Luka Magnotta muss sich ab kommenden Montag einer Jury stellen
In einer Woche beginnt das Gerichtsverfahren gegen den bisexuellen Pornodarsteller Luka Magnotta, den meistgehassten Kriminellen Kanadas.
Die kanadische Justiz hat bekannt gegeben, dass der Hauptprozess gegen Luka Magnotta am 29. September in Montréal beginnen wird. Bis zum Freitag sind in einem langwierigen Prozess von Staatsanwaltschaft und Verteidigung bereits die zwölf Geschworenen sowie acht Ersatz-Geschworene ausgewählt worden.
Der bisexuelle Pornodarsteller, Stripper und Escort ist wegen Mordes, Leichenschändung, der Veröffentlichung und postalischen Versendung obszöner Materialien sowie wegen Belästigung des Premierministers und anderer Parlamentsabgeordneter angeklagt. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe, bei der er erst nach 25 Jahren einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen könnte. Magnotta hat in allen Anklagepunkten auf "nicht schuldig" plädiert.
Magnotta wurde in Berlin gefasst
Mit diesem Foto suchte Interpol vor zwei Jahren weltweit nach dem in Europa untergetauchten Verdächtigen
Dem 32-Jährigen wird vorgeworfen, im Mai 2012 seinen damals 33-jährigen Freund mit einem Eispickel erstochen und die Leiche anschließend zerstückelt zu haben (queer.de berichtete). Die Leiche des chinesischen Austauschstudenten habe er daraufhin an diverse Schulen und Parteizentralen geschickt, darunter auch an das Büro von Premierminister Stephen Harper. In einem der Pakete lag die schriftliche Ankündigung, weitere Morde begehen zu wollen. Später war auch ein selbstgedrehtes Video auf einer Internetseite aufgetaucht, das die Tat zeigte. Magnotta wurde international per Haftbefehl gesucht und schließlich in einem Internetcafé in Berlin festgenommen (queer.de berichtete). Zwei Wochen später lieferten die deutschen Behörden den Tatverdächtigen nach Kanada aus.
Die Geschichte des Pornodarstellers, der in rund zwei Dutzend einschlägigen schwulen Filmen unter Namen wie Eric Clinton Newman oder Vladimir Romanov aufgetreten ist, wurde in Kanada mit großer Bestürzung aufgenommen. Die grausame Tat führte in Zeitungen und sozialen Netzwerken zu einer Debatte über die Wiedereinführung der Todesstrafe. Von kanadischen Pressevertretern wurde der Angeklagte 2012 zum "Newsmaker of the Year" gewählt – eine "Ehre", die sonst hauptsächlich Premierministern oder Spitzensportlern zukommt.
Es wird erwartet, dass das Verfahren vier bis sechs Wochen dauert. Die Verteidigung wird voraussichtlich den Geisteszustand Magnottas in Zweifel ziehen. Sie wird darauf verweisen, dass beim Angeklagte, der in zerrütteten Verhältnissen aufwuchs, bereits früh paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden ist. Damit könnte er unter Umständen "nur" wegen Totschlags verurteilt werden, was eine viel mildere Strafe nach sich zieht. Die Staatsanwaltschaft wird demgegenüber versuchen zu beweisen, dass Magnotta den Mord von langer Hand geplant habe und dabei sehr kaltblütig vorgegangen sei. (dk)