Der SVP-Politiker Toni Bortoluzzi wirft Homosexuellen vor, "fehlgeleitet" zu sein (Bild: Nationalrat)
Ein Schweizer Abgeordneter glaubt, dass Homosexuelle einen Schaden im Gehirn haben – in einem Brief an LGBT-Aktivisten erklärt er sogar, dass diese Analyse noch "zurückhaltend" sei.
Nationalrat Toni Bortoluzzi von der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) hat seine Angriffe gegen Homosexuelle verschärft. Der 67-Jährige aus dem Kanton Zürich war im Juni in die Schlagzeilen geraten, weil er Schwule und Lesben generell als "Fehlgeleitete" mit einem "unnatürlichen Verhalten" beschrieb und ihnen vorwarf, an einem Hirnschaden zu leiden – sie hätten einen "Hirnlappen, der verkehrt läuft", so Bortoluzzi (queer.de berichtete).
In einem auf Briefpapier des Parlaments verfassten Schreiben an den LGBT-Verband Pink Cross erklärte der Politiker nun, dass die Aussage mit dem verkehrten Hirnlappen "nicht zur zutreffend, sondern eher zu zurückhaltend ausgefallen" sei.
Pink Cross hatte vor kurzem Bertoluzzi zum "Ehrenmitglied" ernannt, weil der Rechtspopulist gezeigt habe, "wie stark ein Antidiskriminierungsgesetz für homosexuelle Menschen in der Schweiz fehlt". Der Verband beklagt, dass in der Schweiz Ausdrücke wie "Sauschwuchtel" oder "verdammter Drecksschwuler" vollkommen legal seien. Bislang werden nur andere Gruppen – etwa aufgrund der Merkmale Rasse, Ethnie, Religion, Geschlecht, Alter oder Sprache – vor Diskriminierung geschützt, nicht aber Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.
Pink Cross: Bortoluzzi ist "unverbesserlich"
Bastian Baumann von Pink Cross erklärte in der Zeitung "20 Minuten", es sei schade, dass Bortoluzzi die Gelegenheit nicht wahrgenommen habe, "sich vertieft mit der Thematik zu befassen – zumal er ja das ganze Volk vertreten sollte". Man müsse einsehen, dass seine Haltung "unverbesserlich" sei. "Es ist nun an der SVP und den Wählern zu entscheiden, ob Bortoluzzi mit seiner rückständigen Haltung als Politiker tragbar ist", so Baumann.
Die SVP ist gegenwärtig mit einem Viertel der Sitze die stärkste Partei im Nationalrat und sorgte in den letzten Jahren insbesondere durch Initiativen gegen Ausländer und die Europäische Union für Schlagzeilen. Aus der Partei kommen auch immer wieder homophobe Ausbrüche: So sagte etwa der Walliser Lokalpolitiker Jörg Meichtry im Februar: "Kriminelle, Grabschänder, Homosexuelle und Kinderschänder haben aus unserer Gesellschaft einen Haufen gemacht, für den man sich schämen muss". Die Parteispitze kommentiert in der Regel die Homophobie ihrer Mandatsträger nicht. (dk)