
Das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" hat in seiner am Freitag erschienenen Ausgabe Promis nach ihren WG-Erfahrungen befragt – darunter auch Ex-"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert.
Der 71-jährige Journalist und Autor nutzte die Gelegenheit, um eine Schnurre aus den 1960er Jahren zu erzählen: Als junger Student habe er, der Hetero, in New York City mit einem schwulen Schauspieler zusammengewohnt.
Weil dieses sensationelle Bekenntnis dank dpa heute auch in etlichen Tageszeitungen abgedruckt wurde, können wir es auf queer.de natürlich nicht ignorieren.
Wörtlich schrieb Wickert im SZ-Magazin:
Als ich 1963 zum Studieren in die USA ging, kannte kaum einer den Begriff "WG". Mit Freunden zusammenzuziehen war gang und gäbe und oft auch finanziell die einzige Alternative. […] Ich zog dann mit einem schwarzen Schauspieler zusammen, der gerade an einer Theaterproduktion arbeitete. Später stellte sich heraus, dass er schwul war. Für die damalige Zeit war das ein Riesenskandal, mein Freundeskreis empfand das aber als ganz normal und sah das nicht weiter kritisch. Im Gegenzug fand es mein Genosse unglaublich spannend, mit einem weißen Mann zusammenzuwohnen. Einmal schmiss er eine Fete, es war dann hauptsächlich seine schwule Community, die vorbeikam. Er ermahnte seine Kumpels aber, mich nicht anzubaggern oder stundenlang anzuquatschen.
Bereut scheint Wickert seine Homo-WG-Phase nicht zu haben:
Meine Zeit in dieser Wohnung zeigte mir das teils noch sehr konservative Amerika von einer ganz anderen Seite. Aber wir wohnten ja auch in New York und nicht in Texas, wo man mich vermutlich durch die Straßen gejagt hätte als Mitbewohner eines schwulen schwarzen Schauspielers. "Fehlt nur noch, dass er Jude ist", hätten die Leute wohl gesagt.
Na, dann: Wir wünschen einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht! (mize)
(Foto oben: Wiki Commons / Ralf Roletschek (talk) – Fahrradtechnik auf fahrradmonteur.de / CC-BY-SA-1.0)