Der neue Vorstand der Deutschen Aids-Hilfe ist fast der alte (v.l.n.r.): Manuel Izdebksi, Winfried Holz, Sylvia Urban, Ulf Hentschke-Kristal, Tino Henn (Bild: DAH)
Die Deutsche Aids-Hilfe verabschiedete auf ihrer Mitgliederversammlung in Lübeck ein optimistisches Zukunftspapier und wählte einen neuen Vorstand.
Bei ihrer Jahresmitgliederversammlung in Lübeck hat sich die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) am Wochenende ein neues Ziel gesetzt: Im Jahr 2020 soll in Deutschland niemand mehr an Aids erkranken.
Die Krankheit Aids als letztes Stadium der HIV-Infektion ließe sich hierzulande durch rechtzeitige Diagnose und Therapie bereits heute fast immer vermeiden, heißt es in dem verabschiedeten Zukunftspapier "DAH reloaded" (PDF). Trotzdem würden jedes Jahr noch mehr als 500 Menschen an den Folgen von HIV sterben.
Der Hauptgrund dafür sei Diskriminierung von Menschen mit HIV. "Die erwartete Ausgrenzung macht Angst vor dem HIV-Test und verhindert damit häufig einen rechtzeitigen Therapiebeginn", heißt es in einer Pressemitteilung der DAH. "Veraltete Bilder von HIV als rasch tödlicher Erkrankung machen ebenfalls Angst und werden so manchmal zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung."
Besonders wichtig sei neben dem Engagement gegen Diskriminierung der Zugang zu anonymen, lebensweltnahen HIV-Test-Angeboten und qualifizierte Beratung für besonders stark von HIV betroffene Gruppen wie schwule Männer, Drogenkonsumenten und Menschen mit Migrationshintergrund, so die DAH. Im bestehenden Netz gelte es Lücken zu schließen. "Das baldige Ende von Aids ist kein Traum, sondern ein realistisches Ziel und eine ethische Verpflichtung", erklärte Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aids-Hilfe.
HIV-Prävention in Schleswig-Holstein erhalten
Sichtbarkeit von Positiven ausgezeichnet: Das "Straßenbahn-Projekt" der Braunschweiger Aids-Hilfe erhielt den Hans-Peter-Hauschild-Preis (Bild: DAH)
Die Deutsche Aids-Hilfe hat ihre Mitgliederversammlung 2014 auch deswegen in Lübeck abgehalten, um ein Zeichen für den vollständigen Erhalt der HIV-Prävention in Schleswig-Holstein zu setzen. Dort gab es kürzlich Pläne der rot-grünen Landesregierung, die Angebote für besonders stark betroffene Gruppen wie schwule Männer zurückzufahren und an der Beratung und Unterstützung von Menschen mit HIV zu sparen – beides ein essenzieller Bestandteil erfolgreicher HIV-Prävention.
"Wir freuen uns, dass die Aidshilfen in Schleswig-Holstein mittlerweile konstruktive Gespräche aufnehmen konnten. Die Landesregierung rufen wir auf, ihrer Verantwortung für eine wirksame HIV-Prävention weiterhin gerecht zu werden", sagte DAH-Vorstand Sylvia Urban.
Carsten Schatz scheidet aus dem DAH-Vorstand aus
Der Dachverband von rund 120 Organisationen in Deutschland wählte außerdem einen neuen Vorstand. Carsten Schatz, der im vergangenen Jahr für die Linke in das Berliner Abgeordnetenhaus nachrückte (queer.de berichtete), trat nach sechs Jahren nicht mehr an. Wiedergewählt wurden Tino Henn, der Geschäftsführer des insolventen Bruno Gmünder Verlags, sowie Winfried Holz, Manuel Izdebski und Sylvia Urban. Neues Vorstandsmitglied ist der Sparkassenbetriebswirt und Zweite Vorsitzende der Aids-Hilfe Bielefeld Ulf Hentschke-Kristal.
Bessere Einbindung von Menschen mit HIV
Die Mitgliedsorganisationen der Deutschen Aids-Hilfe haben sich in einem Beschluss verpflichtet, die Einbindung von Menschen mit HIV in ihre Arbeit künftig noch stärker zu fördern. Organe, Gremien und Arbeitsgruppen sollen künftig mindestens zur Hälfte mit HIV-Positiven besetzt werden. Ein neues Gremium zur Beteiligung und Vernetzung wurde dazu als besonderes Verbandsorgan eingesetzt.
Hans-Peter-Hauschild-Preis verliehen
Bei einem feierlichen Empfang im Vorfeld der Mitgliederversammlung hat die Deutsche Aids-Hilfe ihren Hans-Peter-Hauschild-Preis an das "Straßenbahn-Projekt" der Braunschweiger Aids-Hilfe verliehen. 2009/10 haben sich in Braunschweig acht HIV-positive Menschen mit Bild und Namen auf einer Straßenbahn gezeigt. "Sichtbarkeit ist eine der Säulen der Strukturellen Prävention. Dieses Projekt der Braunschweiger Aids-Hilfe führt dies eindrücklich vor Augen", sagte Rainer Ehlers, Ehrenmitglied der Deutschen Aids-Hilfe, in seiner Laudatio. (cw/pm)