"Männer"-Chefredakteur David Berger hat seinen Verlag hinter sich (Bild: Wiki Commons / Jo Goede / CC-BY-SA-3.0)
Die Debatte um Rechtspopulismus in "Männer" unter Chefredakteur David Berger schlug auch einen Tag nach dem Anzeigenstopp der Deutschen Aids-Hilfe hohe Wellen.
Das schwule Magazin "'Männer' soll mit Chefredakteur David Berger weiter profiliert und debattenstark bleiben", erklärten die beiden Geschäftsführer Michael Taubenheim und Frank Zahn von der Bruno Gmünder GmbH am Dienstagnachmittag in einer Pressemitteilung. Damit reagierte der Verlag auf den Stopp der Werbeschaltungen durch die Deutsche Aids-Hilfe (queer.de berichtete). Die DAH hatte argumentiert, dass Chefredakteur David Berger in dem Magazin "mit teils rechtspopulistischen Aussagen" provoziere und damit ein Umfeld biete, das "wesentlichen Anliegen" der Kampagne "Ich weiß was ich tu" (IWWIT) zuwiderlaufe.
Die Gmünder-Führung bedauerte die Entscheidung der Deutschen Aids-Hilfe, "akzeptiert diese aber als Ausdruck des selbstverständlichen Rechtes eines jeden ihrer Kunden, frei darüber zu entscheiden, ob dieser mit ihr eine Geschäftsbeziehung unterhalten will oder nicht." Gleichzeitig stärkt sie Berger den Rücken, der als einer "der renommiertesten und profiliertesten Journalisten" gelobt wird.
David Berger sorgt sich um Pressefreiheit
Berger hatte sich bereits am Montag via Facebook weit weniger diplomatisch als seine Chefs geäußert. Er verbreitete, dass er mit der Entscheidung die Pressefreiheit in Gefahr sehe: "Das worum es jetzt geht, sind nicht Einzelpersonen oder ein Magazin, sondern die Frage, ob wir weiterhin Pressefreiheit und einen unabhängigen, nicht von Werbekunden käuflichen Homo-Journalismus in Deutschland wollen".
Auch Verlagsgründer Bruno Gmünder übte bei Facebook scharfe Kritik an der Aids-Hilfe: "Bei der DAH denkt man wohl, man kann noch größeren Zensur-Druck ausüben, wenn man das per Pressemitteilung rausschickt". Dazu postete er ein Fotos eines Aids-Teddys mit der Überschrift "Aids-Pressezensur-Award-Teddy".
Das Bild hatte Berger ebenfalls auf Facebook gepostet. In einem inzwischen gelöschten Post hatte er darum gebeten, Spenden für die DAH zum Welt-Aids-Tag zu überdenken, wenn man für Pressefreiheit und gegen Zickenkriege sei. In einem weiteren Kommentar schrieb er: "Alle Politiker, die ich heute Abend auf der Aids-Gala getroffen habe, haben mich darauf angesprochen. Und alle (jeglicher Couleur) haben von einem Skandal ohne Maß und Beispiel gesprochen… Kollegen von großen Tageszeitungen haben mich angerufen und mir klar gesagt: Wenn ihr jetzt einknickt, ist das das Ende der Pressefreiheit im Homo-Journalismus."
Öffentlich beigesprungen ist ihm allerdings fast niemand. In der lebhaften Diskussion in David Bergers Facebook-Profil attestierte lediglich "taz"-Redakteur Jan Feddersen Berger, er mache ein "ein Magazin für schwule Männer, das Haltung" zeige. Der Anzeigenstopp sei "albern und infantil". Kritiker von David Berger und "Männer" bezeichnete er "durch die Bank" als Menschen, die die homosexuelle Identität als "linkes Konzept" wahrnehmen und "Befindlichkeitsspiele" aufführten.
