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  • 12. November 2014 14 4 Min.

Die Neonazis veröffentlichen Fotos von der Attacke im Internet

Rund 20 maskierte Männer stürmten das zweite "Drag Queen Fest" in Odessa. Die Neonazis sind Anhänger der Bewegung "Occupy Pedophilia".

Von Norbert Blech

In der Ukraine ist es erneut zu einem homophoben Überfall gekommen. Rund 20 Neonazis stürmten in der Nacht zum Sonntag das "Drag Queen Fest" im Club "Domino" in der Hafenstadt Odessa.

Die Männer seien gegen zwei Uhr vermummt vor dem Club aufgetaucht, berichtete der Veranstalter der Partyreihe gegenüber Medien, und seien dann in den Club eingedrungen und hätten Personen homophob beleidigt. Auf zwei mitgeführten Postern stand "Ebola ist besser als Schwuchteln" sowie "Koffer. Bahnhof. Holland."

Während die Polizei untätig geblieben sei, hätten sich die Angreifer, die mit Baseball-Schlägern, Schlagringen und ähnlichen Gegenständen bewaffnet waren, für fast eine Stunde Auseinandersetzungen mit dem Security-Personal des Clubs geliefert.

Anhänger der Bewegung "Occupy Pedophilia"


Auf Youtube führen die Neonazis unter anderem Schwule vor

Bei den Angreifern handelt es sich eigenen Angaben zufolge um die Gruppe "Das Erbe von Odessa", die aus Anhängern des russischen Neonazis Maxim Martsinkewitsch besteht. Der wurde bekannt als Gründer der Bewegung "Occupy Pedophilia" und ihrer zahlreichen Untergruppen, die unter anderem schwule Männer in eine Falle locken und demütigende Videos davon ins Netz stellen (queer.de berichtete).

Nach diesem Vorbild ist "Das Erbe von Odessa" auch aktuell in der Ukraine unterwegs: Im sozialen Netzwerk vk.com brüstet sich die Gruppe mit selbstgedrehten Videos, in denen sie schwule Männer sowie Drogendealer vorführt. Pikant: Die Videos werden nicht wie üblich beim russischen Anbieter VK gehostet, sondern stammen aus einem seit zwei Monaten aktiven, offiziellen Account der Gruppe bei Youtube.

Martsinkewitsch hatte vor rund einem Jahr die Ukraine besucht und dabei Gruppen wie diese in Odessa mit aufgebaut. Bereits vor einem Jahr hatten die Neonazis vor der ersten Ausgabe des "Drag Queen Fests" demonstriert, wurden aber von der Polizei vertrieben (queer.de berichtete).

Der russische Neonazi hatte auch in der Ukraine selbst Folter-Videos aufgenommen; ein Video, in dem ein Kandidat der TV-Show "The X Factor" gedemütigt wurde, sorgte für einige Medienöffentlichkeit. Das Land erließ später Haftbefehl, der Neonazi war aber inzwischen nach Kuba geflüchtet und von dort nach Moskau überstellt worden, wo man ihn inzwischen ebenfalls angeklagt hatte.

Im August war Martsinkewitsch wegen Volks­verhetzung zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt worden (queer.de berichtete), in einem Verfahren, dass keinen direkten Bezug zu der homophoben Bewegung hatte. Die Strafe wurde vor wenigen Tagen auf knapp unter drei Jahre reduziert, ihm drohen zugleich weitere Anklagen. Auch gegen andere Anführer von Occupy-Gruppen waren die russischen Behörden in den letzten Monaten vorgegangen.

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Überfälle in der Ukraine nehmen zu


Das Kino Zhovten in Kiew nach dem Brandanschlag

In der Ukraine hatte es zuletzt einige Attacken auf LGBT-Einrichtungen gegeben: Ende Oktober gab es einen Brandanschlag auf ein Kino in Kiew, in dem im Rahmen eines Festivals eine LGBT-Filmreihe gezeigt wurde (queer.de berichtete). Inzwischen stehen zwei Verdächtige unter Hausarrest, Schwulenfeindlichkeit wird als Motiv angenommen. Zwei Tage später protestierten Vermummte gegen eine weitere Filmvorführung.

Im Juli überfielen Nationalisten an zwei Tagen hintereinander einen schwulen Club der Hauptstadt (queer.de berichtete) – an dem Wochenende hätte dort eigentlich der CSD stattfinden sollen, der aus angeblichen Sicherheitsgründen von der Stadtverwaltung abgesagt worden war (queer.de berichtete). Im Juni hatten maskierte Männer einen Schwulenclub in Donezk überfallen.

Auch in den letzten Jahren hatte es immer wieder Attacken gegen Szeneeinrichtungen sowie gegen Aktivisten gegeben, auch wurde das Thema Homosexualität genutzt, um gegen eine EU-Annäherung des Landes zu agitieren (queer.de berichtete).

In der letzten Woche hatte die Partei des Präsidenten Petro Poroschenko auf Anfragen von LGBT-Organisationen angegeben, dass sie sich für die Sicherheit von LGBT-Personen einsetzen und homophobe Diskrimierung unter Strafe stellen wolle. Keine andere Partei hatte auf die Anfragen geantwortet.

Zugleich hatte international ein Bericht die Runde gemacht, der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, habe auf einer Konferenz in München der Grünenpolitikerin Lydia Dietrich gesagt, dass er sich nicht für Schwule und Lesben einsetzen wolle. Alle Berichte basieren auf einer einzigen vagen Pressemitteilung, Dietrich hat auf Anfragen von queer.de zum Thema nicht geantwortet.

 Update  13.11., 15.25h: Bestätigung des Klitschko-Zitats
Inzwischen hat Lydia Dietrich das Gespräch mit Vitali Klitschko gegenüber queer.de bestätigt: "Ich habe Herrn Klitschko meine und die Aktivitäten von Munich Kiev Queer erklärt und ihn darauf hingewiesen, dass es hier eine hervorragende Kooperation gibt", so die Grünenpolitikerin zu dem kurzem Zusammentreffen während der Eurocities-Konferenz in München letzte Woche. "Auch dass ich bereits drei Mal in Kiev war um die AktivistInnen dort beim CSD zu unterstützen. Dann habe ich ihn gebeten, diese Kooperation, die offiziell von der Stadt München unterstützt wird, ebenfalls zu unterstützen. Und ich habe ihn gebeten, unsere FreundInnen in ihrem Kampf um Menschenrechte dort zu unterstützen. Er sagte dann sehr herablassend: ' Menschenrechte finde ich immer gut, aber dafür werde ich nicht kämpfen.'" (nb)

-w-

#1 ZweifelAnonym
  • 12.11.2014, 11:30h
  • Vielleicht gehört dieses Land doch eher zu Russland als zu Europa...
  • Direktlink »
#2 anti homo gesetzAnonym

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