https://queer.de/?22451
Kritik an "überflüssigem Auftritt"
Conchita Wurst singt in Brüssel, von Storch protestiert
- 08. Oktober 2014 3 Min.

Conchita Wurst mit der Abgeordneten Ulrike Lunacek
Während die Künstlerin vor dem Europaparlament sang, hängte die Abgeordnete der AfD einen Banner von französischen Homo-Gegnern aus ihrem Büro.
Die deutsche Europaabgeordnete Beatrix von Storch hat am Mittwoch ein Zeichen gegen einen Auftritt der ESC-Gewinnerin Conchia Wurst vor dem Europäischen Parlament gesetzt. Aus ihrem Büro heraus ließ die AfD-Politikerin ein Banner der französischen Bewegung "Manif Pour Tous" hängen.
"Unter diesem Banner wird gleich Herr Wurst auftreten", schrieb von Storch dazu auf Facebook. Das Logo von "Manif Pour Tous" zeigt ein heterosexuelles Paar mit zwei Kindern; die Organisation war für die teils gewalttätigen Massendemos gegen die Öffnung der Ehe in Frankreich verantwortlich.
Unter dem Titel "Demo für alle" und dem gleichen Logo ist von Storch zusammen mit ihrem Ehemann inzwischen treibende Kraft der Proteste gegen den Bildungsplan in Baden-Württemberg.
Von Storch: Auftritt "Verschwendung"

Beatrix von Storch zeigte auf Facebook Widerstand gegen den Auftritt
Bereits im September hatte von Storch die Einladung von Wurst nach Brüssel kritisiert. "Den Auftritt von Thomas Neuwirth vor dem Europäischen Parlament halte ich bestenfalls für überflüssig", sagte sie der rechten Zeitung "Junge Freiheit".
Das Europäische Parlament solle seine Aufmerksamkeit auf die brutal verfolgten und ermordeten Menschen im Irak und in Syrien richten, anstatt sich "laufend um unsere vielfältige Sexualität zu drehen", so von Storch damals. "Die Mittel und die Energie des Parlamentes werden mit Auftritten wie denen dieser sich selbst ja so bezeichnenden Wurst verschwendet."
Wurst: Zögerliche Politik kritisiert

Fünf Fraktionen hatten das Konzert unterstützt
Conchita Wurst selbst hatte bei dem Auftritt und einer begleitenden Pressekonferenz für Toleranz und Offenheit geworben. Mehrfach sprach sie sich für die Homo-Ehe und gleiche Rechte aus. Es sei Aufgabe der Politik, sich für eine tolerante, vielfältige Gesellschaft einzusetzen.
Politikerin wolle sie nicht werden, sagte Wurst. Denn als Künstlerin könne sie deutlicher werden, müsse nicht zögern: "Wenn ich Sätze höre wie: 'Wir beginnen, darüber nachzudenken…', dann ist das der falsche Ansatz. Ich brauche niemanden, der nachdenkt. Ich brauche eine Entscheidung." Leider gebe es in der Politik bei der Gleichstellung von LGBT nur Baby-Schritte.
Dabei sei eine Entscheidung zur Homo-Ehe eine einfache Frage: "Das Recht zu lieben, wen man will, ist so menschlich", so Wurst. "Jeder will frei und in Frieden und ohne Angst leben. Ich verstehe diejenigen nicht, die das verhindern wollen." Vor allem junge Leute, die ihre Homosexualität entdeckten, bräuchten Unterstützung.
Die österreichische Grünenabgeordnete Ulrike Lunacek stellte auf die Frage einer Reporterin klar, dass Wurst für das Konzert kein Honorar erhält und an Kosten nur ein Hin- und Rückflug in der Economy-Klasse und nicht mal eine Übernachtung anfalle. Die Tickets und weitere Kosten für Bühne, Technik und ähnliches würden von ihr und der grünen Fraktion getragen. Ingesamt fünf Fraktionen hatten letztlich die Einladung unterstützt: Grüne, Liberale, Volkspartei, Sozialdemokraten und Linke. (nb)














