
Was es heißt, in in einer homophoben Gesellschaft schwul zu sein, zeigt eine neugestartete Video-Serie des queeren Magazins Aswat ("Die Stimme") aus Marokko.
Den Anfang der Erzählungen macht der 20-jährige Hamza aus Casablanca, der seine bittere Erfahrung mit Familie und Schulkameraden eindrücklich erzählt. "Meine Mutter hat mir Chili in den Mund gegeben, weil ich nicht so männlich war wie die Nachbarsjungen", berichtet der junge Schwule in dem knapp siebenmütigen Clip. Des Weiteren schlug ihm sein älterer Bruder die Schneidezähne aus, sein Vater verdrosch ihn mit Stöcken.
Verhöhnt, zusammengeschlagen und ausgestoßen – das wurde Hamza auch von seinen Mitschülern in der Schule, die den jungen Schwulen mit Steinen bewarfen. Und dennoch möchte Hamza kein Mitleid mit seinen Aussagen erregen oder sich als ein Opfer stilisieren. Stattdessen sagt er in dem Youtube-Video, dass alle Opfer der ungerechten Verhältnisse in der marokkanischen Gesellschaft seien (nach Klick auf den Pfeil können unten in der Menüleiste englische Untertitel aktiviert werden):
In Marokko kriminalisiert Paragraf 489 des Strafgesetzbuches Schwule und Lesben unter den 33 Millionen Einwohnern – gleichgeschlechtlicher Sex wird mit bis zu drei Jahren Haft bestraft. Darum ist die Dokumentation und Sensibilisierung über LGBT der marokkanischen Journalisten-Kollegen extrem mutig und wichtig! Die Reihe heißt folgerichtig Kaynin-TV (Link zu Facebook), was mit "Wir existieren"-TV übersetzt werden kann.
Die Macher wurden bisher belohnt: Das Video auf Youtube erreichte binnen zehn Tagen eine knappe Viertelmillion Aufrufe – auch Dank der viralen Kommunikation in den Sozialen Medien und Berichten etwa des wichtigen marokkanischen Polit-Magazins "Tel Quel" und des französischen Gay-Magazins "Têtu".