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Auftritt vor Gleichstellungsgegnern
Sarkozy will Ehe-Öffnung rückgängig machen
- 15. November 2014 3 Min.

Sarkozy am Samstag
In einer Debatte sagt der ehemalige Präsident Frankreichs erstmals, dass er Schwulen und Lesben das Recht auf eine Eheschließung wieder nehmen würde.
Die Massenbewegung gegen die Ehe-Öffnung in Frankreich hat am Samstag ihren bisher größten Erfolg gefeiert: Der ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy hat bei einer Debatte erstmals angekündigt, dass er schwulen und lesbischen Paaren wieder das Recht auf Ehe entziehen würde.
Bisher hatte Sarkozy zwar immer wieder die Ehe-Öffnung kritisiert, war Fragen zu einer Abschaffung aber ausgewichen. Bei der Debatte am Samstag mit den beiden anderen Bewerbern um den Parteivorsitz hatte Sarkozy zunächst von Änderungen am Gesetz gesprochen, war dann aber vom Saal ausgebuht worden.
Zu der Veranstaltung hatte die Organisation "l'association Sens commun" ("gesunder Menschenverstand") eingeladen. Dahinter steckt eine Denkfabrik, die mit dem rechten Flügel der Partei assoziiert ist und von Personen gegründet wurde, die an den "Demos für alle" teilgenommen hatten. Die ehemalige prominenteste Sprecherin der Bewegung, Frigide Barjot, saß bei der Debatte in der ersten Reihe.
"Das Taubira-Gesetz muss von oben bis unten neu geschrieben werden", sagte Sarkozy zunächst. "Wenn sie es bevorzugen, gesagt zu bekommen, dass wir es aufheben müssen, um ein neues Gesetz zu machen: Das bedeutet im Französischen das gleiche."
Gegen Adoptionsrecht

Die Ankündigung Sarkozys wurde am Samstagabend das Top-Thema auf den meisten Nachrichtenseiten Frankreichs
Später sagte Sarkozy, dass es keinen Sinn mache, "gegen Leihmutterschaft zu sein, wenn wir nicht das Gesetz aufheben. Mit der Ehe für Alle ist eine Unterscheidung zwischen Ehe und Elternschaft nicht möglich."
Sarkozy befürwortet stattdessen zwei verschiedene Rechtsinstitute: die Ehe für heterosexuelle Paare, ein weiteres für homosexuelle. Ein in der derzeitigen Ehe für Alle enthaltenes Adoptionsrecht hat er nicht im Sinn: "Das Recht auf ein Kind ist verrückt. Es gibt kein Recht auf ein Kind, es gibt ein Verlangen nach einem Kind."
Ihn störe "das andauernde Eindringen von Sexualität in die öffentliche Debatte", so Sarkozy weiter. Auch kritisierte er, dass die Bewegung "Manif pour tous" von Medien verteufelt werde. Zugleich beteuerte der Ex-Präsident, dass man sich seine Sexualität nicht aussuche und Schwule und Lesben das Recht auf ihre Liebe und ein Recht auf rechtliche Anerkennung hätten. Das französische Pendant zur eingetragenen Lebenspartnerschaft, der PACS, reiche dafür nicht aus.
Weiterer Kandidat für Aufhebung des Gesetzes
Sarkozys Mitbewerber Hervé Mariton hatte bei der Veranstaltung ebenfalls eine Aufhebung der Ehe-Öffnung versprochen. Bruno Le Maire, der sich bei der Abstimmung über die Ehe-Öffnung enthalten hatte, sprach sich hingegen gegen eine Aufhebung des Gesetzes aus und wurde vom Saal ausgebuht.
Sarkozy hatte bereits vor drei Wochen in einem TV-Interview gesagt, dass die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe durch die sozialistische Regierung verletzend für die Gegner der Gleichstellung gewesen sei und diese radikalisiert habe (queer.de berichtete). Wenige Tage zuvor hatte er seine Kandidatur zum Parteichef bekannt gegeben. Die Wahl findet Ende November statt. Es wird vermutet, dass Sarkozy sie nutzen will, um Präsidentschaftskandidat der Partei zu werden. Umfragen zufolge hat allerdings der frühere Premier Alain Juppé derzeit gute Chancen auf das Amt.
Laut einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IFO für das Magazin "Atlantico" sind 68 Prozent der Franzosen für die Ehe-Öffnung und 53 Prozent für ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. (cw)















Faschistoide Politiker sind zu allem fähig, von Rechtsbeugung bis hin zur Diktatur.
Frankreich kann sich nicht einfach so rückentwickeln.