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- 10. Oktober 2014 3 Min.

Telnehmer auf dem CSD Bologna (Bild: usadifranci / flickr / by 2.0)
Der konservative Innenminister will unbedingt verhindern, dass einzelnen Gemeinde Homo-Paare anerkennen – Rückendeckung erhält er von der katholischen Kirche, die gleichgeschlechtliche Ehen "niemals" anerkennen will.
In Italien ist ein offener Streit über die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Ehen entbrannt: Mehrere von linksgerichteten Bürgermeistern angeführte Städte und Gemeinden haben in den letzten Wochen angekündigt, im Ausland geschlossene Ehen anzuerkennen, darunter Bologna, Mailand oder Neapel. Im toskanischen Grossetto wurde eine bereits anerkannte Eheschließung durch ein Gericht wieder für ungültig erklärt, allerdings nur aus formalen Gründen (queer.de berichtete).
Der italienische Innenminister Angelino Alfano hat bereits Widerstand gegen die Gleichbehandlung angekündigt: In einem Rundschreiben erinnerte er die Gemeinden daran, dass nur die Ehe von Mann und Frau in Italien erlaubt sei, und verlangte die Auflösung der gleichgeschlechtlichen Ehen. Alfano war bereits Justizminister unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi und war auch bis vergangenes Jahr Mitglied in dessen Partei, gründete dann aber die "Neue Rechte Mitte", die jetzt der Koalition des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi angehört. Sein Rundschreiben wurde von LGBT-Aktivisten mit Empörung aufgenommen, der Minister erklärte aber, er setze nur geltendes Recht um.
Ministerpräsident will eingetragene Partnerschaften einführen

Ministerpräsident Matteo Renzi
Renzi selbst hatte bereits im Juli die Einführung von eingetragenen Partnerschaften nach deutschem Vorbild angekündigt (queer.de berichtete). Noch ist aber unklar, ob er selbst für diese kleine Lösung eine Mehrheit in seiner Koalition findet. Bereits vor sechs Jahren war der damalige Ministerpräsident Romano Prodi an der Einführung der "Ehe-Light" gescheitert, weil eine kleine katholische Partei seine Neun-Parteien-Koalition sprengte (queer.de berichtete).
Die in Italien sehr mächtige katholische Kirche organisiert unterdessen Widerstand: Am vergangenen Wochenende gingen in dutzenden Städten insgesamt mehrere tausend Homo-Gegner gegen die Gleichbehandlung auf die Straße, darunter auch viele Priester. Vereinzelt kam es zu Auseinandersetzungen. Erzbischof Luigi Negri warf daraufhin Homosexuellen, Kommunisten und Anarchisten vor, für die Gewalt verantwortlich zu sein.
Katholische Kirche: Homo-Paare "nicht Teil der christlichen Doktrin"
Am Donnerstag hat Kardinal Francesco Coccopalmerio zudem angekündigt, dass schwule und lesbische Katholiken "niemals" mit dem Segen ihrer Kirche rechnen können. "Wir müssen ehrlich sein. Für uns – und nicht nur für uns, sondern generell für die menschliche Kultur – ist eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau", so Coccopalmerio. "Zu sagen, diese Verbindungen sind wie Ehen, wird niemals passieren. Das ist eine Frage von Logik und Identität. Diese Leute zu segnen ist nicht Teil der christlichen Doktrin, wie wir sie sehen."
Die Frage der Homo-Rechte wird auch in Italien in letzter Zeit immer wieder vor Gerichten ausgefochten: So sprach ein Familiengericht in Rom einem Frau Ende August das Recht zu, das Kind ihrer Lebenspartnerin zu adoptieren (queer.de berichtete). (dk)















Und fehlt der Pfaffensegen dabei, die Ehe ist gültig nicht minder. (Heinrich Heine)