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Angriff auf Professor Rüdiger Lautmann

FAZ weitet homophobe Kampagne aus

  • 24. November 2014 120 5 Min.

Ein Artikel ohne Überschrift, der angelegt ist, die "schwule Volkshochschule" zu diskreditieren

Die konservative Tageszeitung schießt sich in ihrer Sonntagsausgabe auf die LGBT-Stiftung Waldschlösschen ein – und schwingt mal wieder die Pädokeule gegen Schwule und Grüne.

Von Dennis Klein

Bereits seit Wochen führt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" eine Kampagne dagegen durch, dass Homo- und Transsexuelle in Bildungsplänen der Bundesländer erwähnt werden. Dies wurde etwa als "Umerziehung der Gesellschaft" und "Förderung von Kindesmissbrauch" bezeichnet (queer.de berichtete). Jetzt schaltet man bei der FAZ einen Gang nach oben: Nun sind nicht nur die Bildungspläne dazu da, um Kinder zu missbrauchen, der weite Arm der Pädos reiche bis zur homosexuellen "Kaderschmiede", der Akademie Waldschlösschen, heißt es in der jüngsten Ausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Das Waldschlösschen ist eine 1981 als "schwule Volkshochschule" gegründete Einrichtung in der niedersächischen Provinz, die sich zum bundesweiten Zentrum für LGBT-Aktivisten entwickelt hat. Hier wurde im vergangenen Jahr etwa als Reaktion über Homo-Hass in den Medien von LGBT-Journalisten der "Waldschlösschen-Appell" entworfen (queer.de berichtete).

Für Autorin Antje Schmelcher ist die Akademie aber offenbar in erster Linie ein Treffpunkt von Kriminellen, die es auf Kinder abgesehen haben. In ihrem auf Seite vier veröffentlichten Text, der außer dem "Waldschlösschen" nicht mal eine Überschrift hat, mischt sie ein paar homophobe Klischees zusammen und schießt sich dabei auch auf die Grünen ein. Das wird schon in der Einleitung deutlich: "Im Beirat sitzt ein Mann, der über 'Lust am Kind' geforscht hat. Und Jürgen Trittin. Er sagt, er habe nichts davon gewusst". Kein Zufall dürfte sein, dass sie den grünen Ex-Minister just während des grünen Parteitages in der Einleitung erwähnt – aber nur am Rande, dass auch die CDU-Politikerin Rita Süßmuth Beiratsmitglied ist.

Professor Rüdiger Lautmann in die Pädo-Ecke gestellt


Im Visier der Frankfurter Allgemeinen: Professor Rüdiger Lautmann (re.), hier mit seinem eingetragenen Lebenspartner Heiko Hinrichs (Bild: privat)

Der Text kritisiert vor allem den ebenfalls im Beirat sitzenden emeritierten Professor Rüdiger Lautmann, dem sie vorwirft, Sex mit Kindern gutzuheißen. Die Beweise gegen den "Mann mit Vorgeschichte" sind jedoch recht dürftig. "Der Kriminalsoziologe schrieb im Jahr 1980 in einer wissenschaftlichen Zeitschrift über Sexualdelikte unter der Fragestellung, ob es 'Verbrechen ohne Opfer' gebe. Dazu zählte er die Pädophilie", schreibt Schmelcher zum einen über Lautmann, räumt aber selbst ein: "Auf das Fragezeichen in der Überschrift legt Lautmann heute Wert".

Sein zweites Vergehen: "In seinem Buch 'Die Lust am Kind. Porträt des Pädophilen' aus dem Jahr 1994 berichtete Lautmann von sexuellen Kontakten zwischen pädophilen Männern und Kindern aus der Sicht der Männer. Die Befragung pädophiler Täter galt als wissenschaftliches Feldforschungsprojekt und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezuschusst." In der Tat stellte das vor 20 Jahren erschienene Buch sexuellen Missbrauch an Kindern teilweise unkritisch dar, weshalb sich Lautmann längst davon distanzierte und bewusst auf eine Neuauflage verzichtete.

