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  • 19. August 2014 33 3 Min.

Der SPD-Politiker Lutz Trümper ist seit 2001 Oberbürgermeister von Magdeburg. Weil er sich zehn Jahre in Folge weigerte, die CSD-Schirmherrschaft zu übernehmen, bekam er 2011 von queer.de eine Homogurke verliehen (Bild: Stadt Magdeburg)

Der homophobe SPD-Oberbürgermeister Lutz Trümper denunzierte die CSD-Teilnehmer bei der "Volksstimme" als Dreckspatzen.

Unter dem Motto "Akzeptanz! Jetzt!" feierte Magdeburg am vergangenen Samstag den 13. Christopher Street Day – das Straßenfest fand dabei zum ersten Mal auf dem Alten Markt und damit im kommunalpolitischen Zentrum der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts statt. Am Ende waren sowohl Veranstalter, Besucher wie Anwohner zufrieden. Die Polizei meldete keinerlei Zwischenfälle, auch beim städtischen Ordnungsdienst gingen keine Klagen ein.

Dennoch rief am Sonntagmittag ein empörter Magdeburger bei der lokalen Tageszeitung "Volksstimme" an. Niemand Geringeres als Oberbürgermeister Lutz Trümper war am Telefon, um der Redaktion von seinem Schock zu berichten, als er am Tag nach dem CSD-Straßenfest "durch Zufall" über den Alten Markt lief. "In so einem Zustand habe ich den Platz an einem Sonntagmittag in meiner 13-jährigen Amtszeit noch nicht gesehen", zitiert die Zeitung den SPD-Politiker. "Leere Flaschen, Berge von Papier. Der Alte Markt sieht aus wie ein Saustall."

Die "Volksstimme" findet einen sauberen Platz vor

Bei der "Volksstimme" wunderte man sich über den Anruf des Oberbürgermeisters. In einem am Montag veröffentlichten Onlinebericht heißt es: "Die Volksstimme hat beim Besuch des CSD am Sonnabend nicht den Eindruck einer besonders schmutzigen Party gewonnen. Im Gegenteil waren die Veranstalter zum Beispiel mit Glaspfand bemüht, den Müll in Grenzen zu halten."

Darüber hinaus machte sich "Volksstimme"-Redakteurin Katja Tessnow am Sonntag um 15 Uhr auf dem Weg zum Alten Markt, um den Platz selbst in Augenschein zu nehmen – und fand ihn "in gesäubertem Zustand" vor: "Ein Trupp ehrenamtlicher Helfer, darunter CSD-Vereinschef Mathias Fangohr, pult gerade Kippen aus den Pflastersteinen. Mülltüten stehen zum Abtransport bereit", heißt es in ihrem Artikel.

Als der CSD-Organisator von der Beschwerde des Oberbürgermeisters erfuhr, reagierte er fassungslos und war sogar den Tränen nahe. Fangohr zeigte der "Volksstimme"-Redakteurin die Sondernutzungserlaubnis, aus der sich ergibt, dass der Alte Markt erst am Montag um 12 Uhr sauber zu übergeben sei. Dennoch habe er bereits am Sonntagmittag mit den Aufräumarbeiten begonnen. "Ich begreif's nicht. Wir arbeiten mit den Ämtern gut zusammen. Alle unterstützen uns, auch die Ratsfraktionen. Und nun das."

Trümper will seit über zehn Jahren kein CSD-Schirmherr sein

Für andere ist die Überraschung weniger groß, schließlich hat Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper aus seiner Abneigung gegen den CSD nie einen Hehl gemacht. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2001 weigert er sich geradezu bockig und trotz Kritik aus der eigenen Partei, die CSD-Schirmherrschaft zu übernehmen – während er etwa als Schirmherr für den "Malwettbewerb der Magdeburger Verkehrsbetriebe", das "Große Waldfest", die "Kleingartenanlage Reichsbahnsparte Buckau", das "Festjahr des Heimatvereins Ottersleben" und selbst für die "Betonkanu-Regatta der Deutschen Zement- und Betonindustrie" gerne zur Verfügung stand. Von queer.de bekam er deshalb 2011 eine Homogurke verliehen. Darüber hinaus blockierte Trümper die Hissung einer Regenbogenflagge am Rathaus, wurde jedoch später vom Stadtrat überstimmt.

Gegenüber der "Volksstimme" wies der SPD-Politiker indes den Vorwurf zurück, aus Homophobie bei der Zeitung angerufen zu haben: "Ich bin gerade aus dem Urlaub gekommen und wusste gar nicht, wer da am Vorabend gefeiert hat", behauptete er. Er habe "nichts dagegen, was die da machen", aber so könne keiner den Markt hinterlassen, so der Oberbürgermeister.

Auf Trümpers in der "Volksstimme" veröffentlichten "Beweisfoto" sieht man übrigens nur vereinzelte Becher auf dem Platz herumliegen… (cw)

-w-

#1 David77Anonym
  • 19.08.2014, 11:39h
  • "Leere Flaschen, Berge von Papier. Der Alte Markt sieht aus wie ein Saustall."

    Natürlich doch. Das passiert bei stramm-konservativ-traditionellen katholischen Schützenfesten natürlich nicht, da geht es noch züchtig und ordentlich um. Und die Bürgersteige werden natürlich um 19:59 hochgeklappt...
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#2 reiserobbyEhemaliges Profil
  • 19.08.2014, 12:03h
  • "Doch woher kommt diese Ablehnung, in ihren extremeren Ausprägungen von Psychologen auch "Homophobie" genannt? Bereits Sigmund Freud, Urvater der Psychoanalyse, hatte dafür eine Erklärung parat: Wer Homosexualität in Bausch und Bogen verdamme, bekämpfe damit nur seine eigenen homosexuellen Impulse. In der Tat gibt es prominente Beispiele für ein solches Verhalten. So verteufelte der evangelikale Prediger Ted Haggard in den USA Homosexualität als unmoralisches und unbiblisches Verhalten und sprach sich heftig gegen jegliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften aus. Doch schließlich musste der prominente Prediger zugeben, ein sexuelles Verhältnis zu einem Callboy unterhalten zu haben.

    Auch in Labortests fanden sich Hinweise auf eine solche Doppelmoral: Amerikanische Psychologen zeigten männlichen Probanden pornografische Filme mit schwulen Männern. Bei Versuchspersonen, die in einer Befragung zuvor homophobe Tendenzen gezeigt hatten, beobachteten die Forscher in 54 Prozent der Fälle sexuelle Erregung, ­ bei nicht Homophoben waren es hingegen nur 24 Prozent."
    www.welt.de/wissenschaft/article4946747/Psychologen-suchen-G
    ruende-fuer-Homophobie.html
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#3 MariposaAnonym
  • 19.08.2014, 12:03h
  • Der Typ ist natürlich unter aller Kanone und absolut würdig, aus der SPD ausgeschlossen zu werden. Zum Glück sind solche Entgleisungen absolut in der Minderheit - die allermeisten SPD-Stadtoberhäupter bekennen sich ausdrücklich zum CSD und übernehmen gerne die Schirmherrschaft. Hoffentlich ist Trümper nicht mehr so lange im Amt.
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