Teilnehmer der letzten "Demo für Alle" in Stuttgart (Bild: Guido Klein)
Am 22. November will das Protestbündnis rund um die AfD-nahe "Initiative Familienschutz" erstmals gegen Schulaufklärung in Niedersachsen mobilisieren.
Das Bündnis "Initiative Familienschutz" hat für den 22. November eine Demonstration in der Innenstadt von Hannover angekündigt. Das Motto: "Ehe und Familie vor! Stoppt Gender-Ideologie und Sexualisierung unserer Kinder!"
Die Proteste richten sich gegen Pläne der niedersächsischen Landesregierung, in Schulen über sexuelle Vielfalt aufzuklären. Das Bündnis, das bereits mehrere entsprechende Demos in Stuttgart veranstaltet hat (queer.de berichtete), wird angeführt von der "Initiative Familienschutz" mit Sitz in Berlin, die Teil der Aktivitäten der AfD-Politikerin Beatrix von Storch und ihres Ehemanns ist.
Während die Webseite der "Demo für alle" den neuen Termin noch nicht benennt, hatte ihn der Bündnispartner "Aktion Kinder in Gefahr" am Dienstag veröffentlicht. Nähere Informationen zu dem Protest liegen noch nicht vor. Zuletzt hatte die "Initiative Familienschutz" auch eine Homophoben-Konferenz in Stuttgart erst nachträglich bekannt gemacht (queer.de berichtete).
Freie Wähler und AfD
Online-Petitonen haben sich für Gegner von Homo-Rechten oder Schulaufklärung als gutes Mobilisierungstool erwiesen
Allerdings verlinkt die "Initiative Familienschutz" auch auf eine Online-Petition gegen die Pläne der Landesregierung von Niedersachsen, die inzwischen auf rund 8.700 Unterschriften kommt. Die homophobe Petition, die unter anderem "keine Beeinflussung der sexuellen Orientierung im Sexualkundeunterricht" fordert, war von Gerrit Kohls erstellt worden, einem ehemaligen CDU-Politiker, der nun für die Freien Wähler aktiv ist (queer.de berichtete).
Bereits im September hatte Kohls eine Protestaktion vor dem Landtag organisiert; es kamen aber nur eine Handvoll Aktivisten und über 100 Gegendemonstranten. Zu der Demo aufgerufen hatten neben den Freien Wählern auch die AfD; die Jugendorganisation der Partei in Niedersachsen betreibt eine eigene Facebook-Seite, auf der gegen Schulaufklärung agitiert wird und sogar zum Teilen virtuelle "Pädos? Nein Danke"-Buttons im Stil des Logos der Grünen angeboten werden.
Die "Junge Alternative Niedersachsen" ruft bereits zur Teilnahme an der Demo am 22. November auf. Spannend wird sein, wie sich die CDU verhalten wird, die in Baden-Württemberg mit einigen Ortsverbänden und Arbeitskreisen Teil des Protestbündnisses ist. Die niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock hatte bereits einen Shitstorm verursacht, als sie sagte, dass man Schwule und Lesben nicht mit Schülern allein lassen sollte (queer.de berichtete).
"Besorgte Eltern" in Augsburg, Homo-Hasser in Berlin
Bilder wie dieses verbreiten die "Besorgten Eltern" von ihrem Protest in Augsburg (Unkenntlichmachung der Gesichter durch queer.de)
Derweil hat es am 25. Oktober weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit eine weitere Demonstration gegen Schulaufklärung gegeben: In Augsburg protestierten die "Besorgten Eltern", die Anfang des Jahres bereits zwei entsprechende Demos in Köln veranstaltet hatten (queer.de berichtete), gegen Sexualkunde an Schulen.
Die Gruppe hatte zudem im Mai einen Protest in München angekündigt, der aber nach einem Rückzug vieler Bündnispartner abgesagt wurde – sie störten sich an der Zusammenarbeit mit der rechtsextremen, NPD-nahen Gruppe "Bürgerinitiative Ausländerstopp" (queer.de berichtete). Hinter den Protesten stecken Aktivisten mir offensichtlichen Verbindungen nach Russland – das russische Staatsfernsehen war bei allen Demos dabei, so auch in Augsburg. Es existieren auch Verbindungen zu Klagemauer.tv und anderen evangelikal-sektenähnlichen Gruppierungen.
Auf der Webseite der "Besorgten Eltern" wird zudem die nächste Konferenz des Magazins "Compact" beworben. Im letzten Jahr hatte das eine Konferenz gegen LGBT-Rechte veranstaltet, mit homophoben russischen Politikern und finanzieller Unterstützung eines russischen Thinktanks (queer.de berichtete). In diesem Jahr hat die Konferenz am 22. November in Berlin vor allem die Glorifizierung Putins zum Schwerpunkt, allerdings reist auch der russische Bahn-Chef Wladimir Jakunin an, der kürzlich in Berlin einen homophoben Rundumschlag von sich gegeben hatte (queer.de berichtete).
Wie das Blog "Queertreiber" berichtet, kamen in Augsburg rund 100 Menschen zu der Demo der "Besorgten Eltern". Und für den 17. Januar ist der nächste Protest in Augsburg geplant, weitere in Bayern könnten folgen. (nb)
Update 22.20h: Aufruf der "Initiative Familienschutz"
Die "Initiative Familienschutz" ruft nun selbst zu der "Demo für alle" in Hannover auf. "Ein offizieller Entschließungsantrag der Regierungsparteien SPD und Grüne sieht vor, die Schulen zur Zusammenarbeit mit Homolobbygruppen zu verpflichten", heißt es in Bezug auf das Schulaufklärungsprojekt SchLAu. "Wenn wir hier nicht mit vereinten Kräften gegensteuern, dann wird das in Kürze Gesetz." Der Aufruf findet sich nun auch auf der Webseite der "Demo für alle". Demnach plant man ab 14 Uhr eine Kundgebung mit Livemusik, gefolgt von einer Demonstration durch die Innenstadt zum Landtag, wo ab 16 Uhr eine Abschlusskundgebung stattfinden soll.
Ich bin sehr skeptisch, ob es richtig ist, wenn die Queer der AfD derart viel Aufmerksamkeit widmet und ihr soviele Artikel "spendet".
Meines Erachtens wertet Ihr die AfD dadurch auf und macht deren Medienarbeit. Und das ist falsch.