Klaus Born musste 1969 wegen seiner Homosexualität sechs Wochen lang in Einzelhaft verbringen
Wegen seiner Homosexualität war er einst eingesperrt worden, am Montag traf Klaus Born Bundesjustizminister Heiko Maas (siehe Bild des Tages). Im Interview erklärt der 69-Jährige, wie das Gespräch verlaufen ist und warum er trotz positiver Signale aus der Bundesregierung nicht an eine schnelle Rehabilitierung der "175er" glaubt.
Von Dennis Klein
queer.de: Wie war Ihre Begegnung mit dem Justizminister?
Klaus Born: Die Atmosphäre war überraschend sehr locker. Wir haben zwei Stunden mit dem Minister gesprochen. Zunächst habe ich mich bei ihm für seine Rede beim Charity-Dinner [der Hirschfeld-Stiftung] bedankt, und ich habe ihm dann meine Lebensgeschichte erzählt. Ich habe ihm erzählt, dass ich im Gefängnis gesessen habe. Ich habe ihm erzählt, dass man damals dachte, ich könnte die anderen Insassen "anstecken" – also schwul machen.
Wie bitte?
Ja, deswegen musste ich 1969 im Alter von 21 Jahren sechs Wochen Einzelhaft absitzen – keine Musik, keine Zeitung, nichts. Das ist ganz schön schwer.
Wie hat der Minister auf die Ausführungen reagiert?
Er hat ein unwahrscheinliches Interesse gezeigt. Er hat immer sehr detailliert nachgefragt, er wollte wirklich etwas wissen. Wir hatten ja auch keinerlei Zeitlimit.
Haben Sie Hoffnungen, dass diese Regierung endlich die Unrechtsurteile aufhebt?
Nein, meine Erwartungen sind praktisch bei Null. Die SPD hat ja nur 26 Prozent – und CDU und CSU haben das Sagen. Wenn die das nicht wollen, dann passiert nichts. In einer Legislaturperiode kann viel erreicht werden, aber nur, wenn man will.
Ist der Wille bei der Union Ihrer Meinung nach überhaupt nicht da?
Ich glaube nicht daran, weil es ja auch noch die Kirchen gibt, die starken Einfluss auf die christlichen Parteien haben. Alle anderen Parteien im Bundestag wollen ja die Sache mit dem Paragrafen 175 endlich aus der Welt schaffen. Vielleicht müssen wir auf eine andere Regierungskoalition warten, aber ich wünsche mir, dass es nicht so lange dauert.
Haben Sie große Hoffnungen auf eine Entschädigung?
Ich habe dem Minister zumindest ein Schriftstück von Moabit übergeben. Mein Problem ist, dass ich kein Urteil habe und dass man dieses erst suchen muss. Eine automatische Rehabilitierung oder Entschädigung wird es hier nicht geben. Und wenn, dann stehen mir nur Entschädigung für sechs Wochen Haft zu. Aber es gibt keine Entschädigung dafür, dass ich als Vorbestrafter jahrelang für wenig Geld arbeiten musste – immerhin hatte ich Arbeit gekriegt, anderen ging es noch schlechter.
Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der letzten Jahre?
Ja, es wird jetzt anders als früher über das Thema gesprochen. Ich hatte schon Interviews mit dem NDR, RBB und Stern TV und habe in zwei Wochen einen Termin mit dem Bayerischen Rundfunk, die ein Video drehen wollen. Aber ich bin fast der einzige, der für die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld ständig Videos macht, um meine Geschichte zu erzählen. Es wäre aber schön, wenn mehr Leute ihre Geschichte an die Öffentlichkeit bringen. Ich gehe davon aus, dass ich nicht der einzige noch Lebende bin, der wegen seines Schwulseins eingesperrt wurde. Aber viele trauen sich immer noch nicht mit Videos an die Öffentlichkeit. Die Magnus-Hirschfeld-Stiftung macht aber auch Interviews für spätere Generationen, die jetzt noch keiner zu hören kriegt. Die Leute müssen auch in Zukunft erfahren, dass man für so was mal in den Knast gekommen ist.
Man schaue nur an, was die Union schon nach denm Krieg alles getan hat, um die Wahrheit zu vertuschen und zu verdrehen:
www.youtube.com/watch?v=a44F76UUlrg
(Genau ansehen, um schätzen zu lernen, was Adenauer und seine Regierungen waren und taten!)
Und so haben die Unionstypen die Verfolgung Homosexueller nach der Gründung der BRD fortgeschrieben und sind heute zu doof, zu uneinsichtig und zu unverschämt zu ihren Verbrechen zu stehen. Dreck pur halt!