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Streit um Klarnamenzwang
Facebook geht auf Drag Queens zu
- 16. September 2014 2 Min.

Auch Sister Roma hat der Facebook-Bann erwischt (Bild: Kevin Goebel / flickr / by-nd 2.0)
Das soziale Netzwerk hat mit seinem Klarnamenzwang Drag Queens erzürnt – jetzt will das Unternehmen im Dialog eine Lösung finden.
Nach Protesten hat sich Facebook am Montag zu einem Treffen mit Drag Queens im Rathaus von San Francisco bereit erklärt. Das kalifornische Unternehmen war in den letzten Tagen in Kritik geraten, weil es Drag Queens aufforderte, in ihren Profilen Klarnamen zu verwenden. Mehrere berichteten, dass ihr Facebook-Konto gesperrt oder sogar gelöscht wurde, weil sie nur ihren Künstlernamen angaben.
So beklagte Sister Roma bei "The Daily Dot", dass sie sich nicht mehr einloggen konnte. Erst bei Namensänderung wurde ihr in Aussicht gestellt, auf ihr Konto zuzugreifen. Sie erklärte jedoch, dass sie bereits seit fast drei Jahrzehnten unter Sister Roma auftrete. Selbst in den sechs Jahren, in denen sie Mitglied bei Facebook war, habe es noch nie deswegen ein Problem gegeben. Blogger melden, dass Facebook sogar von manchen Nutzern eine Führerscheinkopie verlangte, um den Namen zu verifizieren.
Drag Queens befürchten Outing
Facebook verlangt in seinem Geschäftsbedingungen seit Jahren die Nutzung von Klarnamen. Im vergangenen Jahr gewann die Firma damit bereits eine Klage gegen deutsche Datenschützer. Das Unternehmen argumentierte immer, dass Künstlern die Möglichkeit offen stehen würde, ein Pseudonym neben ihrem Namen zu verwenden oder eine Künstler-Seite anzulegen. Allerdings argumentieren Drag Queens, dass der Klarnamenzwang zu einem Outing bei Familienangehörigen oder Arbeitskollegen führen könne, das besonders in konservativen Gegenden gefährlich sei. Ein Outing könne beispielsweise zum Verlust des Arbeitsplatzes führen, da es in vielen Teilen des Landes kein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz gibt.
In einer Online-Petition haben über das Wochenende bereits 15.000 Menschen das soziale Netzwerk aufgefordert, seine Klarnamenpflicht aufzuweichen. Außerdem haben Aktivisten für Dienstag eine Demonstration vor der Firmenzentrale nahe San Francisco angekündigt. Diese wurde durch das Gesprächsangebot von Facebook inzwischen abgesagt.
Das Treffen geht auf Vermittlung des schwulen Ratsherren David Campos aus San Francisco zurück. "Ich bin froh, dass Facebook unsere Einladung für einen sinnvollen öffentlichen Dialog mit Drag Queens und Mitgliedern der Transgender-Community akzeptiert hat", erklärte Campos am Montag in einer Pressemitteilung.
Facebook hatte bereits im Februar die starre "Männlich-Weblich"-Dualität aufgehoben – und in der englischsprachigen Version 50 Gender-Optionen erlaubt. Anfang dieses Monats wurde diese Vielfalt nach einem Dialog mit dem Lesben- und Schwulenverband auch in Deutschland eingeführt (queer.de berichtete). (dk)














