Auch nach dem Ende der Herrschaft von Mubarak und der Muslimbruderschaft werden in Ägypten weiterhin Schwule verfolgt (Bild: Michael Coghlan / flickr / by-sa 2.0)
Der Verfolgungsdruck auf Schwule in Ägypten nimmt zu: Nun sind neun Männer verhaftet worden, weil sie bei einer privaten gleichgeschlechtlichen Hochzeit anwesend waren.
Die ägyptischen Behörden haben die Festnahme von neun Männern angeordnet, denen vorgeworfen wird, an einer Feier für eine schwule Eheschließung teilgenommen zu haben. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Mena sind bereits sieben der Männer verhaftet worden, nach zwei weiteren wird noch gefahndet.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich die Feier auf einem Nil-Flussschiff im April diesen Jahres ereignet, erst im August wurde aber ein Video davon auf Youtube viral verbreitet. Die Ankläger befanden laut einer Pressemitteilung, dass die Bilder "beschämend" seien und "Gott erzürnen" würden. Eine derartige Feier sei "teuflisch schamlos", hieß es weiter, und würde die öffentliche Moral zersetzen.
Die Staatsanwaltschaft kündigte auch an, "medizinische Untersuchungen" an den Festgenommenen durchführen zu wollen. Es ist unklar, ob damit Anal-Untersuchungen zur angeblichen Feststellung von Homosexualität gemeint sind. Diese Methode wird von Ärzteverbänden als nutzlos und von Menschenrechtsaktivisten als Folter bezeichnet. Zuletzt sorgte der Libanon für internationale Proteste, als dort derartige Tests von Behörden veranlasst worden sind (queer.de berichtete).
Homosexualität ist in Ägypten zwar nicht direkt strafbar, Schwule werden allerdings mit Gummiparagrafen verurteilt. Ihnen wird in der Regel zur Last gelegt, sich der "moralischen Verdorbenheit" oder "der Verletzung der Lehren der Religion" schuldig gemacht zu haben. Der spektakulärste Massenprozess ereignete sich 2001, als die Polizei 52 Männer auf einer Party verhaftete. 23 von ihnen wurden trotz internationaler Proteste zu Haftstrafen und Zwangsarbeit verurteilt.
Seit dem Sturz von Hosni Mubarak hat sich laut Menschenrechtsaktivisten die Lage von Homosexuellen in Ägypten noch verschlechtert. Der größte Teil der Bevölkerung hat mit der Verfolgung sexueller Minderheiten kein Problem: Laut einer Umfrage des "Pew Research Global Attitudes Project" aus dem Jahr 2013 glauben 95 Prozent der Ägypter, dass die Gesellschaft Homosexualität nicht akzeptieren dürfe. (dk)
Wie krank muss man sein, um Menschen wegen ihrer Liebe sowas anzutun?