Den Artikel der Sonntagszeitung ordnet Dr. Rainer Marbach, Vorstandvorsitzender der Stiftung Akademie Waldschlösschen, in eine "seit längerem laufende Kampagne gegen eine Politik der Akzeptanz von sexueller Vielfalt und Lebensformen" ein. Lautmann habe sich "niemals gegen die Strafbarkeit nach Paragraf 176" ausgesprochen. Und dass ein Soziologe für eine wissenschaftliche Arbeit in einer kriminologischen Studie zum Thema Pädosexualität eben diese Täter befrage, sei ja nichts Ungewöhnliches, "wenn auch zu kritisieren ist, dass in diesem Zusammenhang die Opfer nicht berücksichtigt wurden; denn: prinzipiell ist schon jede Kontaktaufnahme mit erotischem Hintergrund zwischen einem Erwachsenen und einem Kind als Missbrauch einzuschätzen, der zu einer Traumatisierung des Kindes führen kann." Das, so Marbach, "schmälert aber nicht die Bedeutung Lautmanns in Bezug auf die Erforschung der Diskriminierung Homo­sexueller in Geschichte und Gegenwart (Seminar: Homosexualität und Gesellschaft", Suhrkamp 1977)".

Nach der turnusmäßigen Sitzung des Stiftungsrats Waldschlösschen, die zufällig genau zur FAS-Veröffentlichung am Sonntag stattfand, veröffentlichte die Einrichtung zur Klarstellung eine "Bildungspolitische Position". Darin heißt es: "Die Strafbarkeit von sexuellen Handlungen mit Kindern stand seit ihrer Gründung und steht für die Akademie außer Frage, das gilt auch für sogenannte 'einvernehmliche' sexuelle Handlungen, die wir als strukturelle und sexualisierte Gewalt verurteilen". Diese Grundsätze wurden auch ausdrücklich von allen Beiratsmitgliedern geteilt.

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Der zweite homophobe Artikel von Antje Schmelcher

FAS-Autorin Antje Schmelcher hatte bereits im Oktober einen weiteren homophoben Artikel veröffentlicht: In "Unter dem Deckmantel der Vielfalt" griff sie insbesondere die schwul-lesbischen Aufklärungsprojekte von "SchLAu" an – und verbreitete die Mär, dass die Erwähnung von Schwulen und Lesben im niedersächsischen Bildungsplan dazu führen werde, dass Kinder bald an Schulen "Puffs planen" und "Massagen üben" würden. Auch der neue Artikel kommt nicht ohne Verweise auf SchLAu aus, das von der Akademie ausgebildet werde und eine "von der Norm abweichende Schule, die auch auf sexuelle Minderheiten aufmerksam machen will", erzielen wolle.

In einer Pressemitteilung (PDF) hatte SchLAu dabei längst die Fakten richtig gestellt und erklärt, warum man sich engagiere: "Noch immer zeigen Studien in trauriger Regelmäßigkeit, dass Homo- und Transphobie feste Bestandteile des Alltags in Schulen und Jugendeinrichtungen sind. So kann ein Klima gegenseitiger Feindseligkeit entstehen, unter dem nicht nur homo- und bisexuelle sowie transidente Jugendliche leiden, sondern das alle betrifft".

Genau dieses Klima der Feindseligkeit ist übrigens auch auf der FAZ-Webseite unter Schmelchers Artikel zu sehen: Hier zeigen Homo-Hasser, wie sie denken. So befürchten manche allen Ernstes, dass Schwule sich mit Schulpolitik ihren Nachwuchs züchten möchten: Ihr Ziel sei es, Kinder zu verunsichern, "weil man nicht mehr weiss ob man noch normal ticken darf. Das ist kein Fortschritt in meinen Augen sondern nur noch pervers und dekadent".

Die FAZ und viele ihrer Leser sehen Homosexuelle offenbar auch 2014 immer noch nicht als Menschen, sondern nur als unzüchtige Kinderschänder an.

-w-

#1 KonservativerAnonym
  • 24.11.2014, 16:31h
  • mir gefällt FAZ, ganz besonders Spalten "Feuilleton", "Reise" und "Politik"

    auch Kommentare sind dort meistens optimal, die von Journalisten genauso wie von Lesern
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#2 FoXXXynessEhemaliges Profil
  • 24.11.2014, 16:55h
  • Man sollte das ganze Personal der fAZ an die Luft setzen!
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#3 LorenEhemaliges Profil
  • 24.11.2014, 17:04h
  • Unvergessenen, wie die Autorin Schmelcher 2008 in der FAS in ihrem Artikel "Das Gespenst des Humanismus" so unverhohlen Lügen über den Humanistischen Verband Deutschlands in die Welt setzte, dass der Verlag der FAZ zu einer Gegendarstellung genötigt wurde und sage und schreibe sechs Lügen dieser Autorin richtigstellen musste. Dass man in Frankfurt dennoch weiterhin auf die Elaborate dieser verlogenen Hetzerin zurückgreift, lässt tief blicken in die homophobe Stimmungslage der Redaktion dieser Zeitung.
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