Der russische Kinderrechtsbeauftragte beschuldigt die USA der illegalen Homo-Adoption
Mit einer kryptischen Erklärung hat die Regierung in Moskau das Abkommen gekündigt, weil ein russischer Schüler angeblich in einer Regenbogenfamilie untergekommen ist und nicht nach Hause zurückkehren will.
Das russische Außenministerium hat am Mittwoch ein Schüleraustauschprogramm mit den USA mit sofortiger Wirkung beendet. Grund sei, dass einer der Schüler bei einem homosexuellen Paar gewohnt habe und danach nicht nach Russland zurückgekehrt sei. Das Ministerium warf den USA vor, die "moralischen und ethischen Prinzipien der russischen Gesellschaft" zu missachten. Über das "Future Leaders Exchange Program" (FLEX) haben in den letzten zwei Jahrzehnten über 8.000 Schüler aus Russland an einen Austausch teilgenommen.
Der russische Kinderrechtsbeauftragte Pawel Astachow erklärte nach AFP-Angaben: "Ein Teenager, dessen Mutter in Russland lebt, wurde illegal an ein homosexuelles Paar in den USA übergeben. Der Jugendliche kommt von einer anständigen Familie und ist gesund, daher ist es unklar, was die Leute in den USA zu diesem Schritt getrieben hat". Er könne keine weiteren Details zu dem Fall nennen, da ihn die Mutter um Stillschweigen gebeten habe. Er könne nur sagen, dass der Jugendliche nicht nach Russland zurückgekehrt sei und dies eine Verletzung der Vereinbarung darstelle.
Russland verbietet bereits Adoptionen durch Homosexuelle oder Amerikaner
Ein Sprecher des Außenministeriums deutete zudem in einer Pressekonferenz an, dass ein russischer Austauschschüler durch ein Homo-Paar "adoptiert" worden sei. Er verwies in der Angelegenheit auch auf das russische Verbot der Adoption durch Regenbogenfamilien, das sei Februar diesen Jahres in Kraft ist (queer.de berichtete). Außerdem gebe es bereits seit Anfang 2013 ein Verbot der Adoptionen russischer Kinder durch amerikanische Staatsbürger – dieses Gesetz war damals eine Reaktion auf US-Sanktionen gegen russische Beamte.
Der US-Botschafter in Moskau bedauerte den russischen Ausstieg aus dem Schüleraustausch. Dieser habe in den vergangenen 21 Jahren viel für das gegenseitige Verständnis von Amerikanern und Russen geleistet. In der US-Presse wird die Kündigung des Abkommens als Rache für US-Sanktionen gesehen, die wegen der Ukraine-Krise verhängt worden sind, während die russische Presse den Amerikanern vorwirft, russische Gesetze und Befindlichkeiten zu missachten.
Die "Sorgen" der russischen Behörden sind allerdings nicht neu: Vor zwei Jahren hatte bereits die Botschaft des Landes in Großbritannien auf ihrer Webseite Eltern davor gewarnt, dass Kinder, die an Sprachreisen teilnehmen, beispielsweise "in Familien von Homosexuellen platziert" würden (queer.de berichtete). (dk)
Update 15.45 Uhr: Widerspruch aus den USA gegen die Darstellung Russlands
Die "American Councils for International Education" (ACIE), die das FLEX-Programm in den USA organisieren, weisen die Vorwürfe der russischen Regierung als unwahr zurück. Gegenüber "Radio Free Europe" erklärte ACIE-Vizechef David Patton, dass es sich bei der Gastfamilie des betreffenden russischen Schülers um eine "traditionelle Familie" gehandelt habe. Der Jugendliche habe sich aber wohl mit einem gleichgeschlechtlichen Paar angefreundet, als er in den USA zur Schule ging. Er habe das Programm ohne Zwischenfälle beendet und sei nicht von seiner Gastfamilie adoptiert worden. Was nach dem Ende des Austauschprogramms passiert sei, darüber habe die ACIE "keine Zuständigkeit".
Ferner erklärte Patton, dass zwar auch gleichgeschlechtliche Paare am Austauschprogramm teilnehmen würden. Allerdings würden Kinder nur in deren Familien geschickt, wenn sowohl die Eltern als auch der Schüler selbst dem zustimmten.