Der neue Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki schlägt freundlichere Töne gegenüber Homosexuellen an als sein Vorgänger. Sexuell aktive Homosexuelle hält aber auch er als böse Sünder
Der neue Kölner Erzbischof sendet vor seiner Amtseinführung am kommenden Samstag freundliche Signale an schwule und lesbische Katholiken.
Rainer Maria Kardinal Woelki hat in einem Interview mit dem WDR-Radio Gesprächsbereitschaft mit Homosexuellen erkennen lassen. Der 58-Jährige sagte in der WDR2-Sendung "Sonntagsfragen": "Wir werden auch in Köln mit allen Menschen guten Willens sprechen – Schwule, Lesben, Homosexuelle gehören natürlich genauso zur Kirche wie alle anderen auch und wir reduzieren niemanden auf seine Sexualität". So könnten auch Schwule und Lesben volle Mitglieder der katholischen Kirche sein: "Das sind Christen – jedenfalls viele von ihnen, die ebenfalls ihren Glauben leben und praktizieren. Die gehören natürlich selbstverständlich zu uns".
Woelki war von WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer auch auf die Teilnahme von Klaus Wowereit bei seiner Ernennung zum Kardinal im Februar 2012 in Rom angesprochen worden. Der SPD-Politiker, den die Moderatorin als "bekennenden Katholik, aber auch bekennenden Homosexuellen" beschrieb, wurde von Woelki als "sehr interessanter und lebendiger Teilnehmer und Gesprächspartner" bezeichnet. Der scheidende Regierende Bürgermeister sei "sehr geschwisterlich aufgenommen worden" und die Kirche habe es "sehr positiv vermerkt", dass er extra aus Berlin angereist sei.
Vor seiner Ernennung zum Kölner Erzbischof war Woelki drei Jahre lang Erzbischof von Berlin. Hier ist er zunächst von LGBT-Gruppen negativ aufgenommen worden, weil er als homophober Hardliner galt. So hatte er etwa an der Universität der fundamentalistischen Organisation Opus Dei promoviert oder hatte laut "Spiegel" die Diakonatsweihe des Katholiken Georg Schwikart verhindert, weil dieser Jahre zuvor ein Aufklärungsbuch über Homosexuelle verfasst hatte. Nach seiner Ernennung ist Woelki allerdings auf die LGBT-Aktivisten zugegangen und hat sich mit ihnen zum Dialog getroffen (queer.de berichtete).
Nur keusche Homos sind gute Homos
Zwar hat Woelki seine Rhetorik gegenüber Homosexuellen gemildert, allerdings hat er immer wieder klargestellt, dass er sexuell aktive Schwule und Lesben weiterhin als Sünder verurteilt. So erklärte er etwa, dass diese Homosexuellen "gegen das natürliche Gesetz verstoßen und deshalb von unserer Glaubensüberzeugung her nicht gebilligt werden können" (queer.de berichtete). Allerdings erkannte er an, dass es positiv sei, wenn Menschen "dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen" würden (queer.de berichtete).
Woelki soll am Samstag feierlich in sein Amt als neuer Kölner Erzbischof eingeführt werden. Er folgt auf den Kardinal Joachim Meisner, der in den 25 Jahren seiner Herrschaft immer wieder durch homophobe Sprüche aufgefallen ist. So behauptete er etwa, Homosexuelle seien eine "Bedrohung für die Werteordnung Europas" und ein "Gift" (queer.de berichtete).
Im augenblicklich gültigen Katechismus aus dem Jahr 1992, der die Grundfragen der katholischen Doktrin definiert, wird erklärt, dass Homosexuellen "mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen" sei. Das für Gläubige verbindliche Handbuch stellt auch fest, dass sich Schwule und Lesben immer versündigten, sofern sie nicht abstinent lebten. Homosexuelle Handlungen, selbst in langjährigen Beziehungen, sind nach Ansicht der katholischen Kirche daher "in keinem Fall zu billigen". (dk)
Und genau das ist der Punkt.
Wir wollen nicht nur toleriert werden, solange wir uns von denen vorschreiben lassen, wie wir zu leben haben (nämlich enthaltsam), sondern wir wollen so leben, wie WIR das wollen.
Ob das den Katholen passt oder nicht ist uns dabei herzlich egal. Die sollen einfach nur aufhören, gegen uns zu hetzen und unsere rechtliche Gleichstellung zu blockieren. Aber das will ja auch Woelki nicht.