhals Kommentar wurde nicht gelöscht: "Ein beträchtlicher Teil der Homosexualität Praktizierenden hat häufigen Partnerwechsel und ist deswegen besonders gefährdet für Infektionen. Sie haben eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als Hetorosexuelle."

Der Initiator der Petition, Gerriet Kohls aus Langenhagen, ist als ehemaliger Polizist und Geoinformatiker kein Bildungsexperte. Politisch gesehen ist er in Niedersachsen allerdings kein Unbekannter: Bis 2012 war Kohls Vorsitzender der CDU in Kaltenweide, die Partei verließ er im Streit. Einer der Gründe: Im Oktober 2009 hatte die "Nordhannoversche Zeitung" aufgedeckt, dass er als Ortsverbandsvorsitzender auf der offiziellen CDU-Homepage mehrere Verweise auf rechtsextreme Webseiten selbst gesetzt oder geduldet hatte. Diese Seiten stellten u.a. die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg in Frage.

Heute engagiert sich Gerriet Kohls bei den Freien Wählern, für die er im Mai (erfolglos) für das Europaparlament kandidierte. Auf seiner privaten Homepage verlinkt der 1959 geborene Ehemann und Vater dreier Kinder u.a. zur rechtsextremen Wochenzeitung "Junge Freiheit".

-w-

#1 m123Anonym
#2 schwarzerkaterEhemaliges Profil
  • 09.08.2014, 15:25h
  • "Wir sterben bald aus weil die Köpfe unserer Kinder von Klein auf in sexueller Orientierung durcheinander gebracht werden", schreibt etwa Anna Klauser. "

    kann es sein, dass anna klauser ganz oben auf der liste steht für ein spenderhirn?
  • Direktlink »
#3 Foxie
  • 09.08.2014, 15:28h
  • Antwort auf #1 von m123

  • Schwarzbraune Religioten. Auf Stimmenfang für das rechte Spektrum. Dumpfe Parolen, Ängste schüren, Haß verbreiten. Damit wird die Meinungsfreiheit mit "Das wird man wohl noch sagen dürfen." pervertiert.
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