Szene aus "The Normal Heart". Der Film zeigt das schwule Leben in New York City zum Beginn der Aids-Krise (Bild: HBO)
Bei den US-Fernsehpreisen konnte "Modern Family" einen Rekord aufstellen – die Adaption eines Theaterstücks über Aids in den frühen Achtzigern gewann den Preis als bester TV-Film.
Großer Erfolg für "Modern Family": Die Sitcom wurde am Montag bei der 66. Emmy-Preisverleihung aus dem Nokia Centre in Los Angeles zum fünften Mal in Folge als beste Comedy-Serie ausgezeichnet. Damit zog die ABC-Serie mit "Frasier" gleich, die zwischen 1994 und 1998 ebenfalls fünf Preise gewinnen konnte.
"Modern Family" ist eine Pseudo-Dokumentation über drei nicht traditionelle Familien. Darin wird unter anderem vom Leben des schwulen Paares Cameron (Eric Stonestreet) und Mitchell (Jesse Tyler Ferguson) erzählt, die in der vergangenen Staffel ihre Hochzeit planten und schließlich in der letzten Folge heirateten. Ferguson, der selbst schwul ist und sich für die Gleichstellung von Homosexuellen im Eherecht einsetzt, war ebenfalls als bester Nebendarsteller nominiert – den Preis gewann allerdings Ty Burrell, der in der Serie Phil Dumphy darstellt. "Modern Family" erhielt außerdem eine Auszeichnung für "beste Regie".
Den Preis für den besten Fernsehfilm konnte die "The Normal Heart" gewinnen. Der Film, der im Mai im Pay-TV-Kanal HBO ausgestrahlt wurde, zeigt den Beginn der Aids-Krise in der Schwulenszene von New York zwischen 1981 und 1984 und basiert auf einem autobiografischen Theaterstück von Schwulenaktivist Larry Kramer.
Der 79-jährige gesundheitlich angeschlagene Kramer war am Montag bei der Emmy-Verleihung in Los Angeles dabei. Bei der Preisvergabe dankten ihm die Filmcrew und die Darsteller des Fernsehfilms – darunter Julia Roberts, Mark Ruffalo, Jim Parsons und Matt Bomer – mit Beifallsstürmen. Regisseur Ryan Murphy ("Nip/Tuck", "Glee", "American Horror Story") gab eine emotionale Rede: "Wir sind nur wegen einer Person hier, wegen Larry Kramer", so Murphy. "Wir fordern junge Menschen auf, sich Larry Kramers Leben anzusehen und sich ihn zum Vorbild zu nehmen".
Youtube | Trailer "The Normal Heart"
Vierte Auszeichnung für Jim Parsons
Cameron (Eric Stonestreet) und Mitchell (Jesse Tyler Ferguson) dürfen sich in der vierten Staffel von "Modern Family" das Ja-Wort geben (Bild: ABC)
Mehrere Schauspieler, darunter Jim Parsons, waren für ihre Rollen ebenfalls als beste Darsteller in einer TV-Serie nominiert, mussten sich aber Martin Freeman ("Sherlock") und Kathy Bates ("American Horror Story") geschlagen geben. Parsons konnte jedoch einen Preis als bester Hauptdarsteller in einer Comedy-Serie für seine Rolle in der "Big Bang Theory" gewinnen. Das ist bereits der vierte Emmy für "Dr. Sheldon Cooper". Zuletzt sorgte Parsons für Schlagzeilen, als er sein Gehalt für die kommende achte Staffel der Sitcom auf eine Million US-Dollar pro Folge verdreifachen konnte (queer.de berichtete).
Die erfolgreichste Sendung bei den Primetime-Emmys war dieses Jahr "Breaking Bad", das in seiner letzten Staffel fünf Preise einheimsen konnte, darunter "beste Drama-Serie und "bester Hauptdarsteller" für Bryan Cranston. Eine Auszeichnung erhielt auch Benedict Cumberbatch für die britische Serie "Sherlock", die in den USA im öffentlich-rechtlichen Sender PBS gezeigt wird. Cumberbatch wurde als "bester Hauptdarsteller in einer Miniserie/TV-Film" gewürdigt. In Kürze wird der Brite in einem neuen Film der schwulen Mathematiker und Kriegshelden Alan Turing darstellen (queer.de berichtete).
Youtube | Emmy-Auszeichnung für Jim Parsons
Auch Jane Lynch ausgezeichnet
Jane Lynch erhielt ebenfalls einen Emmy (Bild: NBC)
Bereits letzte Woche wurden mehrere Emmy-Auszeichnungen in weniger bedeutenden Kategorien vergeben. Hier erhielt unter anderem die lesbische Schauspielerin Jane Lynch den Preis als bester Showmaster/beste Showmasterin für ihre Moderation der Spielshow "Hollywood Game Night".
Laverne Cox, die als erste transsexuelle Schauspielerin für ihre Rolle in der Frauenknastserie "Orange is the New Black" nominiert wurde, ging bei der Preisverleihung leer aus. Sie unterlag in der Kategorie "Beste Gastdarstellerin in einer Comedyserie" Uzo Aduba, die in der Reihe die ausgeflippte Insassin "Crazy Eyes" spielt. (dk)
Youtube | Beste Szenen von Mitch und Cam bei "Modern Family"
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Schön, dass The normal heart die Auszeichnung als bester Fernsehfilm bekommen hat. Ich hoffe, dass dieser hervorragende Film auch bald in Deutschland läuft.
Und auch wenn Serien nicht so mein Ding sind, freue ich mich, dass Modern Family wieder mal abgesahnt hat. Durch die alltägliche und selbstverständliche Darstellung von Homosexualität trägt diese Serie viel zur gesellschaftlichen Modernisierung bei.