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  • 30. Oktober 2014 30 4 Min.

Demo von Bildungsplangegnern Mitte Oktober im Stuttgart. Am Abend zuvor hatten sie im Alten Schloss im Hintergrund getagt. (Bild: Guido Klein)

Einen Tag vor der letzten Demo gegen den Bildungsplan luden die Veranstalter ausgerechnet im landeseigenen Museum zu einer Konferenz.

Von Norbert Blech

Wie erst in den letzten Tagen bekannt wurde, hat die "Initiative Familienschutz" am Vorabend der von ihr organisierten letzten Demo gegen den baden-württembergischen Bildungsplan in Stuttgart eine Konferenz zum Thema "Sexuelle Vielfalt und Gender Mainstreaming" abgehalten.

Das "Forum Familie" war von der in Berlin sitzenden Initiative, die von Hedwig von Beverfoerde angeführt wird und Teil der konservativen Lobbyisten-Aktivitäten des Ehepaars von Storch ist, vorab nicht auf der eigenen Webseite angekündigt worden.

Auch die Webseite der "Demo für alle" enthielt keinen Hinweis auf die Veranstaltung am 18. Oktober, so dass es auch zu keinen Gegenprotesten gekommen war. Erst bei der Demo am Folgetag hatten sich vor allem linke Gruppen den homophob motivierten Protesten gegen Schulaufklärung über sexuelle Vielfalt in den Weg gestellt (queer.de berichtete).

"Misslunge Identitätsfindung"


Auch Hedwig von Beverfoerde hielt eine Rede, ein Video davon ist bislang aber nur auf Polnisch verfügbar. Es wird von einer entsprechenden Bewegung aus Polen verbreitet.

So wurde erst jetzt bekannt, dass sich da in Stuttgart eine Art zweite Compact-Konferenz gegen LGBT abgespielt hat, nur mit anderen Akteuren und durchaus konkreter. Von der Diskussionsrunde hat die Initiative inzwischen einen Videomitschnitt des Einstiegsreferat von Prof. Wolfgang Leisenberg veröffentlicht.

Der christliche Unternehmer, Elektro-Ingenieur und ehemalige Lehrer an der Technischen Hochschule Mittelhessen hatte es bereits 2011 in die Schlagzeilen von queer.de geschafft, als er gegen eine Akzeptanzkampagne der Stadt Gießen eine Online-Petition, "Familie muss Mainstream bleiben", initiert hatte (queer.de berichtete).

In seinem Vortrag meinte Leisenberg, die Aneinanderreihung der Begriffe "Toleranz und Akzeptanz" sei "vergiftet", da Akzeptanz hieße, dass man seine Überzeugen und Wertevorstellungen abgeben müsse. Dabei seien "Regenbogen­familien und Trans­sexuelle" im "normalen Leben eigentlich gar nicht existent", zumindest habe er kaum welche kennengelernt, so der Professor. "Schülern wird vermittelt, dass ihre und die Lebensweise der großen Mehrheit veraltet und die Lebensweise von Minderheiten das Normale sind".

Homosexualität bezeichnete Leisenberg als etwas Anerziehbares und Misslungenes: "Alle Heranwachsenden durchlaufen eine sogenannte homo­erotische Phase", so der Professor, der berichtete, selbst eine solche Phase erlebt zu haben. Diese habe aber "nichts mit Sexualität" zu tun, sondern diene der eigenen Vergewisserung. "Und je mehr junge Menschen in dieser Phase von außen mit Aussagen konfrontiert werden wie 'Homosexualität ist eine frei wählbare Option' oder 'Heterosexualität ist anerzogen', umso wahrscheinlicher wird es, dass die Identitätsfindung misslingt."