Als Grund für den Anzeigenstopp vermuteten Kritiker unter anderem einen "Racheakt" des ehemaligen Gmünder-Geschäftsführers und DAH-Vorstands Tino Henn, der nach der Insolvenz auf einem Schuldenberg sitzen blieb und keinen Platz im neugegründeten Unternehmen fand. Die seit 1. November tätige Bruno Gmünder GmbH gehört zu 45 Prozent wieder dem Verlagsgründer Bruno Gmünder und zu 55 Prozent dem Rechtsanwalt Frank Zahn. "Das ist Blödsinn", sagte Henn auf Anfrage von queer.de. "In der gesamten Diskussion im DAH-Vorstand habe ich mich für befangen erklärt. Dies ist auch in den Protokollen nachzulesen."
Lob für die DAH
Andere zeigten auf Facebook Verständnis für die DAH: Der frühere "hinnerk"-Chefredakteur und Hamburg-Pride-Vorstand Stefan Mielchen kommentierte die Entscheidung mit einem schlichten "Chapeau!" Margot Schlönke bezeichnete sie als "absolut verständlich", Barbie Breakout als "absolut richtig". Bergers früherer Stellvertreter bei der "Männer", Paul Schulz, der heute für die "blu" tätig ist, "freute" sich "über die Konsequenz der Jungs bei der DAH".
Christian Knuth von der "blu" kommentierte: "Es gab bisher immer einen kleinsten gemeinsamen Nenner in den Communitys – auch bei allen sonstigen Zickereien: Minderheitenschutz und das gemeinsame Ziel des Diskriminierungsabbaus selbiger wurde nicht angetastet. Dieser Status Quo wurde von DB mehrfach in Frage gestellt – und das auch im direkten Schlagabtausch mit IWWIT. Folgerichtig ist das hier eine nachvollziehbare Entscheidung."
AfD-Homos auf der Seite von "Männer"
Unterstützung erhielt "Männer" am Dienstag auch von Rechtsaußen: Die "Junge Freiheit" nutzte den Konflikt zu einem Artikel unter dem Titel "Homo-Szene streitet über Gender-Ideologie". Und die "Homosexuellen in der AfD" frohlockten via Facebook: "Auch David Berger (MÄNNER) steht – wie auch wir – für einen neuen Weg der Schwulenbewegung. Linke, Grüne und LSVD sind nicht das alleinige Sprachrohr. Es gibt bürgerliche Alternativen". Berger ließ Mirko Welsch von der Gruppe auch in seinem Profil debattieren, während er weitere Kritiker wie Margot Schlönzke "entfreundete".
Der Lesben- und Schwulenverband will sich zu dem Thema nur sehr diplomatisch äußern. "Pressefreiheit ist ein hohes Gut, aber die Einschätzung der DAH hat natürlich auch bei uns ein großes Gewicht", sagte Jörg Steinert vom LSVD Berlin-Brandenburg am Dienstag gegenüber queer.de. Er fügte allgemein an, dass manche Berichterstattung in der Vergangenheit "schwer erträglich" war. Andere Verbände oder Personen wollten sich gar nicht äußern.
Die Berliner Aids-Hilfe konnte am Dienstag nichts zu dem Vorfall sagen. Weil die Aids-Gala am Tag zuvor bis in die frühen Morgenstunden angedauert hatte, war bis zum Nachmittag kein Pressesprecher zu erreichen. Diese Veranstaltung war vom Bruno Gmünder Verlag unterstützt worden.
"Just Dave's Blog" kommentierte: "Letztlich ist es von der DAH ein logischer Schritt, das Magazin 'Männer' von seiner Liste der relevanten Medien zu streichen. Inhaltlich und von den Werten passen beide tatsächlich nicht zueinander." Der Blogger "Gay West" hingegen forderte von der DAH: "Kümmert Euch um Aids-Prävention, nicht um Politik! Um Aids-Prävention für alle. Zielgruppengerecht. Nicht nur für linke Homos." (dk)
Gut so! Es bleibt zu hoffen, dass David Berger und "Männer" jetzt konsequent an der Linie festhalten. Es muss zu den linksextremen Medien der Schwulenbewegung eine bürgerliche Alternative geben! Da die bürgerlich Schwulen mit großem Abstand die Mehrheit stellen (die Linken schreien nur lauter), wird sich das für den Verlag auch wirtschaftlich rechnen.