An dieser Schule wurde Jugendlichen beigebracht, dass Homosexualität eine Krankheit ist, die man heilen kann
In Italien haben homophobe Aussagen einer Religionslehrerin für Proteste unter LGBT-Aktivisten und Politikern geführt – sogar der Erzbischof übt ein wenig Kritik.
Eine katholische Religionslehrerin hat an einer technologischen Fachoberschule in Moncalieri bei Turin 16-jährigen Schülern beigebracht, es sei wissenschaftlich bewiesen, dass Homosexualität ein "psychologisches Problem" und eine "Krankheit" sei. Sie sagte weiter, dass Schwule und Lesben durch Therapien "geheilt" werden könnten. Als Schüler der staatlichen Itis-Pininfarina-Schule die Aussagen zunächst auf sozialen Netzwerken publik machten, kam es landesweit zu empörten Reaktionen.
In einer ersten Stellungnahme erklärte die LGBT-Gruppe Arcigay, dass es sich bei den Vorwürfen um eine "sehr ernste Angelegenheit" handele. Homosexuelle Schüler würden auf diese Weise stark unter Druck gesetzt. "Solche Episoden von Homophobie an Schulen hatten oft schlimme Auswirkungen bis hin zum Selbstmord", erklärte Marco Giusta, der Chef von Arcigay Turin. "Wir haben sofort den Rektor der Schule kontaktiert und er hat uns versichert, dass er eine Untersuchung startet wird".
Am Montag hat auch die Schule bestätigt, dass gegen die Lehrerin ermittelt werde. Der Rektor verwies gegenüber lokalen Medien darauf, er wolle dafür sorgen, dass homosexuelle Lehrer oder Schüler nicht diskriminiert werden würden. Die Aussagen der Lehrerin seien wie "eine Gebrauchsanweisung für Homophobie".
Erzbischof: Homosexualität laut WHO keine Krankheit mehr
Die Aussagen gingen sogar Erzbischof Cesare Nosiglia zu weit
Auch Menschenrechtsaktivisten und Politiker kritisierten die mutmaßlichen Aussagen der Lehrerin. Sogar der Turiner Erzbischof Cesare Nosiglia äußerte sich zu dem Vorfall. Er kritisierte in einer Stellungnahme, dass die Äußerungen "nicht angemessen" gewesen seien. Er könne die Lehrerin zwar aus theologischer Sicht nicht für ihre Worte verurteilen, erinnerte sie aber daran, "dass die Weltgesundheitsorganisation schon seit langem Homosexualität nicht mehr als Krankheit" ansehe.
Homo-Rechte sind gegenwärtig ein großes Thema in der italienischen Politik: Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi will in den nächsten Monaten einen Gesetzentwurf zur Einführung von eingetragenen Partnerschaften für Schwule und Lesben vorstellen (queer.de berichtete).
Zudem haben mehrere Städte im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen anerkannt. Dagegen hat der Innenminister allerdings juristischen Widerstand angekündigt (queer.de berichtete). Die katholische Kirche lehnt eine Anerkennung von Homo-Paaren kategorisch ab, weil dies heterosexuelle Beziehungen abwerte. Papst Franziskus hat erst vor einer Woche erklärt, dass die Ehe "noch nie so angegriffen" worden sei wie heute (queer.de berichtete). (dk)