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Kirche macht Stimmung gegen Homosexuelle
Kardinal: Lebenspartnerschaft ist "trojanisches Pferd"
- 11. November 2014 2 Min.

Angelo Bagnasco ist der Erzbischof von Genua und Chef der Bischofskonferenz
Die italienische Bischofskonferenz macht gegen die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare mobil: Die Menschheit ist wieder einmal in Gefahr.
Der italienische Kardinal Angelo Bagnasco, der Chef der nationalen Bischofskonferenz, hat davor gewarnt, dass die staatliche Anerkennung von homosexuellen Paaren das Wohleregehen von traditionellen Familien gefährde. Wie die Tageszeitung "Corriere della Sera" berichtet, erklärte der 71-Jährige am Montag bei einem katholischen Treffen in Assisi: "Es ist nicht zu verantworten, die Familie zu schwächen, indem neue Formen geschaffen werden", so Bagnasco.
"[Die Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften] verwirrt die Menschen und ist eine Art trojanisches Pferd, welches den Kern der Menschheit untergräbt", sagte der Kardinal weiter. Die klassische heterosexuelle Familie würde die Nation zusammenhalten und müsse daher privilegiert bleiben.
Hintergrund der Aussage ist der Plan der Mitte-Links-Regierung, in Italien eingetragene Partnerschaften nach deutschem Vorbild einzuführen (queer.de berichtete). Darüber soll in den nächsten beiden Monaten im Parlament debattiert werden.
Die Debatte wurde durch mehreren Bürgermeister angeheizt, die in den letzten Monaten begonnen haben, im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen anzuerkennen. Dieses Vorgehen wird von der Regierung in Rom allerdings als illegal bezeichnet (queer.de berichtete).
Sozialdemokraten wollen an Lebenspartnerschaft festhalten
Matteo Orfini, der Präsident der sozialdemokratischen Partei von Ministerpräsident Matteo Renzi, erklärte als Reaktion auf die Aussagen des Kardinals, dass die Regierung weiter an ihrer Gleichstellungspolitik festhalten wolle: "Ich wäre für die Ehe-Öffnung, aber das ist im Moment politisch nicht machbar. Daher sind Lebenspartnerschaften ein sinnvoller Kompromiss", sagte Orfini. Italien müsse in dieser Frage zu anderen fortschrittlichen Staaten aufschließen.
Dagegen ernetete der Kardinal Lob von der Partei "Neue Rechte Mitte", die als einzige christdemokratische Partei der Renzi-Regierung angehört. Die Abgeordnete Eugenia Roccella erklärte: "Die Aussagen von Kardinal Bagnasco über die Familie sind wie immer sehr deutlich: Kinder haben das Recht auf einen Vater und eine Mutter". Sie kritisierte, dass Bürgermeister dieses Recht "unterlaufen" wollten. Der "Neuen Rechten Mitte" gehört der Innenminister Angelino Alfano an, der erbitterste Gegner von Homo-Rechten in der Regierung.
Kardinal Bagnasco gilt als einer der erbittersten Homo-Gegner in der italienischen Kirche. 2007 setzte er Homosexualität mit Inzest gleich (queer.de berichtete). Er hat bereits wiederholt erklärt, dass die Homo-Ehe ein Versuch von Atheisten sei, die christliche Religion aus Europa zu verbannen. (dk)
