Tükiyemspor Berlin war einst das Aushängeschild für Toleranz und Offenheit - hinter den Kulissen ist bei manchen Funktionären die Abneigung gegenüber Homosexuellen aber offenbar normal
Jahrelang hat der LSVD mit dem Berliner Migranten-Sportverein für Offenheit und Toleranz geworben – doch damit ist jetzt Schluss.
Jörg Steinert ist am Dienstag von seinem Aufsichtsratsposten beim Fußballverein Türkiyemspor Berlin 1978 zurückgetreten. Der Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg wirft Funktionären in einem kurzen Brief an den Vorstand Homosexuellenfeindlichkeit vor. So gebe es "einzelne Mitglieder, die Aufsichtsratssitzungen boykottieren, wenn diese in den Räumen des Schwulen- und Lesbenverbandes stattfinden". Er kündigte auch seinen Komplett-Austritt aus dem Verein an.
Türkiyemspor war 1978 von türkischen Einwanderern in West-Berlin gegründet worden und hat sich in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit dem LSVD mehrfach mit gesellschaftlichen Projekten für die Rechte von Schwulen und Lesben engagiert. Der Verein erhielt dafür 2009 eine Auszeichnung des schwulen Anti-Gewalt-Projekts Maneo (queer.de berichtete). Außerdem ist Türkiyemspor Mitglied im Berliner "Bündnis gegen Homophobie".
Zuletzt geriet der Club in finanzielle Schwierigkeiten und musste Insolvenz anmelden. Die Zahlungsunfähigkeit wurde – so Steinerts Vorwurf – genutzt, um den Spielbetrieb einer Freizeitmannschaft einzustellen, die das LSVD-Logo auf der Brust trägt. Dieses Team sollte "wegen dessen gesellschaftlichen Engagements aus dem Verein" gedrängt werden, so Steinert in seiner Austrittserklärung. Allerdings wurde der Ausschluss vom Insolvenzverwalter verhindert, weil die Vereinsbeiträge der 37 Freizeitkicker gebraucht werden würden.
LSVD-Geschäftsführer Jörg Steinert
Gegenüber queer.de beklagte Steinert, dass die 2013 neu gewählte Vereinsführung die positive Entwicklung der vergangenen Jahre zunichte gemacht habe. "Vielleicht sind die nicht selbst homophob, aber sie geben Druck von homophoben Personen nach", erklärte er. Als Beispiel nannte er homophobe Eltern eines Jungspielers, die den rechtsradikale "Grauen Wölfen" angehörten und erfolgreich gegen Homosexuelle Stimmung machten. Er erklärte aber auch, dass sein Herz nach wie vor am Verein hinge – und es dort viele gute Projekte gebe. Eine Zusammenarbeit mit dem LSVD sei aber derzeit unmöglich.
Angst vor "küssenden Männern" in der Dusche
Wie der "Tagesspiegel" berichtet, beschuldigte ein Spieler des Vereins Vorstandsmitglied Bülent Gündogdu, aus Homophobie die Zusammenarbeit mit dem LSVD beenden zu wollen. Demnach habe Gündogdu gesagt: "Wir wollen nicht, dass der LSVD unkontrolliert Macht im Verein übernimmt. Außerdem gibt es Menschen, die Angst haben, dass sie oder ihre Kinder in der Kabine oder unter der Dusche küssende Männer sehen". Gündogdu erklärte allerdings, er habe den Satz "so nicht gesagt", forderte aber gleichzeitig "Respekt" gegenüber religiösen Mitgliedern ein.
Vorerst wird die Freizeitmannschaft weiter mit dem LSVD-Logo spielen, allerdings könnte es dem Rest-Vorstand noch gelingen, die Mannschaft aus der Liga abzumelden. (dk)
das heisst doch nix anderes, als dass bei gündogdu die private religion über dem grundgesetz steht und dass die religion auch die vereinssatzung eines fußballvereins bestimmt. krass.