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"Manif Pour Tous"
Frankreich: Homo-Hasser wieder auf der Straße
- 06. Oktober 2014 2 Min.

Die Demonstranten warnten davor, dass sich unmoralische Schwule und Lesben ihre Kinder bald im Einkaufswagen abholen können
In Frankreich macht "Manif Pour Tous" wieder Stimmung gegen Homosexuelle: Zehntausende demonstrierten dieses Mal gegen die Gleichbehandlung von Lesben und für eine "familienfreundliche" Politik.
Gegner von gleichen Rechten für Schwule und Lesben haben am Sonntag erneut in Paris und Bordeaux demonstriert. Organisator war die Gruppe "Manif Pour Tous" (Demo für alle), die im vergangenen Jahr mit teilweise gewalttätigen Kundgebungen gegen die von der Hollande-Regierung versprochene Ehe-Öffnung auf die Straße gegangen waren (queer.de berichtete). Die letzte Großdemo gegen Homosexuelle hatte in Frankreich im Februar stattgefunden (queer.de berichtete).
Bei der Demonstration in Paris sollen dieses Mal nach Polizeiangaben 70.000 Homo-Gegner dabei gewesen sein, in Bordeaux waren es 7.500 Menschen. Die Gruppe "Manif Pour Tous" setzt die Teilnehmerzahlen dagegen weit höher an: Allein in Paris spricht sie von einer halben Million Teilnehmern.
Dieses Mal wurde insbesondere gegen die künstliche Befruchtung von Lesben demonstriert, die allerdings in Frankreich trotz der Ehe-Öffnung nach wie vor illegal ist. Wie in Deutschland müssen lesbische französische Frauen für eine derartige Behandlung in benachbarte Länder wie Belgien oder die Niederlande ausweichen. Außerdem forderten die Demonstranten die "universelle Abschaffung der Leihmutterschaft", obgleich diese in Frankreich sowohl für Hetero- als auch für Homo-Paare verboten ist. Gesetzesänderungen bei beiden Themen wurden zwar vereinzelt von sozialistischen Politikern gefordert, gelten aber nicht einmal in der Regierungspartei als mehrheitsfähig.
Kampf gegen Ehe-Öffnung schwelt weiter
Auf Plakaten wurde zudem der Entzug des Eherechts für Schwule und Lesben verlangt. Außerdem solle an Schulen nicht mehr über Homosexualität aufgeklärt werden. "Traditionelle Familienwerte" müssten mit einer "familienfreundlichen Politik" wieder über die Rechte von Minderheiten gestellt werden, so die Organisatoren.
Umfragen zufolge halten nach wie vor zwei Drittel der Franzosen die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben für eine positive Entwicklung. LGBT-Aktivisten beschuldigten die demonstrierenden Homo-Gegner wiederholt, eine homophobe Atmosphäre zu erzeugen und damit für die gestiegene Anzahl an gewalttätigen Übergriffen gegen Homosexuelle verantwortlich zu sein. Im letzten Jahr erklärte eine Gruppe, dass sich mit dem Start der Protestaktionen die Zahl der homophoben Gewalttaten um ein Drittel erhöht habe.
"Manif Pour Tous" inspirierte auch die Demonstrationen gegen den Bildungsplan der Landesregierung Baden-Württemberg. Neben dem Namen "Demo für alle" übernahmen die süddeutschen Homo-Gegner auch die Protestfarben hellblau und rosa. Die nächste Kundgebung in Stuttgart soll am 19. Oktober stattfinden (queer.de berichtete). (dk)














