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"Hidden Agenda" beklagt
FAZ hetzt erneut gegen Schulaufklärung
- 11. November 2014 3 Min.

Die FAZ hat Lesben, Schwule und Transgender auf dem Kieker: Werbemotiv für die Zeitung mit Florian Henckel von Donnersmarck (Bild: Scholz & Friends)
"Kinder sind seit Jahren die Versuchsobjekte der Gender-Theorie", behauptet Redakteurin Heike Schmoll auf der Titelseite. "Das wird sorgsam vernebelt."
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat am Dienstag erneut Kritik an vermeintlichen Trends in der Aufklärung von Kindern geübt – und damit der homophoben Bewegung gegen Bildungspläne, die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zum Thema machen wollen, den Rücken gestärkt.
Zunächst beklagt FAZ-Redakteurin Heike Schmoll, zuständig für die Ressorts Bildung und Theologie, in dem Leitartikel, dass man als "homophob und reaktionär" gelte, sobald man "staatlich verordnete Gender-Theorien in der Kita oder im Schulunterricht" kritisiere. Sie unterstellt, die Kritik komme hauptsächlich von Eltern und habe nicht zum Ziel, "die Gleichstellung der Geschlechter und unterschiedlichen Lebensformen in Frage zu stellen", erst recht gehe es nicht darum, "einzelne Formen von Sexualität zu stigmatisieren."
"Folgen für die Bindungsfähigkeit von Kindern"

Heike Schmoll bekam für ihren Kommentar einen Leitartikelplatz auf der FAZ-Titelseite freigeräumt
Mit dieser Reinwaschung von homophoben Bewegungen wie "Demo für alle" im Rücken holt Schmoll dann aus: "Die Ziele des sogenannten Gender-Mainstreaming sind den Eltern noch viel zu wenig bekannt." Dabei brächten die Lehrpläne aus Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen "in einer selten aggressiven Form zutage, was sonst in einer 'hidden agenda' begrifflicher Nebelkerzen und Anglizismen verdeckt bleibt."
Was genau das Ziel dieser "hidden agenda" sein soll, lässt Schmoll dabei im Bereich des Bedrohlich-Ungefähren. "Das Kindeswohl spielt dabei nicht die entscheidende Rolle", kritisiert sie das Gender Mainstreaming und befürchtet "Folgen für die Bindungsfähigkeit von Kindern". Es werde zu wenig "offengelegt", wie sich das im Kindergarten auswirke. "Es geht nämlich um mehr, als Mädchen aus der Puppenecke und Jungs aus der Baukastenecke zu locken."
Eine solche Offenlegung startet aber auch Schmoll nicht, denn sie bemüht nur die Theorie: "Anhänger der Gender-Theorie nehmen an, dass sich das biologische Geschlecht bis zur Belanglosigkeit dekonstruieren lässt. Geschlechtsunterscheidungen wären dann nur die Ergebnisse sozialer Prägung, in den Augen der Gender-Theoretiker geradezu gewaltsame Zuschreibungen von Identität, häufig unter dem Diktat der Heterosexualität."
Unter Bezug auf Judith Butler schließt sie: "Ziel einer solchen Erziehung wäre, dass jeder Einzelne seine geschlechtliche Identität am Ende aus einer Vielzahl von Auswahlmöglichkeiten herauszufinden vermag."
Die dritte Attacke der FAZ gegen Bildungspläne

"Angst vor 'Pornografisierung' der Schule", der ebenfalls heute erschien, zeigt die vermeintlichen Folgen der Bildungspläne (Bild: Screenshot faz.net) Eine Karikatur zum FAZ-Artikel
Bereits Mitte Oktober war ein FAZ-Artikel mit dem Titel "Unter dem Deckmantel der Vielfalt" mit viel Homophobie und vielen Verdrehungen gegen Schulaufklärung zu Felde gezogen, eine Woche später durfte erneut ein Autor vor "Umerziehung der Gesellschaft" und einer "Förderung von Kindesmissbrauch" warnen (queer.de berichtete).
Beide Artikel werden wie einige weitere aus den letzten Wochen von Bildungsplangegnern fleißig geteilt. Die Initiative "Schützt unsere Kinder" veröffentlichte am Dienstag bereits Auszüge aus dem neuen FAZ-Artikel. "Sehr selten wurden die Eltern, die gegen die rot-grünen Bildungspläne in BW, NRW und Niedersachsen protestieren, derart in Schutz genommen", kommentiert die Initiative.
Nach etlichen Demonstrationen in Stuttgart hatte sich die homophobe Bewegung zuletzt breiter aufgestellt. Am kommenden Samstag demonstrieren "Besorgte Eltern" zusammen mit Jürgen Elsässer vom rechten Magazin "Compact" in Dresden (queer.de berichtete), für den Samstag danach hat die "Initiative Familienschutz" zu einer "Demo für Alle" in Hannover aufgerufen (queer.de berichtete). In beiden Städten sind Gegenproteste geplant (queer.de berichtete). (nb)
