https://queer.de/?22768
Zur Debatte um David Berger
Trolle bitte nicht füttern!
- 26. November 2014 4 Min.

"Männer"-Chefredakteur David Berger trollt nahezu täglich auf allen Kanälen und oft unter der Gürtellinie – wer auf Facebook noch nicht von ihm geblockt wurde, kann ein Lied davon singen (Bild: Dominik Dierich (Montage), Dreamworks, Wiki Commons / Jo Goede / CC-BY-SA-3.0))
Der Anzeigenstopp der DAH in "Männer" ist eine verständliche Verzweiflungstat – und dennoch falsch!
Von Micha Schulze
Rumort hat es schon lange in der Community. Nicht nur bei der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) hat man sich gefragt, was man David Bergers nahezu täglichen Beleidigungen, Grenzüberschreitungen, Provokationen und Verleumdungen entgegensetzen kann und muss.
Der "Männer"-Chefredakteur trollt auf allen Kanälen und oft unter der Gürtellinie – gegen den von "bestimmten Parteien finanziell abhängigen" LSVD, gegen dicke "Body-Phobiker", grundsätzlich gegen Muslime, gegen alle Linken, gegen "Homo-Altbewegte in Veteranensentimentalität", selbst gegen die freundlichsten Kritiker, gegen den "Zwang zum Tuntigsein" und die Vielfalts-Kampagne der DAH, natürlich gegen queer.de und "blu" sowie gegen Feministinnen und "Gender-Wahn". Inzwischen nutzt David Berger den Begriff "queer" nur noch als Schimpfwort – mehr muss man eigentlich nicht sagen über den Chefredakteur eines schwulen Magazins…
Dass die DAH, die selbst angegriffen wurde, jetzt mit einem Anzeigenstopp in "Männer" reagierte, ist vor diesem Hintergrund auf jeden Fall verständlich – und doch hätte ihr mehr Gelassenheit gut zu Gesicht gestanden.
"Männer" ist nicht die schwule Version der "Jungen Freiheit"

Viel Wirbel um nichts? "Männer" verkauft pro Ausgabe weniger als 4.000 Exemplare
Zwei Grundsätze der Aids-Prävention sehe ich verletzt. Erst im Oktober hatte die DAH zum einen unter dem Motto "Jeder wie er will: Spießig, derb oder tuntig!" eine hervorragende Kampagne für Vielfalt in der Szene gestartet (queer.de berichtete) – um nun ausgerechnet selbst auszugrenzen. Ob man es will oder nicht: Zu dieser schwulen Vielfalt gehört auch ein Stammtisch-Troll wie David Berger, dessen größtes Problem nicht seine politischen Überzeugungen, wenn er denn welche hat, sondern seine Profilneurosen sind. Die Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Positionen in der Community muss natürlich geführt werden, aber bitte nicht via Pressemitteilung und Fokus auf eine Person.
Zum anderen gehört zu einer vernünftigen strukturellen Präventionsarbeit auch immer die Unterstützung schwuler Medien – die die Botschaften der Aids-Hilfen von Beginn an transportieren und heute mehr denn je auf jeden Cent angewiesen sind. Mit dem Ausschluss von "Männer", das trotz einiger unsäglicher Texte nun wirklich keine schwule "Junge Freiheit", sondern in erster Linie ein harm- wie belangloses Lifestyle-Magazin ist, scheint sich die DAH endgültig von einem wichtigen Grundprinzip verabschiedet zu haben. Und in der Redaktion sitzt Berger übrigens nicht allein.
Der öffentlichkeitswirksame Anzeigen-Boykott der Deutschen Aids-Hilfe mag einigen die Augen geöffnet haben, hat aber letztlich die Community nur weiter gespalten, im Hause Gmünder die Reihen geschlossen und eine von Berger aufgebaute angebliche Rechts-Links-Front zementiert, die den Kampf für Akzeptanz und gleiche Rechte nur schwächt. David Berger unterdessen kann sich abermals als Opfer gerieren und sich über die Riesenaufmerksamkeit freuen. Wobei er sich – und das ist zumindest ein schöner Nebeneffekt – durch seine völlig überzogenen Wut-Vorwürfe von "Zensur" und "Angriff auf die Pressefreiheit" nur weiter selbst demontiert.
Elefant im schwulen Porzellanladen
Es ist eh nur eine Frage der Zeit, bis der neue Chef der Bruno Gmünder GmbH die Notbremse zieht, weil er von ganz alleine merkt, dass sich ein unberechenbarer Selbstdarsteller ohne jede Manieren, der schamlos mit dem rechten Rand flirtet und sich wie ein Elefant im schwulen Porzellanladen benimmt, kaum als Gesicht des gerade erst aus der Insovenz geretteten Verlages eignet.
Nicht ausgeschlossen ist auch, dass David Berger recht bald von sich aus ein neues Betätigungsfeld findet, das ihm mehr Öffentlichkeit bietet – denn das ist einzige Kriterium, das wirklich für ihn zählt. Der aktuelle Wirbel um den DAH-Anzeigenstopp steht in keinem Verhältnis zur Bedeutung des Magazins "Männer", das im Monat nicht einmal mehr 4.000 Exemplare verkauft. Nicht ohne Grund forcierte Berger als Chefredakteur den verschlafenen Ausbau der Homepage und veröffentlicht nebenbei in der Huffington Post, um überhaupt wahrgenommen zu werden.
Doch hier im Netz, daran sei noch einmal erinnert, hat sich eine Regel bewährt: Trolle bitte nicht füttern!
Micha Schulze ist Geschäftsführer von queer.de. Warum Chefredakteur Norbert Blech den Anzeigenboykott der DAH dagegen richtig findet, wird er in einem folgenden Beitrag begründen.