Ein Rollenspiel der GEW, mit dem Schüler Vorurteile über LGBT nachempfinden sollen, bezeichnete er noch als "offene Diffamierung der Heterosexuellen" und "reine Propaganda", zumal bei Homo­sexuellen sexueller Missbrauch zehnmal häufiger vorkomme als bei Heterosexuellen. In anderen Passagen stellte er, unter Zuhilfenahme eines inzwischen berüchtigten FAZ-Artikels, Sexualaufklärung an Schulen quasi selbst als Missbrauch dar: Mit ihr würden "systematisch die Kinder sexualisiert und es wird ihnen die Scham genommen".

Youtube | Vortrag von Wolfgang Leisenberg beim "Forum Familie" (über den Youtube-Kanal der "Initiative Familienschutz")

Noch mehr Widerstand gefordert

Über den weiteren Verlauf des Abends wurde bislang nichts bekannt, die Teilnehmer der Diskussionsrunde lassen aber nichts gutes erahnen. Moderiert wurde sie von Klaus Kelle; der Journalist schreibt selbst an verschiedenen Stellen gegen LGBT-Rechte an und ist der Ehemann von Birgit Kelle, eine der lautesten Stimmen der Bewegung.

Nach der Veranstaltung schrieb er in einem Blogbeitrag, die "Gender-Bewegung" sei "die größte Gefahr, die unserer Gesellschaft droht", denn sie wolle "Familien, die Grundlage unserer Gesellschaft, angreifen und zerstören". Deshalb sei "demokratischer Widerstand geboten, viel mehr Widerstand als bisher."

Weitere Teilnehmer waren neben Beverfoerde die Theologin Michaela Freifrau Heereman (kürzlich in der ZDF-Sendung "log in" zu sehen), mit Karin Maria Fenbert die Geschäftsführerin von "Kirche in Not", die selbst auf der Demo sprach und Spendengelder verwendet, um homophobe Broschüren von Gabriele Kuby zu verteilen, sowie mit Karla Etschenberg und Wolfgang Tischner zwei weitere vermeintlich kompetente Wissenschaftler.

In einer Bildergalerie der Veranstaltung ist auch Hartmut Steeb als Gast zu sehen, der aus vielen Talkshows bekannte Generalsekretär der Evangelischen Allianz Deutschland.

Anti-Homo-Hetze im landeseigenen Schloss



Bemerkenswert an der Konferenz ist noch, dass sie nicht in einem obskuren Hotel stattfand, sondern im Alten Schloss, in dem das Landesmuseum Württemberg seinen Sitz hat. Einige Säle werden für Veranstaltungen vermietet, auch werden dort standesamtliche Ehe- und Verpartnerungszeremonien abgehalten.

Hätte man dort nicht wissen können, dass man sich homophobe Hetzer ins Haus holt? Die Demos gegen den Bildungsplan fanden schließlich mehrfach praktisch vor der eigenen Haustür statt.

Leider kann man kann über diese Fragen nur spekulieren, denn das Museum antwortet nicht auf Anfragen von queer.de. Auf einen am Mittwoch um 12 Uhr verschickten Fragenkatalog teilte die Pressesprecherin zunächst mit, sie an die für Veranstaltungen zuständige Mitarbeiterin weitergeleitet zu haben. Diese konnte von queer.de erst am späten Nachmittag erreicht werden und hatte laut eigener Aussagen die Fragen noch nicht gelesen. Auch sei die Pressemitarbeiterin zuständig.

Die einberaumte Möglichkeit, die Fragen zu klären und Antworten am Donnerstag morgen zu verschicken, wurde nicht genutzt. Am Donnerstag stellte sich zudem heraus, dass die Pressesprecherin inzwischen in Urlaub gefahren ist. Eine Mitarbeiterin ihres Referats ließ eine weitere verlängerte Deadline für eine Antwort verstreichen. Am Telefon hatte sie zu erkennen gegeben, dass man derzeit viel beschäftigt sei und "andere Prioritäten" habe.

#1 total normalAnonym
  • 30.10.2014, 17:58h
  • Wer Jesus abschieben würde, gibt solchen Leuten Obdach.
  • Direktlink »
#2 FoXXXynessEhemaliges Profil
#3 jhgkAnonym

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