Neuer Schnitt bei Deutschlands größtem Homo-Unternehmen: Bruno Gmünder (li.) bleibt seinem Verlag erhalten, Tino Henn (re.) muss mit einem Schuldenberg abtreten (Bild: Brigitte Dummer / Bruno Gmünder Group)
Die Insolvenz von Deutschlands größtem Verlagshaus für schwule Medien ist vom Tisch. Neben dem Gründer und Namensgeber investiert vor allem der Rechtsanwalt Frank Zahn.
Happy-End in Berlin: Ein knappes halbes Jahr nach der Insolvenzanmeldung ist die Zukunft des Bruno Gmünder Verlags gesichert. Nach einer Meldung auf m-maenner.de, dem Blog des verlagseigenen Magazins "Männer", wird der Geschäftsbetrieb der ehemaligen Bruno Gmünder Group von der neuen Bruno Gmünder GmbH fortgeführt.
Gesellschafter des neuen Unternehmens sind demnach der Berliner Rechtsanwalt Frank Zahn sowie der Verlagsgründer und Namensgeber Bruno Gmünder, der seine Mehrheitsanteile an der alten Firma erst vor dreieinhalb Jahren an Tino Henn und Nik Reis verkauft hatte (queer.de berichtete). Dagegen darf Michael Taubenheim neben Frank Zahn weiterhin Geschäftsführer bleiben.
Bruno Gmünder mischt als Minderheitsgesellschafter mit
Die beiden Geschäftsführer der neuen Bruno Gmünder GmbH: Frank Zahn (li.) und Michael Taubenheim (Bild: Bruno Gmünder GmbH)
Bruno Gmünder, dem ehemalige Mitarbeiter wegen einer verschleppten Digitalstrategie eine Mitschuld an der Verlagskrise geben, will sich im neuen Unternehmen weiterhin als Minderheitsgesellschafter engagieren. Er freue sich sehr, dass es dem Verlag "gelungen ist, sich mit Frank Zahn neu und gut gerüstet für die Zukunft aufzustellen, heißt es auf der "Männer"-Homepage. Selbstkritische Worte findet Gmünder nicht: "Meine Nachfolger haben 2011 ein agiles, gesundes und vielfältiges Unternehmen wesentlich fremdfinanziert übernommen und sind dabei große Risiken eingegangen. Dass sie gescheitert sind, ist sehr bedauerlich und für jeden der Beteiligten, aber auch für alle Mitarbeiter, Freunde und Kollegen eine schwere Last geworden."
Rechtsanwalt Frank Zahn, dessen Schwerpunkt in der Berliner Kanzlei Lacore in der Begleitung von Investoren und Banken liegt, sieht laut "Männer" große Potentiale in dem Unternehmen: "Bücher, Zeitschriften, Reiseführer und ein florierender Groß- und Einzelhandel: das ist es, wofür wir mit großer Kompetenz stehen – darauf werden wir nun wieder vermehrt Wert legen und dabei die Digitalisierung des Marktes nicht aus den Augen verlieren!". Der Rechtsanwalt wird mit den Worten zitiert: "Ich komme aus der Community, und mein Wunsch war es immer, auch etwas für diese zu tun."
Einige Mitarbeiter blieben auf der Strecke
Deutschlands größtes Verlagshaus für schwule Medien hatte Ende Mai beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Insolvenzantrag gestellt (queer.de berichtete). Der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter Sebastian Laboga von der bundesweit tätigen Kanzlei Kübler führte das Unternehmen seitdem fast ohne Einschränkungen fort. Von Beginn an strebte er eine Investorenlösung an.
Der Verlag habe "seit Jahren damit zu kämpfen, dass der Verkauf einst umsatzstarker Produkte immer weiter zurückgeht", hieß es in einer im Mai von "Männer"-Chefredakteur David Berger verfassten Erklärung zur Insolvenz. Zwar habe die damalige Geschäftsleitung, bestehend aus Tino Henn, Nik Reis und Michael Taubenheim, seit Übernahme des Unternehmens im Sommer 2011 einen "grundlegenden Change-Prozess" eingeleitet. "Die notwendigen Anpassungen an den digitalen Wandel und die Modernisierung des Unternehmens haben jedoch deutlich mehr Ressourcen in Anspruch genommen als ursprünglich abzusehen war", so Berger. "Weiterhin konnten die neuen Geschäftsmodelle den stark fallenden Umsatz der ehemals umsatzstarken Produkte noch nicht kompensieren."
Die Bruno Gmünder Group wurde 1981 gegründet. In den letzten Jahren wandelte sich das Unternehmen vom reinen Verlag zu einem Handelsunternehmen für das schwule Leben. So betrieb es auch die Einzelhandelsgruppe "Bruno's" mit fünf Filialen in Berlin, Hamburg, Köln und München. Zuletzt hatte das Unternehmen einen Jahresumsatz von ca. neun Millionen Euro. War in früheren Erklärungen noch stets von 80 festen Mitarbeitern die Rede, sind davon nach der Rettung nur 70 übriggeblieben.
Ex-Verleger Tino Henn bleibt der Szene ehrenamtlich erhalten: Am vergangenen Wochenende wurde er als Vorstand der Deutschen Aids-Hilfe wiedergewählt (queer.de berichtete). (cw)