Studienrätin a.D. mit homophoben Vorurteilen: Die Kritik an Karin Bertholdes-Sandrock reißt nicht ab (Bild: Wiki Commons / Martin Rulsch / CC BY SA 3.0)
Karin Bertholdes-Sandrock schüre Ängste, wo ein offenes Klima für Schüler wie Lehrer herrschen sollte, so der Dachverband. Derweil kam es am Freitag vor dem Landtag zu ersten Protesten.
Der Landesjugendring Niedersachsen (LJR) hat den Vorstoß der Fraktionen von SPD und Grünen im Niedersächsischen Landtag, sexuelle Vielfalt zukünftig stärker im Schulunterricht zu berücksichtigen, in einer Pressemitteilung gelobt. "Die Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identitäten und gleichgeschlechtliche Lebensweisen anzuerkennen und jeder Form der Diskriminierung, der Ausgrenzung und des Mobbings aufgrund der sexuellen Orientierung zu verhindern, muss ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag sein, daher darf das Thema auch in der Schule kein Tabu sein.", so LJR-Vorstandssprecher Jens Risse.
Der Verein, der 80 einzelne Jugendorganisationen und 200 kommunale Jugendringe vertritt, kritisierte in diesem Zusammenhang die Äußerungen der CDU-Abgeordneten Karin Bertholdes-Sandrock. Die frühere Gymnasial-Lehrerin hatte der "Nordwest-Zeitung" gesagt: "Auf keinen Fall kann es sein, dass beispielsweise Schwule und Lesben in den Klassen allein gegenüber den Kindern auftreten." Später hatte sie hinzugefügt, dass bei externen Gästen in der Schule generell sichergestellt werden müsse, dass stets ein Lehrer anwesend ist (queer.de berichtete).
"Hier werden völlig unbegründet Ängste geschürt und externen Partnern der Schulen und deren pädagogischen Konzeptionen wird ein generelles Misstrauen entgegengebracht", kritisierte Risse. Gerade solche Aussagen zeigten, wie wichtig eine vorurteilsfreie Information über die Vielfalt sexueller und geschlechtlicher Identität nicht nur in der Schule sei.
Klima für offen homosexuelle Lehrer gefordert
In diesem Zusammenhang kritisiert der Landesjugenring auch, dass noch immer viele Lehrkräfte ihre Homosexualität in der Schule aus Angst vor Repressionen verbergen würden. In seiner Stellungnahme zum Entschließungsantrag fordert der LJR daher, den Antrag entsprechend zu ergänzen: Die Landesregierung solle dazu beitragen, "ein Klima zu schaffen, das dazu dienlich ist, dass diese Lehrenden als Vorbilder für junge Menschen dienen können".
Auch außerhalb der Schule, in Jugendverbänden, Sportvereinen und anderen Angeboten, sei der Kampf gegen Diskriminierung und die Akzeptanz sexueller Vielfalt eine wichtige Aufgabe. Daher sei es nach Auffassung des Landesjugendrings auch wichtig, "kontinuierliche Gruppenarbeit und Unterstützungsangebote für schwule, lesbische, bi-, trans- oder intersexuelle junge Menschen, wie diese beispielsweise von schwul-lesbischen Jugendgruppen selbstorganisiert angeboten werden, zu unterstützen". Gerade in ländlichen Regionen gäbe es häufig nicht genügend Unterstützung für solche Jugendgruppen.
Erste Proteste vor dem Landtag
In Hannover trafen Befürworter und Gegner der Bildungsplans aufeinander (Bild: FB-Gruppe "Karin Bertholdes-Sandrock - Rücktritt jetzt")
Zuvor hatte bereits der Vorsitzende des Landesschülerrats in Niedersachsen, Helge Feußahrens, die Äußerungen der CDU-Politikerin kritisiert und ihren Rücktritt gefordert (queer.de berichtete). Zu dieser Forderung gibt es auch eine Facebook-Gruppe und eine Online-Petion.
Dabei steht die Politikerin nicht allein: Die Jugendorganisation der AfD in Niedersachsen betreibt eine Facebook-Seite gegen die Schulaufklärung und hat Ende September zu einem Vortragsabend eingeladen, an dem auch ein wichtiger Antreiber der Anti-Bildungsplan-Bewegung in Baden-Württemberg auftreten soll. Dazu sind Gegenproteste geplant (Details dazu hier).
Zu Protest und Gegenprotest war es bereits am Freitag vor dem Landtag in Hannover gekommen: Gerriet Kohls von den Freien Wählern, der auch eine Online-Petition gegen die Schulaufklärung betreibt, hatte für eine entsprechende Demonstration rund zehn Unterstützer zusammentrommeln können. Dagegen protestierten rund 100 Menschen, laut AStA wurden sie dabei von der Polizei behindert. Ein Demonstrant wurde festgenommen. Von den Protesten berichtete auch RTL Nord.
In dem Film beklagte sich Bertholdes-Sandrock auch kopschüttelnd darüber, dass man ihr Volksverhetzung vorwerfe. Dabei hatte sie ihre Kritik an den Plänen der Landesregierung am Donnerstag in einer Pressemitteilung erneuert und davor gewarnt, dass "Interessenvertreter unkontrolliert Inhalte vermitteln, so wie es die in dem Antrag genannte Initiative 'SchLAu Niedersachsen' praktiziert". (nb)
Genau das ist das Problem:
Schule sollte ein offener, angstfreier Raum für Bildung sein.
Aber die CDU will für ihre Ideologie aus Schule einen Ort der Unterdrückung machen, wo breite Bildung durch religiöse Indoktrination und das Schüren von Hass und Ängsten ersetzt wird.